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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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beschlossen, dass er besser anfangen sollte, sich bei Leon lieb Kind zu machen. Vielleicht war Race ja ein Perverser, ein Fußfetischist oder so was in der Art. Der Abend hatte einen so bizarren Verlauf genommen, dass es ihm vorkam, als wäre inzwischen alles möglich.
    »Gut«, sagte Leon. »Dann sickert da also nichts durch?«
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    Zum Dessert gab es eine selbst gemachte Schoko-Haselnuss-Mousse mit Himbeercoulis. Joe schaffte zu Ellies großer Erheiterung zwei Portionen. Anschließend wollte sie Kaffee machen, doch Joe meinte, er würde gerne noch eine Weile warten. Zuerst wollte er etwas über Leon Race hören.
    »Na schön. Aber Sie müssen sich doch selbst schon eine Meinung gebildet haben?«
    »Ich bin erst ein paar Tage hier, aber was er aufgebaut hat, ist zweifellos beeindruckend. Weit mehr, als man von jemandem mit seiner Vergangenheit erwarten würde.« Er erwähnte die Theorie, wonach Leons Vorliebe für Jogginganzüge und Turnschuhe seinem Wunsch entsprang, die Leute an seine bescheidenen Anfänge zu erinnern.
    »Ich wüsste da noch einen anderen Grund. Wer sich so kleidet, verleitet die Menschen dazu, ihn zu unterschätzen, was er wiederum zu seinem Vorteil nutzen kann.«
    »Stimmt.« Ihm fiel ein, dass Patrick Davy das gleiche Argument vorgebracht hatte.
    »Ein Teil der Anziehungskraft, die er auf Glenn ausübte, hatte mit Leons Kindheit zu tun. Die ganze Familie war berüchtigt. Sie kennen doch die hysterischen Geschichten über schreckliche Nachbarn, die von den Medien so gerne verbreitet werden? Die Races waren ein Musterbeispiel dafür. Leon war das jüngste Kind. Einer von dreien, glaube ich, aber mit Abstand der Schlimmste. Er war immer schon groß für sein Alter, und er hat praktisch vom ersten Tag an seine Klassenkameraden terrorisiert. Groß und stark, aggressiv und furchtlos.«
    »Der große Fisch in einem kleinen Teich«, murmelte Joe. Ein Hai.
    »Genau. Mit neun oder zehn war er schon nicht mehr zu bändigen. Fünfzehn-, sechzehnjährige Jungs ergriffen vor ihm die Flucht. Aber er war auch sehr klug. Nicht im herkömmlichen Sinne – keine Schule konnte hoffen, ihn in den Griff zu bekommen, geschweige denn, ihn für den Lehrplan zu interessieren.«
    »Gewieft? Bauernschlau?«
    »Ja, aber mehr als das. Glenn sagt, er ist ein Zahlengenie. Er hat einen unglaublich scharfen Verstand. Aber seine eigentliche Kunst bestand in jenen Tagen darin, sich nicht erwischen zu lassen. Und selbst wenn er mal erwischt wurde, gelang es ihm immer irgendwie, sich wieder herauszureden.«
    »Und sich so eine weiße Weste zu bewahren«, meinte Joe, »ohne die er später nicht in der Sicherheitsbranche hätte arbeiten können.«
    Ellie nickte. »Irgendwann, als er so um die sechzehn, siebzehn war, hat er die Kurve gekriegt. Er ist irgendwohin verschwunden, und als er ein paar Jahre später wieder auftauchte, hatte er sich in diesen besonnenen, zielstrebigen Unternehmer verwandelt.«
    »Haben Sie eine Ahnung, was diese Verwandlung bewirkt haben könnte?«
    »Leider nicht. Falls Glenn es weiß, hat er es mir nie gesagt. Und es war auch nicht gleich so offensichtlich, um ehrlich zu sein. Seine ersten Gehversuche als Geschäftsmann hat er in der Türsteher-Branche gemacht. Er hat in verschiedenen Pubs und Clubs entlang der Küste die Rausschmeißer gestellt. Der große Sprung nach vorn kam dann, als er hier in der Stadt eine Taxifirma übernahm.«
    »Ah. Patrick Davy hat davon gesprochen und auch von den Methoden, mit denen Leon den Besitzer zum Verkauf überredet hat.«
    »Einschüchterung?«, fragte Ellie. »Ich kann nicht behaupten, dass mich das überrascht.«
    »Haben Sie Ihr Wissen nur von Glenn, oder sind Leons Praktiken in der ganzen Stadt bekannt?«
    Ellie zuckte mit den Achseln und sah ihn mit einem merkwürdigen Lächeln an. »Eine interessante Frage, auf die es keine einfache Antwort gibt. Es ist nicht so, als ob wir uns zusammensetzen und unsere Beobachtungen austauschen würden. Die meisten Leute vermeiden es vorsichtshalber, überhaupt über ihn zu reden.«
    »Wer sein Verhalten kritisiert, müsste also mit Vergeltungsmaßnahmen rechnen?«
    »O ja, aber es würde so ablaufen, dass man sich nie hundertprozentig sicher sein könnte.«
    »Nichts, womit man vor Gericht gehen könnte?«
    »Genau. Nicht dass irgendjemand so dumm wäre, jemals gegen Leon auszusagen. Es war das Gleiche, als er in das private Sicherheitsgeschäft einstieg. Wie Sie sicher schon bemerkt haben, gibt es in Trelennan eine Menge

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