Fear
angetroffen.«
»Aber glauben Sie nicht, dass Trelennan hinter dieser Fassade mit genau den gleichen Problemen und sozialen Spannungen zu kämpfen hat wie jeder andere Ort?«
»Das ist nicht Teil meines Auftrags. Hier geht es um eine starke Einzelpersönlichkeit, die etwas bietet, wozu der öffentliche Sektor sich als absolut unfähig erwiesen hat. Genau das, was unsere Leser hören wollen.« Er schnaubte. »Und, was vielleicht noch wichtiger ist: von dem der Inhaber unseres Blatts will, dass die Leser es hören.«
Joe lächelte. »Klingt, als wäre der Artikel schon im Kasten gewesen, bevor Sie hierherkamen.«
Giles starrte ihn lange an, als überlegte er, ob er sich angegriffen fühlen sollte. Schließlich nickte er. »Um ehrlich zu sein, das wäre durchaus möglich gewesen, aber ich schaue einem geschenkten Gaul nicht ins Maul. Drei Tage bei vollen Spesen. Außerdem bin ich auf der Suche nach einem Feriendomizil. Habe gerade mein Haus in Italien verkauft und hätte nicht übel Lust, mir hier in der Gegend ein kleines Nest zu bauen.«
28
Als Joe am nächsten Morgen erwachte, trommelte heftiger Regen auf das Dach. Er lauschte dem Geräusch, während er über Diana und ihren neuen Freund nachdachte, über Leon Race und Derek Cadwell, über Ellie Kipling, Alise und ihre verschwundene Schwester. Es war ein ereignisreicher erster Tag gewesen; ganz und gar nicht das, was er sich gewünscht hatte.
Also sieh zu, dass du verschwindest . Er könnte es tun. Auf demselben Weg, den er gekommen war, nach Bristol zurückkehren, vielleicht per Anhalter, um sich das Geld für ein Zugticket zu sparen. Sich vergewissern, dass Lindsey Bevans Haus nicht beobachtet wurde, und dann seine Sachen holen und sich aus dem Staub machen. Er könnte überall hingehen. Und Trelennan, Diana, Ellie und Alise einfach vergessen …
Seine müßigen Spekulationen kamen zum Erliegen, als er merkte, dass er lächelte. Mach dir doch nichts vor!
Er hatte nicht die Absicht abzureisen. Es war nicht seine Art, vor einer Herausforderung davonzulaufen. Er wusste, dass er über die notwendigen Fähigkeiten verfügte, um Alise bei ihrer Suche zu helfen, und es war nicht nur das schlechte Gewissen, das ihn nötigte, ihr seine Dienste anzubieten. Auch um seiner selbst willen wollte er herausfinden, was mit Kamila passiert war.
Und dann waren da noch Diana und sein Eindruck, dass sie etwas vor ihm verbarg. Etwas, das sie zutiefst unglücklich machte. Etwas, das ihr Angst machte.
Am Abend zuvor hatte Joe Giles’ Gesellschaft ertragen, während er noch ein zweites Bier in sich hineingeschüttet hatte, und das auch nur, weil der Journalist gefälligst auch eine Runde ausgeben sollte. Als er aufgestanden war, um zu gehen, hatte Giles betroffen dreingeschaut.
»Wollen Sie etwa das sinkende Schiff verlassen?«
»Tut mir leid«, hatte Joe gesagt, obwohl es nicht stimmte. »Wir sehen uns noch.«
»Wohl kaum. Ich reise morgen ab.«
»Oh. Gut.« Es war eine automatische Reaktion, und sie brachte ihm einen verdutzten Blick von Giles ein.
Als Joe ins B&B zurückkehrte, kam er sich vor wie ein Teenager, der Angst hat, seine Eltern beim Sex zu überraschen. Zu seiner großen Erleichterung stellte er fest, dass Glenn und Diana ausgegangen waren.
Um zehn Uhr hatte er bereits fest geschlafen, und er hatte Diana nicht zurückkommen hören. Als er jetzt, um sieben Uhr, aus dem Bett stieg, fragte er sich, ob er das Haus immer noch für sich hatte.
Er duschte, zog die Kleidung an, die sie für ihn gekauft hatte, und ging nach unten. In der Küche war niemand, doch Dianas Handtasche stand auf der Arbeitsplatte.
Er schaltete die Kaffeemaschine ein und aß eine Schüssel Frühstücksflocken. Als er gerade Brot in den Toaster steckte, kam Diana hereingetappt, verschlafen und in einen dicken Morgenmantel gehüllt. Sie blickte zum Fenster, wo der Regen in Bächen die Scheibe hinunterfloss, und meinte: »Ts-ts – was für ein Wetter.«
»Ich weiß. Ich wollte eigentlich eine Runde laufen, hab’s mir dann aber anders überlegt. Kaffee?«
»Ja, bitte. Wie war’s im Pub?«
»Nicht übel.« Er erzählte ihr von Giles Quinton-Price und dem Artikel, den der Journalist schrieb.
»Glenn hat davon erzählt. Er sagt, Leon ist hellauf begeistert.«
»Tatsächlich?« Joe erinnerte sich an die nicht eben schmeichelhaften Worte, die Giles für Leon gefunden hatte. »Was erhofft er sich denn davon?«
»Ein besseres Image, nehme ich an. Er ist in der Trelawny-Siedlung
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