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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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alles bezahlen.«
    »Klingt zu gut, um wahr zu sein.«
    Alise nickte eifrig. »Das sage ich ihr auch. Ich sage ihr, sei vorsichtig. Kamila ist nicht mehr Kind, aber sie ist … unerfahren. Nicht klug?« Sie tippte sich an die Stirn, als kramte sie in ihrem Gedächtnis nach einem treffenderen Wort.
    »Naiv. Arglos.«
    »Arglos, ja. Ich selbst, ich bin hart. Ich habe gelernt, bei jedem zu fragen: Was willst du wirklich ? Aber Kamila ist nicht so.« Sie beugte sich herab, nahm ein Taschentuch aus ihrer Handtasche und putzte sich die Nase. »Danach, keine Anrufe mehr. Keine SMS. Schweigen.«
    Joe seufzte. »Was hat sie Ihnen von diesem Mann erzählt?«
    »Nichts. Weil ich bin ältere Schwester, es könnte sein, dass ich sie zu sehr … zu viel kontrolliere, Sie verstehen?« Ein reumütiges Lächeln. »Sie nennt mich Hexe. Es war der achtundzwanzigste August, das letzte Mal, dass ich mit ihr spreche, und wir sagen schreckliche Dinge. Wir streiten, als ob wir hassen einander, und jetzt ich will sie nur finden und ihr sagen, wie sehr ich sie liebe, meine kleine Schwester.«
    Die Tränen strömten Alise über die Wangen. Joe gab ihr Zeit, sich zu fangen, während er über das, was sie ihm erzählt hatte, nachgrübelte. Er wusste, dass er auch nicht im Traum daran denken sollte, sich einzumischen, doch zugleich wollte er ihr einen Hoffnungsschimmer geben; irgendetwas, das ihre Suche in eine bestimmte Richtung lenken könnte.
    »Und sie hat nie irgendetwas gesagt, das Ihnen helfen könnte, den Mann zu identifizieren?«
    »O doch«, erwiderte Alise, und er begriff, dass sie sich diese Information bewusst aufgespart hatte. »Sie hat mir aus Versehen seinen Namen verraten. ›Du müsstest Leons Auto sehen‹, hat sie gesagt.«
    »›Leons Auto‹«, echote Joe.
    »Leon Race. Es war Leon Race, der meine Schwester entführt hat.«
    Die Anschuldigung hing in der Luft wie Rauch: unübersehbar, giftig, gefährlich. Joe blickte sich im Café um. Die Biker hielten Händchen über dem Tisch und waren ganz mit sich selbst beschäftigt. Die beiden älteren Frauen unterhielten sich lautstark. Joe lauschte eine Weile: Sie sprachen über den Golfurlaub einer Freundin in Portugal, eine kriselnde Ehe. Zwar schienen sie ganz in ihr Thema vertieft, doch Joe spürte, dass eine der Frauen mit zehn Prozent ihrer Aufmerksamkeit nicht bei der Sache war und regelmäßig auf der Suche nach etwas Interessanterem den Blick durch den Raum schweifen ließ.
    Joe erinnerte sich an Ellies Bemerkung über Leons Spione, die sie sogleich wieder zurückgenommen hatte. Er senkte die Stimme, als er fragte: »Sind Sie sich da sicher? Es war ganz bestimmt Trelennan?«
    »Ganz bestimmt Trelennan. Und ganz bestimmt Leon.«
    »Aber Sie haben keine Beweise?«
    Alise sah ihn mit verächtlicher Miene an und schnippte mit den Fingern, als ob sie einen Zaubertrick vorführte. »Wo soll ich Beweise finden?«
    »Aber Sie sind zur Polizei gegangen?«
    »O ja. Zuerst sie wollten nichts davon hören. Sie ist erwachsene Frau, haben sie gesagt, ist in der Lage, für sich selbst zu entscheiden. Ich sage, ich gehe zur Zeitung, zur BBC. Also sie haben Nachforschungen angestellt, aber in Newquay …«
    »Weil sie dort zuletzt gesehen wurde.« Joe sah ihren finsteren Blick und fügte hinzu: »Was nur vernünftig ist. Es wäre der beste Ausgangspunkt.«
    »Vielleicht. Aber dort sie haben nichts gefunden. Weil sie nach Trelennan gegangen ist.«
    »War sie schon hier, als Sie das letzte Mal mit ihr gesprochen haben?«
    Alise zögerte, und Joe wusste, dass sie mit dem Gedanken spielte zu lügen. »Nein. Kurz bevor sie abgereist ist, hat sie mich angerufen, ohne dass Leon davon wusste. Wegen der ganzen Nachrichten, die ich für sie hinterlassen hatte.«
    »Fanden Sie das nicht merkwürdig, dass sie es für nötig hielt, Sie heimlich anzurufen?«
    »Natürlich. Ich sage ihr, dass ich Angst um sie habe. Aber für sie bin ich Hexe und mische mich in ihre Angelegenheiten ein. Sie sagt, ich bin eifersüchtig … weil sie so hübsch ist, und ich bin unattraktiv.«
    Joe stöhnte mitfühlend. »Solche Auseinandersetzungen hatte ich auch mit meinem Bruder. Das hat nichts zu bedeuten. Und außerdem sind Sie sehr wohl attraktiv«, fügte er, vielleicht ein wenig zu hastig, hinzu.
    Alise grinste und sagte ohne falsche Bescheidenheit: »Verglichen mit ihr, ich bin hässlich.«
    Sie kramte in ihrer Tasche und holte ein ramponiertes Foto im Format 10x15 hervor. Es war an irgendeinem Strand aufgenommen und

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