FebruarNachtsTraum
sieht anders aus. Seine Haare sind ein Stückchen länger. Ungläubig fahre ich mit den Fingerspitzen durch und berühre ihn, um sicherzugehen, dass der Typ vor mir keine Fata Morgana ist. Aber ja, er ist wirklich echt und grinst über meine Inspektion. Ich träume nicht. Seine olivfarbene Haut ist von der Sonne deutlich dunkler im Gesicht geworden. Und er liegt schöner und perfekter neben mir als je zuvor.
Roman beendet dieses leichte Fremdeln zwischen uns. Mein Gesicht wird zwischen beide Hände genommen und ich werde abgeknutscht. Seine Hand streicht über meine Wange. Sie ist weicher als Alexanders und ich schäme mich dafür, dass ich beide Männer miteinander messe.
Dann wird mir plötzlich klar, dass ich nicht mehr alleine bin und ich umarme den Mann, der eigentlich die ganze Zeit nur eines wollte, dass es mir gut geht und ich glücklich bin. Denn dann ist er es auch. Alexander hatte Recht, Roman gehört nach wie vor eine Ecke meines Herzens. Wenigstens etwas.
Apropos, Alexander … »Seit wann bist du da und wo steckt mein Bodyguard?«
»Der macht uns allen gerade Frühstück.«
In dem Augenblick grummelt mein Magen lautstark. Der Döner vom letzten Abend ist quasi über Nacht in meinem Bauch verpufft.
»Komm! Erlösen wir ihn von seiner Aufgabe. Damit er endlich fahren kann.« Noch bevor ich protestieren kann, werde ich gepackt und ins Wohnzimmer getragen. So ist das wohl, wenn man ein Wir ist.
Ich reiße die Augen groß auf: Katharina! Mama! Papa! Oma? Was machen die denn alle hier? Roman lässt mich ebenfalls irritiert herunter.
»Mit so einem Empfangskomitee habe ich nicht gerechnet«, flüstert er und stellt sich hinter mich. Ich spüre genau warum und meine Wangen werden verräterisch heiß.
»Überraschung!«, ruft meine Oma. »Hat das dein Bodyguard nicht gut eingefädelt!«
Verwirrt und überrascht fange ich Alexanders Blick auf, der gerade Kaffee aus der Küche an den Esstisch trägt und mein Puls schlägt schneller. Das ist gar kein Empfangskomitee, sondern genau die Mischpoke, die mir den Abschied erleichtern soll.
»Du hast doch nicht geglaubt, dass ich mir das entgehen lasse«, reißt mich Katharina genau zur richtigen Zeit aus meinen Gedanken.
»Und?«, frage ich vorsichtig. Wie wohl ihre Einschätzung meines Männerproblem nun lautet?
»Sieht ganz gut aus.« Sie lächelt aufmunternd.
Mehr Zeit zum Nachdenken habe ich nicht, denn Roman zieht mich wieder zu sich und macht sich über mich her, als hätte er auf den mehr als 8.000 Kilometern zu mir nichts zu essen bekommen. Seine Küsse sind einnehmender, bestimmender als Alexanders. Und obwohl ich es versuche, lässt er mich nicht an seiner Unterlippe knabbern, weil er sich meine geschnappt hat und sie nicht mehr loslässt. Kontrollfreak.
Alexander räuspert sich und Roman lässt mich los.
Ich nutze den Moment und entwische schnell ins Bad, um mich herzurichten. Während mein adonisgleicher Freund immer gut aussieht, fühle ich mich wie eine Katastrophe.
Alexanders Zahnbürste und sein Rasierer fehlen. Seine Nivea-Cremedose ist ebenfalls verschwunden, genauso wie sein For Men-Shampoo von Vidal Sassoon und sein Duschgel. Nicht viel, doch es ist klar, was das bedeutet. Mein Appetit verfliegt.
Bevor mich jemand abfängt, schlüpfe ich schnell in mein Schlafzimmer und ziehe mir meine Jogginghose und einen wärmeren Pulli über meine Schlafsachen. Dabei falle ich im Flur beinahe über Alexanders wenige gepackte Taschen. Wie provisorisch er bei mir gelebt hat!
»Danke, dass du so gut auf sie aufgepasst hast. Keine Schrammen, keine blauen Flecken und ihr bezauberndes Lächeln hat sie auch noch im Schlaf.« Alexander und Roman geben sich einen kameradschaftlichen Handschlag unter Männern.
»Gern geschehen.«
Ich schlucke und fühle mich wackelig auf den Beinen, weil ich natürlich weiß, was genau Alexander alles getan hat und wem dieses verschlafene Lächeln heute Morgen wirklich gegolten hat: einem Tagtraum.
Alexander reicht mir meine The Simpsons -Tasse und ein Ferrero Küsschen zur Beruhigung. Guten Freunden gibt man ein Küsschen … und das war es jetzt. Einfach so. Ich kann nicht schnell genug schalten, schon gibt Alexander mir die Hand, kurz und geschäftsmäßig. Dann jedoch lächelt er wehmütig und schließt mich in die Arme. »Das war ein Monat … an den ich noch lange denken werde.« Seine letzten Worte sind nur ein Flüstern, das mir durch Mark und Bein geht. »Pass auf dich auf!«
»Du auch. Auf dass es deiner
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