Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
FebruarNachtsTraum

FebruarNachtsTraum

Titel: FebruarNachtsTraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Sowade
Vom Netzwerk:
Schwester schnell besser geht.«
    »Danke, mache ich.« Alexander lässt mich zuerst los, während meine Hände etwas mehr Zeit brauchen, um sich von dem vertraut gewordenen, cleveren, humorvollen und dennoch nach wie vor rätselhaften Mann vor mir zu lösen. Ich will plötzlich so viel sagen, doch meine Kehle ist wie zugeschnürt.
    Katharina pellt mir das Ferrero Küsschen aus dem Papier und steckt es mir in den Mund. Zucker ist wirklich das Einzige, worauf Verlass ist und als ginge es um Leben und Tod, lutsche ich die Schokolade weg und zerkaue die Haselnuss in der Mitte. Besser. Wenn auch nicht um viel.
    »Wir sehen uns?«, fragt Roman und klopft Alexander auf die Schulter.
    »Nicht demnächst. Ich bin jetzt erst einmal in Bern und dann gilt es einen ganze Menge aufzuarbeiten.« Sofort bekommt Alexanders Gesichtsausdruck einen konzentrierten Blick, als wäre er schon nicht mehr hier.
    »Na dann, nehme ich mal an, du musst einen Flieger kriegen?« Ich versuche es mit einem lockeren Spruch. Geht total daneben. Und klappt doch, denn ich bekomme noch einmal sein amüsiertes Lächeln ab, das mich sanft anstupst und sich warm auf meine Haut legt.
    »Ich nehme mein Auto, Elizabeth. Die fette Benzin fressende Karre. Du weißt schon …« Alexander zwinkert mir zu.
    Oho. Ich habe mich über seinen SUV lustig gemacht! »Und mein Elektroauto?«, piepse ich und räuspere mich. Auf dass mir vor Roman kein falscher Ton rausrutscht.
    »Das holt die Leasingfirma am Montag ab. Es sei denn, du möchtest es behalten?«
    Ich schüttle den Kopf. Zu viele Erinnerungen, mit denen ich mich nicht auseinandersetzen möchte.
    »Dachte ich mir doch. Aber als Dankeschön dafür, dass ich hier so willkommen war, habe ich dir noch was Kleines auf den Nachttisch gestellt. Ich hoffe, es gefällt dir. Okay, Elizabeth?«
    Nun wird es ernst. »Okay.«
    Roman betrachtet uns amüsiert, schüttelt Alexander nochmal die Hand und setzt sich dann an den Frühstückstisch. Für ihn ist der Fall erledigt.
    Auch ich gebe Alexander noch ein letztes Mal die Hand. Ich zähle die Millisekunden, die unser Händedruck hält. Ich kann an ihm nichts anderes ablesen, außer einem Abschied, einem ganz normalen auf Wiedersehen. Wir nicken uns zu, ich schließe die Tür hinter Alexander und höre seine schweren, leiser werdenden Schritte im Treppenhaus. Dann steuere ich mein Schlafzimmer an.
    Auf dem Nachttisch liegt wie angekündigt ein Geschenk in schönem seidig-grünen Umweltpapier verpackt. Unter dem Papierschleifenband klemmt ein Kärtchen. Meine Hände zittern, als sie es hervorziehen.
    »Alles okay?«, fragt Katharina, die sich neugierig dazu gesellt.
    »Alexander hat ein Geschenk für mich hier gelassen.«
    »Was ist es?« Elizabeth Senior nähert sich mir, doch ich habe es noch nicht ausgepackt. Mama steckt ebenfalls ihre Nase ins Schlafzimmer.
    Nachdem ich das Kärtchen schnell überflogen habe, lese ich laut den gedruckten Text vor: »Liebe Elizabeth, danke für deine Gastfreundschaft. Roman und du, ihr beide seid jederzeit in München willkommen. Alles Gute, Alexander.«
    Ich weiß nicht, welche Worte ich erwartet habe, vielleicht etwas Persönlicheres, eine besserwisserische Anekdote darüber, wie viele Bücher pro Jahr in Deutschland erscheinen oder vielleicht einen platten Witz, um der Katastrophe, die wir hier beide zweifellos erlebt haben, ihren Schrecken zu nehmen. Aber nicht das.
    Unschlüssig drehe ich die Karte in meinen Fingern und muss nun schmunzeln, als ich auf der Rückseite Alexanders typisch sachliche, bemüht ordentliche Handschrift entdecke. Stumm lese ich: Aber bitte benimm dich! München ist nicht Berlin.
    Vorsichtig reiße ich das Geschenkpapier auf und sehe den Titel des Buchs: Elizabeth I und ihre Zeit. Die Königin auf dem Cover trägt mein Kleid, das dunkle, das ich zum Fasching anhatte. Katharinas und mein Blick treffen sich. Das kann kein Zufall sein. Auch wenn ich nicht weiß, was es bedeutet und was Alexander mir damit mitteilen möchte. Soll der Titel auf mein schlechtes Timing anspielen? Soll ich ihn doch nicht vergessen – ihn und mich an jenem Abend? Wo alle Bilder von Sebastian gelöscht wurden? Wie kann man nur so alt sein und so wenig wissen!
    Mir wird schwindelig und während ich auf meinem Bett sitze und die Augen schließe, ziehen all die Momente mit Alexander vor meinem inneren Auge vorbei: die erste Begegnung am Snackautomaten, wie ich an seiner Schulter einschlafe, die Rettung beim Yoga, sein Einsatz bei IKEA, der

Weitere Kostenlose Bücher