Fay - Das Vermaechtnis des Blutes
nach Luft und machte ein paar tiefe und erlösende Atemzüge.
„Puh!
Danke, jetzt geht es mir besser.“ Sobald sich Dalila von ihrem Bett erhoben hatte schmiegte sich das Tier wie zur Beschwichtigung an ihre Beine und kitzelte ihre nackten Waden mit ihrem langen, samtenen Fell.
Dalila kümmerte sich nicht weiter um den vierbeinigen Hausgast und begab sich ins Badezimmer, um sich den Schlaf aus dem Gesicht zu waschen. Auf dem Weg dorthin stellte sie fest, dass ihr die Katze wie ein Wachhund auf Schritt und Tritt folgte. Selbst als sie ins Erdgeschoss ging und die Küche aufsuchte, wich ihr das majestätische Tier nicht von der Seite. Es passte sich sogar ihrer Schrittgeschwindigkeit an. Dalila konnte sich nicht daran erinnern jemals solch eine anziehende Wirkung auf andere Katzen ausgeübt zu haben. Wunderlich kam ihr das Verhalten ihres struppigen Anhängsels schon vor, doch sie machte sich nichts weiter daraus.
„Na, hast du gut geschlafen?“, wollte Daphne wissen die in der Küche hantierte und ein üppiges Frühstück vorbereitete. Dalila blieb die Sprache weg, als sie ihre Großmutter in einem wunderschönen Nachtkleid erblickte. Bei Tageslicht war sie sogar noch schöner als ohnehin schon. Im Sonnenlicht schimmerte ihr blondes Haar als seien goldene Fäden darin eingewoben. Und durch den zarten Stoff konnte man ihre weiblichen Rundungen erkennen. Verstohlen blickte Dalila an sich herunter. Obwohl sie ein ebenso schönes Nachtgewand trug, kam sie sich im Vergleich zu Daphne vor als ob sie in Lumpen gehüllt sei.
Sichtlich verunsichert beantwortete der Teenager die Frage mit einem stummen Nicken und setzte sich an den gedeckten Tisch.
„Ich hoffe du hast Hunger! Greif zu, solange die Pfannkuchen noch warm sind!“, meinte Daphne und brachte schon die nächste Ladung auf einem Tablett heran. Dalila packte sich mehrere davon auf ihren Teller und ertränkte die süßen Teigfladen in noch süßerem Sirup, während ihre Großmutter ihr eine Tasse Tee eingoss.
„Was ist das?“, fragte Dalila mit gerümpfter Nase, als sie den würzigen Dampf einatmete der von dem heißen Gebräu aufstieg. In der Tasse schwammen gelbe Stückchen und grüne Blätter.
„Das ist Ingwertee, den ich mit frischer Pfefferminze verfeinert habe.“ Dalila betrachtete den Trunk voller Skepsis. Daphne kam nicht umhin ihren zweifelnden Blick zu bemerken.
„Ingwer reinigt den Körper und Minze erfrischt den Geist“, erklärte sie ihr knapp.
„Glaub mir, die milde Schärfe des Tees wird dir bestimmt schmecken“, sicherte sie ihr zu und ermunterte sie mit erwartungsvollen Augen, von dem Gebräu zu kosten. Dalila riss sich zusammen und nahm einen Schluck. Sie führte den Rand der Tasse an ihre gespitzten Lippen und ließ ein wenig der seltsam duftenden Flüssigkeit in ihren Mund sickern. Innerlich bereitete sie sich auf ein fürchterliches Geschmackserlebnis vor. Doch widererwartend schmeckte ihr der Trank, den Daphne in einem Kupferkessel aufgesetzt hatte. Gebannt wartete die nun auf ein Urteil ihrer Enkelin.
„Mmh, schmeckt wirklich gut“, gestand sie ihr und nahm wie zur Bekräftigung ihrer Aussage einen weiteren Schluck davon. Da fiel ihr wieder das rothaarige Fellungetüm ein. Dalila suchte den Küchenboden ab, doch das Tier war nirgends zu sehen.
„Sag mal Daphne, was ist das eigentlich für eine Rasse? Das Vieh ist wirklich riesig!“ Daphne drehte sich zu ihr um und sah zu, wie sie genüsslich ein großes Stück Pfannkuchen mit der Gabel an ihren Mund führte. Es triefte nur so von all dem Sirup.
„Ich verstehe nicht was du meinst? Von was für einem Vieh sprichst du denn?“, fragte sie verwirrt. Dalila hielt mit dem Kauen inne und sah Daphne erstaunt an.
Wie konnte sie nicht wissen, von welchem Tier sie sprach? Die Riesenkatze mit dem rotleuchtenden Fell war schließlich nicht zu übersehen.
„Na von deinem Haustier. Diese rote Monsterkatze die mich heute Morgen mit ihrem Gewicht beinahe zerquetscht hätte, weil sie sich ausgerechnet mich als Schlafplatz rausgesucht hatte!“, erinnerte sie Daphne an den tierischen Mitbewohner, den sie scheinbar vergessen hatte ihr gegenüber zu erwähnen. Als sie dies hörte, ließ sie erschrocken den Pfannenwender aus ihrer Hand gleiten.
„Weder besitze ich eine Katze noch sonst irgendein anderes Haustier“, stammelte Daphne und legte ihre Stirn in Sorgenfalten.
„Oh. Okay dann hat sich das Vieh anscheinend irgendwie ungesehen Zutritt zum Haus verschafft.
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