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Faunblut

Faunblut

Titel: Faunblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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ja.«
    Jade zog ihre Hand zurück. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Die Dämonenfratze tauchte vor ihren Augen auf. Aber auch das andere Gesicht, die sanften Züge des toten Echos. Im Augenblick wusste sie nicht mehr, auf welcher Seite des Flusses sie stand.
    »Jade? Du … sagst gar nichts.« Etwas Verletzliches, Sehnsuchtsvolles schwang in Fauns Tonfall mit. Seine Hand strich zart über ihre Wange und hinterließ einen prickelnden Funkenschauer auf ihrer Haut. Sosehr sie sich auch an ihrem Verstand festklammerte, ihr Körper reagierte auf ihn, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte: Haut in warmen Flammen, Schauer, das Flirren der Sehnsucht in ihrem Bauch.
    »Soll ich gehen?«, flüsterte Faun.
    Sie wollte ihm antworten, aber es gelang ihr nicht einmal, den Kopf zu schütteln. Faun nahm ihre Hand, führte sie zu seinen Lippen und küsste behutsam ihre Handfläche. Dann schloss er ihre Finger um diesen Kuss, als wäre er ein Abschiedsgeschenk. »Du bestimmst die Regeln«, sagte er mit belegter Stimme. »Sag, dass ich gehen soll – und ich komme nie wieder in deine Nähe.« Irritierenderweise hörte es sich so an, als würde er darauf hoffen, dass sie ihn fortschickte. Doch Jade machte den letzten Schritt auf Faun zu und schlang die Arme um seinen Hals.
    »Ich denke gar nicht daran, es dir so leicht zu machen! Du kannst mich nicht küssen und einfach wieder verschwinden!«
    Als hätte er nur auf diese Antwort gewartet, zog er sie an sich. »Du hast keine Ahnung, worauf du dich einlässt«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    »Das werden wir noch sehen«, erwiderte sie und vergrub ihre Finger in Fauns Haar. Seine Lippen waren warm und sein Kuss wild und zärtlich zugleich. Ein Teil von ihr wollte sich einfach fallen lassen, aber die Jade, die immer noch wachsam war, fasste nach seinen Handgelenken. Faun hielt sofort inne und holte Luft.
    »Ich bestimme die Regeln«, flüsterte sie ihm lächelnd zu.
    Sie zog ihn mit sich, bis sie auf dem Bettrand saßen. Auch nachdem sie seine Handgelenke losgelassen hatte, versuchte er nicht, sie zu umarmen. Diesmal war sie es, die ihn küsste. Als er ihre Lippen auf seinem Mund spürte, sog er scharf die Luft durch die Nase ein. Jade spürte, wie er mit sich rang, doch dann gab er dem weichen Druck ihrer Zunge nach und öffnete die Lippen. Es war wie Fallen und Aufgefangenwerden in einem, ein glühender Strom von Empfindungen, die sie beide in einen Strudel aus Wärme und Licht zogen. Als sie eine ganze Weile später aus diesem Kuss wieder auftauchten, lagen sie zurückgesunken und eng umschlungen auf dem Ebenholzbett. Es war, als würden sie glücklich und atemlos von einem langen Lauf am Strand stehen, erhitzt, süchtig nach kühlem Wasser, nur noch einen Schritt vom Meer entfernt. »Soll ich … jetzt gehen?«, fragte Faun heiser. Jade schüttelte den Kopf. Vorsichtig knöpfte sie das kostbare Samthemd auf und schob die Hand unter den Stoff, bis sie endlich warme, nackte Haut fühlte. Es war berauschend, und auch Faun reagierte auf ihre Berührung und setzte sich auf, damit sie ihm das Wams über die Schultern streifen konnte. Sein Hautduft hüllte sie ein. Jade streifte mit den Lippen über seine Schultern, seine Brust und lächelte, als sie fühlte, wie er vor Anspannung bebte. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, doch sie lösten sich sofort, als sie seine Arme zu sich heranzog und sie sich um die Taille legte. »Und jetzt du«, flüsterte sie ihm zu.
    *
    Flügelschlag weckte sie und das Kratzen von Krallen auf dem Dach. In der Frühmorgenluft klang jedes Geräusch so geschliffen klar wie Kristall. Selten hatte Jade so traumlos und tief geschlafen, und als sie sich an das Echo im Fenster erinnerte, kam ihr das Bild so unwirklich vor, dass sie nicht einmal Angst verspürte. Viel wirklicher war der langsame Pulsschlag, den sie an ihrer Handfläche fühlte. Einen Augenblick fürchtete sie, das könnte der Traum sein. Vorsichtig blinzelte sie noch einige Male und atmete tief ein. Schnee. Moos. Faun!
    Er schlief noch. Seine Wimpern bebten noch leicht im Traum, und er sah so verletzlich aus, dass Jade lächeln musste.
    Sie lagen eng aneinandergeschmiegt auf dem Ebenholzbett, auf Decken, die rau waren und noch schwach nach Meerluft und dem nassen Holz von Schiffen rochen. Früher hatte sich der Wind in diesen Stücken von Segeltuch gefangen, doch nun hatte Jade das Gefühl, dass sie selbst in einer Strömung trieb – und im Moment war es ihr gleichgültig, ob die Reise einem Ufer

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