Fay - Das Vermaechtnis des Blutes
betitelt.
Zu dieser Zeit wollte ich sie unter gar keinen Umständen alleine lassen. Denn als der Tod das Band ihres Schwurs durchtrennt hatte, starb etwas in ihr.
Die Bindung zwischen einem Paten und seinem Halbblut, die durch einen gewaltsamen Tod getrennt wird, kann bei einem Halbblut eine tiefe Leere und unendlichen Kummer hervorrufen, und genau das war bei Daphne der Fall gewesen. Ohne Führung verfiel sie in eine Melancholie, die sie von innenheraus auffraß. Unaufhörlich wand sich der Kummer durch ihre Gedärme und trübte ihr Seele.
Als ich dann ihre Verzweiflung spürte empfand ich ein solch überwältigendes Mitgefühl, dass ich mich dazu bereit erklärte an die Stelle ihres Paten zu treten.
Aber nicht um seinen Platz einzunehmen. Nein. Ich versuchte ihr den Freund zu ersetzen, den sie verloren hatte. Nur solange bis sie wieder genug Mut und Kraft geschöpft hatte, um mit neuem Elan als Hüterin des Portals aufzutreten.
An dem Tag an dem sie es ohne mein Zutun geschafft hatte ihren menschlichen Alterungsprozess zu stoppen, war sie wie der Phönix aus der Asche auferstanden und noch mutiger und stärker als jemals zuvor.
Obwohl sie mich von da an nicht mehr brauchte war ich ihr so sehr ans Herz gewachsen, dass ich seit jeher jederzeit in ihrem Hause willkommen bin. Seit dem verbindet uns eine tiefe Freundschaft.“ Jo hatte ein Lächeln auf den Lippen, als er seine Geschichte beendete und Dalila war froh darüber gewesen, dass diese zumindest trotz einer Tragödie ein Happy-End besaß. Mehr denn je wurde ihr bewusst zu welch großer Güte die Lichtwesen fähig waren.
„So, genug der Märchenstunde! Du schlüpfst erst einmal in bequemere Sachen und ich zaubere uns noch Snacks die wir während des Films naschen können.“
„Aber bitte Menschensnacks und keinen grünen Faypudding oder dergleichen!“, neckte Dalila ihren Paten und rannte lachend die Treppen zu ihrem Zimmer hoch.
6) Eine Nacht mit Jo
Mit salzigem Popcorn und heißer Schokolade ausgestattet, machten es sich die beiden Nachteulen auf dem vorbereiteten Schlaflager bequem. Als Dalila den Anschaltknopf betätigte und der Bildschirm von Daphnes Steinzeitmodell dennoch schwarz blieb, drohte der geplante Filmeabend kurzzeitig ins Wasser zu fallen.
Doch dank Jos magischen Fingern war der Abend gerettet. Dafür musste er lediglich seine Hand auf die Flimmerkiste legen und dem Apparat neues Leben einhauchen.
Zur Auswahl hatten sie drei Filme. Entweder Jurassic Park, der mit all den Urzeitriesen alles andere als Dalilas Geschmack traf. Dann gab es noch irgendeinen Schwarz-Weiß-Schinken mit Schauspielern, deren glorreiche Glanzzeiten schon lange vor Dalilas Geburt verblasst waren. Und zu guter Letzt gab es noch den ultimativen Liebesfilmklassiker, Pretty Woman.
Da Jo die Ehre zuteilwurde einen Film auszuwählen, fiel seine Wahl überraschenderweise auf den Letzteren.
Dalila erinnerte sich daran den Film bereits unzählige Male gemeinsam mit ihrer Mutter angesehen zu haben. Stets schmolzen sie bei dem Anblick vom smarten Richard Gere dahin und bangten darum, dass die anmutige Julia Roberts am Ende ihren Traumprinzen doch noch bekam.
Nur dieses Mal war alles etwas anders. Der Teenager sah den Film nicht mit ihrer Mutter an, sondern mit einem äußerst attraktiven Fay zu dem sie sich unglücklicherweise auch noch hingezogen fühlte.
*****
Der Film lief bereits seit einer halben Stunde, doch zum ersten Mal war Dalila nicht dazu in der Lage gewesen dem Verlauf zu folgen. Sonst konnte sie jede Szene beinahe auswendig mitsprechen. Doch der männliche Gast lenkte all ihre Aufmerksamkeit auf sich, und das obwohl er nichts tat. Abwechselnd lief es dem aufgeregten Mädchen heiß und kalt den Rücken hinunter, sodass sich all die kleinen und feinen Härchen an ihrem Körper in Reih und Glied aufstellten.
„Dir muss kalt sein, Dalila, du hast eine Gänsehaut!“, merkte Jo irgendwann an. Ganz der aufmerksame Gentleman der er nun mal war, rutschte er dicht an seinen Schützling heran, um sie zu wärmen.
Wie konnte er sie nur so schamlos ärgern?
Auch wenn sie nie ein Wort darüber verloren hatten, so konnte es ihm dank seiner magischen Fähigkeiten unmöglich entgangen sein wie sehr das Halbblutmädchen in ihn verschossen war. Er hätte zumindest Rücksicht auf ihre Empfindungen nehmen können. Hinüber war Dalilas Zen-Ruhe und der Vorsatz sich von nichts aus dem Konzept bringen zu lassen.
Während sie sich eine Hand voll Popcorn aus der
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