Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
Vom Netzwerk:
den Sinn, dass sie jetzt wie ein Tier war: eine stumpfsinnige, primitive Kreatur, die existierte, aber kaum lebte.
    Und es war ihr egal. Sie leckte das Wasser vom Boden auf und weinte dabei, weil sie wusste, dass es vielleicht nur ihr Leiden verlängern würde, doch es war ihr egal, wie es aussah oder was es aus ihr machte. Das hier war das Einzige, was zählte.
    Du müsstest längst tot sein.
    Aber das war sie nicht. Sie lebte, und ihr Körper frohlockte. Sie leckte den Boden trocken, ruhte sich aus, immer noch entsetzlich durstig, und dann senkte sie den Mund zum Boden und fand noch mehr Wasser. Die Pfütze hatte sich wieder aufgefüllt.
    Jenny hielt den Atem an. Und trank erneut.
    Wahrhaftig, ein Wunder.
    79
    Bruce war nicht dumm; jedenfalls nicht so dumm wie seine Kollegen, die dafür mit dem Leben bezahlt hatten. Er versuchte gar nicht erst, die Böschung hinunterzusteigen. Er war in der besseren Position und hatte es nicht nötig, sie aufzugeben.
    Joe saß in der Falle. Wenn er versuchte, nach links oder nach rechts auszuweichen, könnte Bruce ihm mühelos den Weg versperren. Eine direkte Attacke war nahezu unmöglich: Er hatte keine Waffen, und allein das Erklimmen der Böschung würde seine ganze Konzentration erfordern. Bliebe er jedoch, wo er war, würde er in kürzester Zeit an Unterkühlung sterben. Schon jetzt zitterte er unkontrollierbar, bis auf die Haut durchnässt von Regen und Meerwasser.
    Er begann hinaufzusteigen, wobei er sich mit den Händen abstützen musste, um im glitschigen Gras Halt zu finden. Alle paar Schritte blickte er zu Bruce auf und überlegte, wie er an ihm vorbeikommen könnte. Aber es wollte ihm beim besten Willen nichts einfallen.
    Bruce stand am Wegrand, die Arme verschränkt, das Wasser strömte ihm übers Gesicht. Ein einschüchternder Anblick wie ein mächtiger Baum, den man von Hand fällen musste.
    Joe verringerte den Abstand bis auf wenige Schritte und blieb stehen. »Du solltest mich laufen lassen«, sagte er. Er musste schreien, um die Brandung und das Tosen des Sturms zu übertönen. »Mach nicht den gleichen Fehler wie die zwei da.«
    »Tu ich auch nicht«, brüllte Bruce zurück. »Das waren Loser, alle beide.«
    »Was hast du denn davon?«
    »Mir geht’s nicht darum, sie zu rächen.« Bruce spuckte einen Mundvoll Blut in Joes Richtung. »Wenn ich dich töte, dann zu meinem eigenen Vergnügen.«
    Eine Bewegung oben auf der Zufahrtsstraße zog Joes Aufmerksamkeit auf sich. Er drehte den Kopf und runzelte die Stirn.
    »Fick dich selber«, rief Bruce. »Der Trick hat so ’nen Bart.«
    Aber dann registrierte er es auch. Er riskierte einen Blick und sah einen großen Toyota Laster den Berg hinunter auf sie zurumpeln.
    Glenn.
    Bruce war enttäuscht, und Joe konnte sich denken, warum. Hier draußen gab es keinen Handyempfang. Bei jeder Änderung des Plans würde Leon jemanden persönlich losschicken müssen.
    »Willst du mir nicht hochhelfen?«, sagte Joe halb im Scherz und streckte eine Hand nach Bruce aus.
    Bruce ignorierte ihn; er wartete, bis der Toyota hinter dem Range Rover anhielt und Glenn ausstieg. Er war allein, bekleidet mit Jeans und einer kurzen Steppjacke, die ihn nicht sehr lange trocken halten würde. Das ließ auf einen dringlichen Auftrag schließen.
    Bruce musste dasselbe gedacht haben. Er trat ein paar Schritte von der Kante zurück und drehte sich zu Glenn um. »Sag bloß, er hat es sich anders überlegt?«
    Glenn legte den Kopf schief und versuchte die Worte aufzufangen, ehe sie vom Wind verweht wurden. Dann nickte er grimmig, beugte sich zu Bruce vor und sagte etwas zu ihm, das Joe nicht hören konnte.
    Als Antwort deutete Bruce mit einer ausladenden Armbewegung auf die tosende Flussmündung. »Er hat sie beide ertränkt.« Plötzlich blitzte etwas Silbriges auf, Blut spritzte, Bruce wich taumelnd zurück, sackte auf die Knie und brach auf dem matschigen Weg zusammen.
    Glenn starrte ihn an, als könne er nicht recht glauben, was er getan hatte. In der Hand hielt er einen großen verstellbaren Schraubenschlüssel. Er bewegte sich erst, nachdem Joe die letzten vorsichtigen Schritte von der Böschung auf den Weg gemacht hatte. Sie beäugten einander eine Weile argwöhnisch, und dann lächelte Glenn zaghaft.
    »Bin froh, dass ich es rechtzeitig geschafft habe.«
    »Warum sind Sie hergekommen?«
    »Um Sie zu retten.« Wieder warf er einen bedauernden Blick auf Bruce, unter dessen zerschmettertem Schädel sich eine dunkle Blutlache gebildet hatte. Glenn

Weitere Kostenlose Bücher