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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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der am schwarzen Nationalismus orientierten Black-Hate-Organisationen zu stören, zu diskreditieren oder sonstwie zu neutralisieren«. [431]   Das FBI hatte insbesondere Martin Luther Kings Southern Christian Leadership Conference sowie Stokely Carmichaels und H. Rap Browns Student Non-violent Coordinating Committee (SNCC) im Visier. Hoover bezeichnete King und dessen sehr viel radikalere Mitstreiter in der Bürgerrechtsbewegung öffentlich als »Aufrührer« und »Brandstifter«, die schwarze Aufstände schürten. BLACK HATE ging Hand in Hand mit einem neugeschaffenen Ghetto Informant Program. Noch im selben Jahr 1967 wurden 3000 Personen als FBI-Informanten rekrutiert – viele von ihnen respektable Geschäftsleute, Kriegsveteranen und ältere Mitbürger –, die die schwarzen Gemeinschaften in den amerikanischen Städten observieren sollten. Die Zahl der Mitarbeiter am BLACK HATE und am Ghetto Informant Program stieg – ebenso wie ihr Aktionsradius – bald auf das Doppelte.
    Der Aufruhr in den Städten ebbte ab, doch im Herbst 1967 schlossen sich den Friedensmärschen immer mehr Menschen an. In Washington skandierten die Demonstranten: »Hey, hey, LBJ, how many kids did you kill today?« Der Präsident wies das FBI, die CIA und die Armee an, die Verschwörung zum Sturz seiner Regierung niederzuschlagen.
    »Ich werde nicht zulassen, dass die Kommunisten hier die Macht übernehmen, und genau das tun sie gerade«, erklärte Johnson gegenüber Verteidigungsminister Robert McNamara, Außenminister Dean Rusk und dem CIA-Direktor Richard Helms am Samstagvormittag, dem 4. November 1967, während einer 95-minütigen Unterredung.
    Auf sein Geheiß forcierten liberal Gesinnte wie der neue Justizminister Ramsey Clark und dessen Vize Warren Christopher, der spätere Außenminister Präsident Bill Clintons, die Bespitzelung von Amerikanern durch das Heer und die Nationale Sicherheitsbehörde. [432]   Gemeinsam mit dem FBI überwachten 1500 Mitarbeiter des Heeresnachrichtendienstes in Zivil 100000 amerikanische Staatsbürger. In den folgenden drei Jahren schickte der Heeresnachrichtendienst alle seine Berichte an das FBI. Die CIA beschattete die Führer der Antikriegsbewegung sowie schwarze Militante bei ihren Auslandsreisen und erstattete dem FBI Bericht. Das FBI wiederum überstellte tausende ausgewählte Akten über amerikanische Staatsbürger an den Heeresnachrichtendienst und die CIA. Alle drei Geheimdienste übermittelten die Namen amerikanischer Staatsbürger an die Nationale Sicherheitsbehörde NSA als Teil einer globalen Liste von Verdächtigen. Die NSA schnitt hunderte Telefonate verdächtiger Amerikaner mit und schickte die Abhörprotokolle an das FBI.
    Der Präsident hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, um eine Geheimpolizei zu schaffen. Er wollte die Arbeitsweise von FBI, CIA und Heeresnachrichtendienst so koordinieren, dass ein Apparat entstand, der amerikanische Staatsbürger so umfassend überwachte, als wären sie Spione.
    Aber die politischen Kräfte waren 1968 weltweit viel zu mächtig, um kontrolliert werden zu können. Nichts vermochte die Ängste des Präsidenten zu zerstreuen. Während Ende Januar 1968 die Tet-Offensive begann, bei der 400000 kommunistische Soldaten in fast allen größeren Städten und Militärgarnisonen Südvietnams zuschlugen, glaubte der Präsident, seine Feinde hätten ihn in Washington umzingelt.
    Johnson war ein Getriebener, als er am 14. Februar 1968 mit heiser flüsternder Stimme Hoover anrief.
    »Niemand darf erfahren, dass ich Sie angerufen habe«, sagte er. Er sprach langsam, atmete schwer und klang erschöpft. [433]  
    »Ich möchte, dass Sie persönlich einen großen Auftrag erledigen, bevor Sie abtreten«, sagte der Präsident. Er wollte eine Intensivierung der Suche nach Spionen in Washington. Er befürchtete, amerikanische Politiker und politische Berater arbeiteten für die kommunistische Sache.
    Die elektronische Überwachung ausländischer Botschaften und Konsulate durch das FBI schloss jetzt auch Videoüberwachung sowie Lauschangriffe gegen die Sowjets in Washington und New York ein. Johnson wies Hoover an, die Suche nach Spionen in der US-Regierung zu intensivieren, und verlangte Berichte über Senatoren, Kongressabgeordnete und ihre Mitarbeiter auf dem Capitol Hill sowie über jeden prominenten amerikanischen Staatsbürger, der in geheimem Kontakt mit Kommunisten in ausländischen Botschaften Staatsgeheimnisse stehlen könnte. Mitarbeiter des

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