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Fay - Das Vermaechtnis des Blutes

Fay - Das Vermaechtnis des Blutes

Titel: Fay - Das Vermaechtnis des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. Hudspeth
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richtig fassen was soeben geschehen war und sah sich in ihrem Zimmer um. Außer ihr war niemand sonst anwesend.

    „Gut gemacht, Dalila!“, lobte sie die liebliche Stimme.

    „Und jetzt wach auf!“

    *****

    Noch völlig benommen erwachte Dalila aus einem seltsamen Traum. Schlaftrunken rieb sie sich die Augen und stelle fest, dass der Zugwaggon wieder hellerleuchtet war. Es brauchte einige Momente bis sie sich an das Licht gewöhnt hatte. Anschließend streckte sie sich und gähnte ausgiebig, denn mittlerweile kam ihr die gepolsterte Sitzbank hart wie Stein vor. Da sie bereits schon so lange darauf verweilte taten ihr davon sämtliche Knochen weh. Noch dazu fröstelte es sie, denn durch das Abteil wehte unablässig ein kalter Luftzug.
    Das waren nicht gerade die besten Voraussetzungen um solch eine lange Reise ohne kleinere Wehwehchen zu überstehen. Wenn es so weiter ging, konnte man sie bei ihrer Ankunft gleich wieder in ein Krankenhaus verfrachten, um sich von den Strapazen der Zugfahrt zu erholen.
    Durchgefroren wie sie war, steckte sie die Hände in ihre Jackentaschen, da ihre Finger kalt wie Eiszapfen geworden waren. Als sie ihre Hände darin abwechselnd ballte und spreizte, um den Blutfluss anzukurbeln wurde sie von irgendetwas an ihren Fingerkuppen gekitzelt. Dalila fragte sich was das wohl sein konnte und zog das flaumige Etwas das sie ertastet hatte heraus. Im selben Moment indem sie das Etwas im nüchtern kalten Licht erblickte, erstarrte sie. In ihrer Hand hielt sie eine schwarzglänzende Rabenfeder, die genauso aussah wie diejenige aus ihrem Traum.

    Wie war das nur möglich, oder träumte sie etwa noch immer?

    Dalila kniff sich einmal kurz in den Unterarm. Nur so konnte sie sicher gehen tatsächlich wach zu sein. Es tat weh. Demnach träumte sie also nicht mehr. Eingehend betrachtete sie die Rabenfeder von beiden Seiten und ließ sie durch ihre Finger gleiten. Die Feder war ein sehr hübsches Exemplar und schimmerte im Licht.
    Womöglich hatte sie diese irgendwann einmal gefunden und wollte sie aufheben, weil sie sie so schön fand. Im Nachhinein musste der Fund wohl in Vergessenheit geraten sein. Dies war zumindest die einzig logische Erklärung dafür gewesen, wie die Rabenfeder den Weg in ihre Jackentasche finden konnte.
    Alles andere hätte sonst an Zauberei gegrenzt und die gab es nur in Märchen.

    „Nächster Halt, Fairyhill!
    Möge der Fahrgast im ersten Waggon bitte aussteigen!“ Automatisch blickte Dalila zur Decke hoch, obwohl die Durchsage nicht von den Lautsprechern stammte sondern wie schon zuvor von dem Stimmchen, das sich scheinbar in ihren Gehörgängen eingenistet hatte. Diese bizarre Begebenheit für die sie keine Erklärung parat hatte, verwunderte sie nach wie vor und ließ sie ins Grübeln kommen. Sich darüber den Kopf zu zerbrechen machte jedoch keinen Sinn. Denn egal wie sie es drehte und wendete, dafür gab es einfach keine logische Erklärung.
    Dalila prustete laut aus und beeilte sich, denn der Zug war bereits zum Stehen gekommen. Zwar wusste sie nicht wozu sie die Rabenfeder noch benötigen könnte, doch sicherheitshalber verstaute sie diese vorerst in der Brusttasche ihrer Jacke. Vielleicht würde sie zu einem späteren Zeitpunkt wissen, was sie damit anstellen sollte.

    *****

    Die Bahnstation sah nicht so aus wie man sich einen Bahnhof vorstellte. Einzig am hölzernen und nahezu verwitterten Schild, auf dem gerade noch so das Wort FAIRYHILL zu erkennen war, konnte Dalila feststellen, dass sie sich am richtigen Ort befand. Außer der fragilen Erscheinung einer provisorisch zusammengeschusterten Sitzbank gab es sonst nichts mehr. Wenigstens beleuchtete der seichte Schein einer einsam dastehenden Laterne den Geisterbahnhof. Doch nur eine kleine Fläche, bemessen vom Laternenpfahl aus, wurde von dem blassorangen Schein erfasst und in ein gespenstisches Licht getaucht.

    Ohne das Pfeifsignal des Schaffners setzte sich der Zug geräuschlos wieder in Bewegung. Mit Staunen stellte Dalila fest, dass sämtliche Waggons fehlten, bis auf das ihre, in dem sie zuvor gesessen hatte. Des Weiteren hatte der Zug sein äußeres Erscheinungsbild verändert. In der Dunkelheit wirkte der Zug nicht mehr wie ein schwerfälliger Eisenkoloss, sondern wie eine futuristische und aerodynamisch aussehende Hochleistungsmaschine.

    War es etwa möglich, dass der Zug sogar über dem Boden schwebte?

    Dalila traute ihren Augen kaum und kniff sie fest zusammen. Das war einfach zu viel für sie.

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