Fay - Das Vermaechtnis des Blutes
verstaute sie in einer der Schubladen der Kommode. Die restlichen Sachen ließ sie in der Reisetasche, denn sie hatte das Gefühl ihre alte Kleidung würde sich im Kleiderschrank neben all den zarten Kleidchen nicht so gut machen. Unter dem Bett war ein guter Ort, um die Tasche dort zwischenzulagern.
Anschließend durchforstete sie neugierig die vielen verschieden großen Schubfächer der Kommode. Da sie sich in den letzten Stunden schon ein Bild von Daphne machen konnte war ihr klar, dass diese Frau voller Überraschungen steckte. Also vermutete der Teenager, dass sie sich noch auf einiges gefasst machen musste.
Als sie erneut eine der Schublade aufzog bestätigte sich ihr Verdacht, denn diese war mit Kosmetikartikeln bis an den Rand aufgefüllt. Argwöhnisch inspizierte Dalila den Inhalt der Lade, denn mit Schminke hatte sie bisher weniger zu tun. Mit Mascara, Ruge und Lidschatten war sie bislang auf Kriegsfuß gestanden, denn wann immer sie Make-up aufgelegt hatte, sah sie entweder wie ein Zirkusclown aus, oder wie ein Waschbär. Denn dank ihrer ungeschickten Handführung hatte sie es stets zustande gebracht mit der Wimperntusche derart zu klecksen, dass sie ihr eigenes Spiegelbild meist nicht wiedererkannte. Irgendwann hatte sie es freiwillig aufgegeben sich wie ihre Mitschülerinnen anzupinseln, die dieses kunstvolle Handwerk sehr viel besser beherrschten als sie.
Mit einem lauten Seufzer schloss sie das Schubfach und fragte sich, was Daphne wohl noch so alles für sie in Petto hielt.
*****
Im Flur roch es angenehm nach Zedernholz. Auf dem Weg zum Badezimmer entdeckte Dalila überall Blumenarrangements und kleine verspielte Duftspender, die diesen Geruch verströmten und der sie augenblicklich an den Wald erinnerte.
In ihrer alten Heimat gab es keine Wälder in der Umgebung und Grünanlagen waren sehr spärlich angelegt. In Fairywicket konnte sie nun ihrer Naturliebe mit Herzenslust frönen. Ausgedehnte Waldspaziergänge oder auch nur im Freien in der grünen Natur sitzen und entspannen waren nun keine Wunschvorstellungen mehr, sondern konnten in ihrem neuen Zuhause tagtäglich umgesetzt werden.
Warmer Dunst kam ihr entgegen, als sie das Badezimmer betrat. Unzählige Kerzen, deren kleine Flammen durch den Luftzug der geöffneten Tür aufgeregt umhertanzten und sich in der Wasseroberfläche der Wanne spiegelten, tauchten das Bad in ein schummrig sinnliches Licht.
Überall standen Tiegel, Fläschchen und Flakons herum, die mit verschnörkelter Schrift gekennzeichnet waren. Seifen, Shampoos und Spülungen, Pflegelotionen und Badeessenzen. Alles schien aus eigener Herstellung zu stammen.
Da jede Pflegereihe farblich aufeinander abgestimmt war, entschied sich Dalila für die Farbe Lila. Als sie den Verschluss des Öls öffnete mit dem sie ihr Badewasser anreichern wollte, stieg ihr milder Lavendelduft in die Nase
Im Anschluss entledigte sie sich ihrer Kleidung und stieg in die Wanne. Das wohlig warme Nass umfing ihren Körper und hüllte sie in eine sorglose Schwerelosigkeit ein. Es dauerte nicht lange bis sich ihr Körper Stück für Stück zu entspannen begann. Dank der vielen Blüten und Kräuter die auf der Wasseroberfläche trieben, überkam sie das Gefühl als ob sie in einem Meer aus Blumen badete.
Sie lehnte ihren Kopf zurück und atmete genüsslich die wohltuenden Dämpfe ein, die ihre Wirkung nicht verfehlten. All die Anspannung und die Trauer der vergangen Stunden fielen von ihr ab, deren Last unheimlich schwer zu tragen gewesen war.
Doch die Ruhe dauerte nicht lange an, denn klammheimlich drängten sich erneut sorgenvolle Gedanken in ihr Bewusstsein. Gedanken über Abigale Woods.
Wer würde sich denn fortan um die alte Dame kümmern? Und was würde aus ihrem Hobby, dem Schwimmen werden? Gab es denn in Fairywicket überhaupt ein Stadtbad in dem sie weiterhin ihre Bahnen ziehen konnte?
All ihre Sorgen wurden jedoch von einer weiteren Frage überschattet.
Wie war es Daphne nur möglich gewesen in all den Jahren ihr jugendliches Aussehen zu behalten?
Dalila war bewusst, dass die derzeitige Schönheitschirurgie schon sehr große Fortschritte diesbezüglich gemacht hatte, doch zaubern konnten selbst die Götter in Weiß nicht, doch genau danach sah Daphne aus. Nach Zauberei.
Ihr blieb nur daran zu glauben, dass ihre Großmutter Wort hielt und schon am nächsten Morgen all die vielen Fragen beantwortete, die einer Aufklärung bedurften. Unter anderem Daphnes geheimer Jungbrunnen und die
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