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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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gekauft wurden, erinnerte sich FBI-Mitarbeiter Graham Desvernine: »Die daraus resultierenden Probleme und die öffentliche Aufmerksamkeit würden sämtliche Vorteile zunichtemachen.« [322]   Hoover hatte die Unterwanderung des Ku-Klux-Klan gescheut, aus Angst, seine Agenten könnten als Unterstützer und Anstifter der Rassisten mit den brennenden Kreuzen dastehen. Er weigerte sich, verdeckte Ermittlungen gegen die Mafia anzustellen, weil seine Männer korrumpiert werden könnten. Die Gründe waren verschieden, aber das Motiv dasselbe: Nur nicht das FBI in Verlegenheit bringen.
    Doch aufgrund der Tätigkeit des Rackets Committee und seiner öffentlichen Wirkung sah sich Hoover gezwungen, andere Töne anzuschlagen. Er übertrug seine Taktik gegen den Kommunismus auf den Kampf gegen die Mafia. »Es gab die Entscheidung, dass wir die gleichen Methoden und Ermittlungstechniken, die wir in der Underground Squad benutzt hatten, für das organisierte Verbrechen anwenden sollten«, sagte Desvernine. Einbruchdiebstähle, versteckte Mikrophone, Wanzen und angezapfte Telefone waren »sehr effektive Mittel, um herauszufinden, was sie taten und was sie vorhatten.« Die Erkenntnisse ließen sich natürlich nicht vor Gericht verwenden – »es war reine Nachrichtengewinnung […] du holst dir erst die Informationen und besorgst dir danach Zeugen.« Das FBI bespitzelte Giancana und seine Landsleute in Chicago und Las Vegas ab Sommer 1959.
    Hoover kannte zwar Senator John F. Kennedy, aber nicht besonders gut. Was er in den FBI-Akten las, gefiel ihm nicht. Das auf den 7. Juli 1960 datierte neunseitige Resümee über John F. Kennedys Vergangenheit gab Hoover ein ungutes Gefühl, was die politische Zukunft Amerikas betraf. Es enthielt den Vorwurf »unmoralischen Verhaltens«. Die teils zutreffenden Sexgeschichten enthielten die Andeutung, dass der Senator mit der Privatsekretärin seiner Frau schlief. Hoover konnte sich noch dunkel an den ältesten derartigen Fall erinnern: 1942 hatte John F. Kennedy, damals 24 Jahre alt und bei der Navy, eine berüchtigte Affäre mit der verheirateten Inga Arvad, Kolumnistin einer Washingtoner Zeitung und ehemalige Nazi-Sympathisantin. Da man sie beim FBI für eine deutsche Spionin hielt, hatte man sie unter Beobachtung gestellt, ihre Telefonate mit Kennedy abgehört und die Hotelzimmer verwanzt, wo sie sich zu ihren Schäferstündchen trafen.
    Die FBI-Akten über Kennedy enthielten auch nicht näher bezeichnete und verifizierte Vorwürfe über »Verbindungen zu Gangstern«.
    Am 13. Juli 1960, dem Tag der Nominierung Kennedys als demokratischer Präsidentschaftskandidat, legte das FBI Hoover einen kurzen Lebenslauf Kennedys vor. Darin hieß es, der Senator habe sich während des Wahlkampfs in New York, Las Vegas und Palm Springs mit Frank Sinatra getroffen. Über Sinatra gab es beim FBI schon seit langem ein Dossier. Man vermutete, der Sänger werde versuchen, den Kennedy-Clan im Interesse der Mafia zu beeinflussen. In Sinatras FBI-Akte war auch über seine Verbindung zu Sam Giancana zu lesen, der später bei einem vom FBI abgehörten Gespräch prahlte, er habe Einfluss auf die Kennedys. Das FBI sollte bald herausfinden, dass Sinatra sowohl John F. Kennedy als auch Giancana mit einer leichtlebigen Dame namens Judith Campbell bekannt gemacht hatte, die dem Senator während des Nominierungsparteitags sexuell zu Diensten gewesen war und intime Beziehungen zu beiden Männern unterhielt. [323]  
    »Der Präsident drückte seine Verwunderung aus«
    Präsident Eisenhower bestellte Hoover zu einer Dringlichkeitssitzung des Nationalen Sicherheitsrates am 13. Oktober 1960 ein. In jenem Herbst war Amerika in seiner nationalen Sicherheit ernsthaft bedroht, insbesondere nach dem Aufstieg des Kommunismus sowjetischer Prägung in Fidel Castros Kuba. Aber der Präsident redete fast die ganze Sitzung über Sex.
    Die politische Lage in Washington war angespannt. Bis zur Wahl blieben nur noch 25 Tage, die Kandidaten lagen Kopf an Kopf, und in wenigen Stunden sollte die dritte im Fernsehen übertragene Wahlkampfdebatte zwischen Nixon und Kennedy stattfinden. (In der Debatte an diesem Abend ging es unter anderem um den amerikanischen Geheimdienst und sowjetische Spione. Nixons nervöses Gestammel, als er auf die kommunistische Spionage und das amerikanische Defizit im Bereich der Spionage zu sprechen kam, kostete ihn unzählige Stimmen.)
    Der Präsident jedoch ermahnte auf der Sitzung vom 13. Oktober Hoover fast

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