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Fear

Fear

Titel: Fear Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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montiert, die auf jedem Stockwerk zwischen zwei kleinen Balkonen hindurchführte. Joe vermutete, dass Nummer 5 im zweiten Stock war, wenn man davon ausging, dass es auf jeder Ebene zwei Wohnungen gab. Er dachte sich, dass er wenigstens rasch einen Blick durch die Fenster werfen könnte, um zu sehen, ob ihm irgendetwas Verdächtiges ins Auge sprang.
    Obwohl er ganz langsam hinaufstieg, versetzten seine Schritte die Metallstufen in eine scheppernde Schwingung, von der wahrscheinlich das ganze Haus vibrierte. Als er auf Höhe des zweiten Stocks war, kletterte er über das Geländer auf den linken Balkon und drückte das Gesicht an die Scheibe. Das Zimmer war kahl, ein ganzes Stück von der Decke fehlte, Lattenwerk und Gipsbrocken hingen herab wie abgetrennte Gliedmaßen.
    Er kletterte zurück auf die Feuertreppe und von dort auf den Balkon gegenüber. Sein Herz hämmerte wild. Wenn er entdeckt würde, müsste er sich eine verdammt gute Geschichte für die Polizei einfallen lassen.
    Es waren Vorhänge an den Fenstern, und auf dem Boden schienen Frauenkleider herumzuliegen. Er legte die Hände an die Scheibe, um seine Augen vom reflektierten Licht abzuschirmen, und inspizierte das Zimmer. Weitere Kleider in einem billigen Segeltuchschrank; Kosmetika auf einer Kommode. Das Zimmer war unaufgeräumt, aber nicht so, dass es verdächtig wirkte. Keine Anzeichen eines Kampfes.
    Joe seufzte. Er war nicht schlauer als zuvor, und er konnte nur hoffen, dass er sich mit dieser Aktion keinen Ärger …
    Ein lautes Scheppern kam von unten – jemand war auf die unterste Stufe gesprungen. Und dann eine Stimme: »Runterkommen. Aber schön langsam.«
    31
    Natürlich war es nicht die Polizei, die unten auf ihn wartete. Nicht in Trelennan.
    Es war eine LRS-Patrouille.
    Schlimmer noch: Es waren die beiden, denen er am Tag zuvor schon über den Weg gelaufen war: der untersetzte, aggressive Reece und Todd mit dem Lockenschopf. Zwei der Männer, die angeblich Patrick Davy überfallen hatten.
    Als Joe die Feuertreppe hinunterstieg, betont langsam und widerstrebend einen Fuß vor den anderen setzend, sah er die Männer einen vielsagenden Blick wechseln: Das wird ein Spaß.
    Kaum hatte Joes Fuß den Boden berührt, als Reece ihm auch schon einen Boxhieb in die Rippen versetzte. Joe hatte damit gerechnet und konnte noch den Oberkörper nach hinten beugen, doch der Platz war zu beengt, um dem Schlag ganz auszuweichen.
    »Du rührst dich nicht vom Fleck«, schärfte Reece ihm ein. »Ich hab nämlich noch mehr von der Sorte auf Lager.«
    »Das ist er!«, rief der Hausbesitzer, der aus einer Tür an der Seite des Hauses gehumpelt kam. Er trug eine schmutzige Schlafanzughose und eine moderne Steppjacke. Und er hatte sein Gebiss eingesetzt, was ihn kräftiger und weniger gebrechlich wirken ließ. »Einbrechen wollte er, jawohl. Frech wie Oskar.«
    Reece baute sich vor Joe auf. »Was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen?«
    Todd trat näher. »Kannst auch gar nichts sagen, wenn du nicht willst. Dann prügeln wir dich stattdessen windelweich.«
    »Ich bin nirgendwo eingebrochen«, sagte Joe ruhig. »Ich kam hier zufällig vorbei und sah Rauch aus einem der Fenster kommen. Da bin ich raufgestiegen, um nachzusehen, ob es brennt.«
    »Erzähl keinen Scheiß«, sagte Reece.
    »Wir haben dich auf frischer Tat ertappt«, zischte Todd. Speichelbläschen standen auf seinen Lippen.
    Reece packte Joes rechten Arm, verdrehte ihn seitwärts und hielt den anderen Arm fest. »Jetzt du«, sagte er, worauf Todd grinste und Joe hart in die Magengrube boxte. Es gelang Joe, einen Arm loszuwinden, aber es war zu spät. Er krümmte sich, hustete und würgte.
    »Sag uns, was du hier verloren hast«, forderte Reece ihn auf.
    »Bringen wir ihn lieber ins Haus, okay?«, meinte Todd.
    »Wieso? Wen juckt’s, ob uns jemand sieht?«
    Erst als Joe Reece so unbekümmert reden hörte, wurde ihm das Risiko bewusst, das er einging. Die beiden schienen keine Ahnung zu haben, dass Alise hier wohnte. Er musste sicherstellen, dass es so blieb. Er übertrieb die Wirkung der Schläge, während er sagte: »Leon wird stinksauer auf euch sein, dass ihr so mit einem Kollegen umspringt.«
    »Was soll das heißen, Mann?«
    Behutsam richtete Joe sich auf. »Leon hat mir einen Job angeboten.«
    Die beiden starrten ihn verdutzt an. Der Hausbesitzer, der die Szene aus sicherer Entfernung beobachtete, reagierte empört auf die sich abzeichnende friedliche Einigung. »Na los doch! Verpasst ihm ’ne

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