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FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition)

Titel: FBI: Die wahre Geschichte einer legendären Organisation (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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zum Bau von Bomben und deren Einbau in Gebäuden betraf, konnten sie es mit jeder Terrorgruppe der Welt aufnehmen.«
    Sie verübten 38 Bombenanschläge. Das FBI klärte keinen einzigen Fall auf.
    »Wir wussten nicht, wie wir bei Terrorismus ermitteln sollten«, sagte Dyson. »Wir hatten nicht genug Informationen über diese Leute.«
    Das stellte das FBI vor ein fürchterliches Problem. Die Antwort darauf waren drastische Maßnahmen. »Es gab bestimmte Leute beim FBI, die eine Entscheidung trafen: Wir müssen etwas unternehmen – irgendwas –, um diese Leute loszuwerden. Was auch immer!«, sagte Dyson. »Nicht gerade sie töten, aber alles andere war möglich. Wenn wir jemanden im Verdacht hatten, dass er mit drinsteckte, hörten wir ihn ab. Installierten eine Wanze. Fingen seine Post ab. Einfach alles!«
    Dyson hatte Fragen zur Rechtmäßigkeit: »Kann ich einen Informanten in einen Seminarraum einschleusen? Oder sogar auf dem Campus? Kann ich jede beliebige Studentenorganisation infiltrieren? Was kann ich tun? Und niemand hatte irgendwelche Regeln oder Vorschriften. Es gab nichts […].«
    »Das würde uns noch zum Verhängnis werden«, sagte er. »Es würde damit enden, dass FBI-Agenten inhaftiert wurden. Nicht weil das, was sie taten, falsch war. Sondern weil niemand wusste, was richtig und was falsch war.« Wer diesen Unterschied nicht kennt, gilt vom juristischen Standpunkt aus als geistesgestört. Dysons Warnungen vor einer Katastrophe waren prophetisch. Im Laufe der Zeit riskierte die Führungsriege des FBI in Washington und New York, wegen ihrer Tätigkeit gegen die Bedrohung von links im Gefängnis zu landen. So erging es auch den engsten Vertrauten des Präsidenten.
    »Nixon setzte das FBI darauf an«
    Am 1. Oktober 1969 trafen sich Nixon, Mitchell und Ehrlichman zum Essen in Hoovers Haus. Der Rechtsberater des Weißen Hauses machte sich Notizen über dieses seltene Ereignis. Sie tranken Cocktails in »einem schmuddeligen, fast schon verwahrlosten Wohnzimmer«. An den Wänden hingen alte Hochglanzfotos, die Hoover zusammen mit inzwischen verstorbenen Filmstars zeigten. Im Esszimmer, das von Lavalampen in ein violettes, grünes, gelbes und rotes Licht getaucht wurde, aßen sie Steak mit scharfer Soße. Nach dem Essen wurden in Hoovers Keller Drinks serviert, an einem Bartresen mit Spülbecken, der mit Pin-up-Zeichnungen halbnackter Mädchen geschmückt war.
    Das Gespräch war verheißungsvoller. »Hoover bescherte uns Geschichten über nächtliche Einbruchdiebstähle des FBI«, erinnerte sich Ehrlichman. »Er berichtete uns von FBI-Operationen gegen amerikanische Radikale und Ausländer, und wir reagierten begeistert und anerkennend darauf.« Nixon und Mitchell »waren verrückt nach diesem Zeug«. Von diesem Abend an konnte Hoover mit vollem Recht davon ausgehen, dass der Präsident der Vereinigten Staaten wünschte, er, Hoover, solle mit allen ihm zur Verfügung stehenden Befugnissen gegen diese Bedrohung vorgehen.
    In jenem Herbst gingen im ganzen Land über zwei Millionen Menschen auf die Straße, um gegen den Vietnamkrieg zu protestieren. Das FBI konnte zwischen den normalen Demonstranten und denjenigen mit Molotow-Cocktails oft nur schwer unterscheiden.
    Den ganzen Oktober, November und Dezember hindurch bis hinein ins neue Jahr, das ein neues Jahrzehnt einleitete, gab es fast täglich Berichte über Bedrohungen und Anschläge linksgerichteter Gruppen in Amerikas Großstädten, Universitäten und auch einigen kleineren Ortschaften. Bomben gingen im Rockefeller Center in New York hoch; im Bezirksgericht in Franklin, Missouri; im Sheriffbüro von Sioux City in Nebraska. Die Black Panthers lieferten sich Schießereien mit der Polizei von Chicago, und die Polizei schlug mit Hilfe des FBI zurück und ermordete zwei prominente Führer der Panthers im Schlaf. Bewaffnete schwarze Milizen, darunter eine kleine Gruppe, die als Black Liberation Army bekannt wurde, verbündeten sich mit Mitgliedern des Weather Underground. »Sie legten es darauf an, Polizeibeamte zu erschießen«, sagte William M. Baker vom FBI. »Wenn die Black Liberation Army einen weißen Polizeibeamten mit einem schwarzen Kollegen sah, erschoss sie beide mit dem Ziel, eine Revolution zu schüren, und übernahm dann die Verantwortung dafür. Tja, Präsident Nixon setzte das FBI darauf an.«
    In jenem Winter ließ Bill Sullivan auf allen Führungsebenen verbreiten: Das Verbot von Operationen, die Hoover früher als »eindeutig illegal«

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