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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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Außenaufnahmen einer Gruppe von wichtigen, aber nicht besonders attraktiven Männern in mittleren Jahren, die darauf bedacht waren, eine Aura von Macht und Wohlstand auszustrahlen.
    Und so war Leon zumindest aus dem letztgenannten Grund froh, als das Wetter umschlug und die Sonne herauskam. Sie ließ die kleine Gruppe von Würdenträgern in einem hellen, optimistischen Licht erscheinen, als sie mit gewölbter Brust dastanden, sich steif die Hände schüttelten und mit falschem Lächeln in die Kamera starrten.
    Leon hatte keinen Zweifel, dass er mindestens ebenso mächtig und erfolgreich wirkte wie alle anderen – und fast ebenso seriös. Eine gelungene Aktion, von der sein Ruf und sein Prestige auch in Zukunft noch profitieren würden. Und das Timing war insofern optimal, als Giles mit dem wiehernden Lachen Zeuge war und alles in seinen Artikel einarbeiten konnte.
    Doch auf der Heimfahrt war der Sonnenschein nicht ganz so freundlich. Beim Büfett, während irgend so ein Arschkriecher von der Handelskammer ihn belaberte, hatte er schon das Gefühl gehabt, dass eine Migräne sich anbahnte. Ein paarmal hatte er alles nur noch verzerrt gesehen wie in einem Spiegelkabinett auf dem Jahrmarkt. Und in seiner Kehle stieg ein vages Übelkeitsgefühl auf.
    Er hatte die Anzeichen ignoriert. Manchmal, wenn er es vermied, sich aufzuregen, gelang es ihm mehr oder weniger, es durch schiere Willensanstrengung niederzuhalten. Aber das bedeutete, nicht über diese verdammte Alise Briedis nachzudenken oder über diesen Neuankömmling.
    Während der Rückfahrt setzte sich der Schmerz allmählich in seinem Schädel fest, noch verstärkt durch die Sonnenstrahlen, die durch die Scheiben drangen. Die getönten Fenster des Benz konnten nichts dagegen ausrichten, ebenso wenig wie Leons Zweihundert-Pfund-Sonnenbrille von Oakley.
    Als der Wagen in die breite, gekieste Auffahrt einbog, hielt Leon sich an der Kopfstütze des Beifahrersitzes fest und unterdrückte mit größter Mühe den Drang, sich zu übergeben.
    Giles schluckte hörbar. »Leon …?«
    Warren, der am Steuer saß, erklärte: »Der Chef hat fürchterliche Kopfschmerzen.«
    »Migräne«, sagte Leon. Das einzig Gute daran war, dass er keine Ausrede brauchte, um den Journalisten loszuwerden.
    Als die Welle der Übelkeit abebbte, stieg Leon aus und stellte sich mit dem Rücken zur Sonne. Er erblickte Glenn in der Haustür; mit seiner ganzen Körpersprache schien er »Krise!« zu schreien. Leon neigte den Kopf zur Seite und forderte Glenn diskret auf, wieder ins Haus zu gehen. Dann wandte er sich Giles zu und erzählte ihm, er müsse sich unbedingt noch die Spielhalle ansehen.
    »Das Ding war die reinste Bruchbude. Ich habe sie gekauft und Glenn mit der Renovierung beauftragt. Wir haben eine Snackbar eingerichtet und einen größeren Parkplatz angelegt. Und den Stadtrat dazu überredet, nebenan noch einen Skatepark und einen Basketball-Court zu bauen. Wir haben sogar ein paar junge Leute eingestellt, von diesen … wie muss man die jetzt nennen? ›Menschen mit speziellen Bedürfnissen?‹«
    Giles verzog das Gesicht. »Ja, leider, seit die Schergen der Political Correctness uns in ihrem stalinistischen Klammergriff haben.«
    »Stimmt. Nicht ganz richtig im Kopf, so haben wir damals dazu gesagt. Aber sie leisten anständige Arbeit. Kein Stress wegen Mindestlohns. Die könnte ich mit Gummibärchen bezahlen, und sie wären mir noch dankbar.«
    Nachdem er den Journalisten vom Hals hatte, eilte Leon ins Haus. Er sah Pam, seine Haushälterin, und tippte sich mit dem Finger an den Kopf. Dann wollte Glenn schon loslegen. Leon brachte ihn mit erhobener Hand zum Schweigen und verschwand in der Toilette, die direkt von der Diele abging. Wie sich herausstellte, war der Drang, sich zu übergeben, nur aufgeschoben gewesen.
    Nachdem er sich ausgekotzt hatte, spülte er sich den Mund mit kaltem Wasser aus und spritzte sich ein paar Tropfen ins Gesicht. Pam brachte die Maxalt Packung und ein Glas. Er drückte eine 10-mg-Tablette aus der Blisterfolie und schärfte ihr ein, dass sie gefälligst schnell zu wirken habe.
    Damit sollte dieses Problem erledigt sein. Jetzt zum nächsten.
    »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«
    »Ich dachte, du würdest es wissen wollen.«
    »Klar, aber wie sollte ich denn antworten, wo dieser Giles mir praktisch auf dem Schoß saß? Schalt in Zukunft gefälligst dein Gehirn ein.«
    »Tut mir leid, Leon.« Mit einem missmutigen Seufzer folgte Glenn Leon durch die

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