FebruarNachtsTraum
Katharina und Jan und Roman und wenn alle Stricke reißen, dann rettest du einfach die Welt. Du kannst mich gar nicht hier gebrauchen. Du brauchtest mich nie. Bis auf das eine Mal, als ihr eingestürzt wart.«
Neinneinnein. Wenn er mich nicht halten würde, würde ich einfach wie ein Taschenmesser zusammenklappen und mich auf den Boden werfen. Rein in das ganze Winter-Streugut. »So leicht machst du es dir? Dann muss ich dich enttäuschen, denn für mich ist das nicht so einfach.« Was für eine Frechheit, alles auf die eigene Kappe zu nehmen und völlig zu ignorieren, was ich von uns halte! Meine Fäuste ballen sich hinter seinem Rücken und mein Atem beschleunigt sich. Am liebsten würde ich ihm eine scheuern. Dafür müsste ich ihn jedoch loslassen.
Alexanders Blick geht in die Ferne und wird finster wie die Nacht um uns. »Glaub mir … für mich auch nicht … du bist großartig, Elizabeth … clever, humorvoll, charmant … es fällt einem leicht, sich in dich zu verlieben …« Er schließt kurz seine Augen und sieht mich dann fest an. »… aber Verliebtheit und Liebe sind zwei völlig verschiedene Dinge … das weißt du selbst … es gibt zwar diese Anziehung zwischen uns … aber mehr ist da nicht … wenn wir mal ehrlich sind.«
WAS?! Meine Augen tasten ungläubig sein Gesicht ab. Suchen nach Anzeichen, dass er gerade scherzt, nach einem verräterischen Glitzern in den Augen, irgendwas. Sollte ich mich so getäuscht haben?
Alexanders Blick bleibt kalt, wie der Februarwind, der uns um die Ohren pfeift.
Wie etwas Hochgiftiges lasse ich ihn los und weiche einen Schritt zurück. Ich schwanke, aber halte die Balance. Das Blut kocht in meinen Adern und hilflos kicke ich einen Schneehaufen. Flocken wirbeln hoch. Doch das bisschen Chaos reicht mir nicht. Wütend pfeffere ich mein Handy auf den Boden, weil ich irgendetwas um mich werfen muss. Doch das blöde Teil geht nicht kaputt. Also hebe ich es auf und schleudere es noch einmal nach unten. Bei meinem dritten Zerstörungsversuch stoppt mich Alexander.
»Elizabeth … bitte … alles okay?« Er hält meine Hand fest.
»Sehe ich etwa so aus, als wäre alles okay!« Ich schreie total unbegründet.
»Woah!« Mehr sagt Alexander nicht. Er mustert mich ganz merkwürdig und ich starre zurück. Der Schreck über meinen kleinen Ausbruch macht seine Wangen hohl und zugleich schleicht sich ein Lächeln auf seine Lippen, so als hätte ich hier gerade mich und meine Gefühle für ihn verraten. Und dann dämmert es mir: Er ebenso.
»Alles gut. Ich hab mich im Griff.« Mehrmals hole ich tief Luft, dass die warmen Atemwölkchen nur so aus meinem Mund puffen und blinzle Tränen weg, die mir plötzlich in die Augen schießen.
Zwei Dinge werden mir klar. Erstens … nein, eigentlich sogar drei. Allererstens: Alexander kann verdammt schlecht lügen. Selbst ich bin besser, wenn es darauf ankommt. Zweitens: Er liebt mich über alles. Er muss es nicht sagen, ich sehe es. Und drittens: Wir müssen irgendwie weitermachen und mit der kleinen Lüge fällt es uns beiden vielleicht leichter.
»Und was soll ich Roman sagen?« Ich entkrampfe meine zu Fäusten zusammengeballten Hände.
Mein Bodyguard tastet nach meinen eiskalten Fingern und reibt sie wärmend zwischen seinen Händen. »Sag ihm, dass du dich freust, ihn wiederzusehen und dass du ihn liebst. Denn das tust du. Ich bin mir sicher. Sonst hättest du jetzt eben nicht gefragt.«
Wirklich? Falten bilden sich auf meiner Stirn. Ich kann mich an die Verliebtheit erinnern und wie mein Bauch Saltos vollführt hat, Flickflacks und Drehungen, eine Kür im Kunstturnen, die ich selbst nie vollbringen könnte. Roman ist so etwas wie Zucker. Verlockend süß, aber keine vollwertige Kost. Alexander ist mein Schlaraffenland.
Ich hole tief Luft und bin drauf und dran Protest einzulegen, als ich plötzlich Alexanders Lippen auf den meinen spüre. Eine sanfte Berührung, die alle Gesetze außer Kraft setzt und mich benommen macht.
»Nein, tu das nicht!«, protestiere ich schwach. In meinem Kopf nimmt das Hämmern zu. Es ist nicht richtig. Jetzt noch weniger als neulich. Warum sich dann jedoch meine Hände in Alexanders Kragen krallen, verstehe ich nicht. Warum ich die Zeit anhalten möchte ebenso wenig. Wahrscheinlich gäbe es weniger Kriege, wenn sich Leute öfter küssen würden.
»Genau dieses Strahlen möchte ich in Erinnerung behalten.« Alexander löst sich viel zu früh von meinem Mund. »Alles wird gut, Elizabeth.« Er
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