Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
FebruarNachtsTraum

FebruarNachtsTraum

Titel: FebruarNachtsTraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Sowade
Vom Netzwerk:
zur Uhr. Zehn Minuten bleiben mir noch. Das ist in Miss Energy-Dimensionen eine halbe Ewigkeit. Ich mustere meinen Bodyguard, der immer noch auf eine Antwort wartet und irgendwie gehört sich die ja auch.
    »Also gut, ja, du hast Recht, ich mache mir Sorgen«, gestehe ich. Was ist schon dabei? Gefühle zu zeigen ist sehr menschlich.
    Alexander lässt das Käse-Sandwich sinken und schaut mich durchdringend an.
    »Wir sind fünf Leute«, beginne ich. »Ich bin die einzige Frau.« Erklärt das heutzutage wirklich schon alles? »Du hast da Soße.« Ich zeige ausweichend auf Alexanders Kinn. Dann gebe ich mir einen Ruck. »Gestern haben sie angekündigt, dass sie mir einen Ersatzjob geben, falls ich weiterhin so oft in der Presse auftauche. Und ich kann es ihnen nicht mal verübeln. Ich würde es genauso machen. Also muss ich erneut glänzen.«
    »Wer hat das Sagen in eurer Gruppe?« Alexander nimmt einen Schluck Kaffee und tippt sich nachdenklich an seine Lippe.
    Mein Stolz ist gekränkt. »Glaubst du, ich könnte mich dort nicht behaup…«
    »Elizabeth Schneider, bitte, kannst du einmal aufhören, dich so aufzuspielen. Ich weiß, wie großartig du mit der Welt fertig wirst. Das meine ich ehrlich. Und ich finde es bemerkenswert, was du in deinem Alter schon erreicht hast. Du bist ja noch nicht mal 30! Aber offensichtlich kommst du gerade nicht weiter. Also lass mich dir helfen und antworte einfach!« Alexander dreht mich in meinem Stuhl und zwingt mich, ihn anzusehen.
    Huch! Mir vergeht das Lachen. Ich werde ja öfter mal angefahren, aber mit so einer Konfrontation rechnet keiner. Fehlte nur noch, dass er 'mein liebes Fräulein' sagt. Dann hätte er mich an Mama erinnert.
    »Henrikson hat das Sagen, unser Anwalt.« Die nächsten Worte überlege mir sehr genau. »Dass der mich nicht mag, kann ich sogar verstehen. Es vergeht gerade keine Woche, wo nicht mein Name auf seinem Schreibtisch landet. Selbst dieses Möbelhaus-Debakel hat er entdeckt. Dabei stand darüber nur was im Lokalteil.« Während meines Geständnisses irrt mein Blick überall hin, nur nicht zu Alexander, der wenige Zentimeter von mir entfernt steht. Erst als er dazu schweigt, sehe ich ihn gespannt an.
    »Henrikson ist der Hagere mit dem Einstecktuch und den Goldknöpfen?«
    »Ich bin im Arsch«, begreife ich.
    »Unsinn!« Alexanders Blick bekommt etwas Verschmitztes. »Du beherrschst nur noch nicht alle Spielregeln.«
    Spielregeln? Was für Spielregeln! »Ich habe noch vier Minuten«, erinnere ich ihn scharf. Wenn sich Alexander hier einen Spaß erlaubt, dann ist der besser verdammt gut.
    »Hier!« Alexander löst seine Armbanduhr, ein teures Modell von André Belfort, und reicht sie mir. Ich bin zu perplex um mich dagegen zu wehren und lasse auch die weitere Musterung über mich ergehen.
    Auch wenn mein Business-Kostümchen von gestern ist, Rock und Jackett sitzen tadellos und meine besten Fake-Laboutin-Pumps haben auch keinen Kratzer im Leder.
    Vorsichtig lege ich mir die schwere, protzige Uhr um und ziehe sie so fest wie möglich. Ich teste, wie ich sie halten muss, damit sie an meinem Handgelenk nicht schlackert.
    »Statussymbole verleihen subtil mehr Macht, Elizabeth. Lässt du dein iPhone auf dem Tisch liegen? Lautlos oder nicht?«
    »In meiner Tasche. Natürlich aus!« Das lernt man schon in der Schule.
    Nun verdreht Alexander die Augen, als wollte er sagen: typisch Frau! »Leg es für alle sichtbar neben deine Unterlagen. Natürlich an«, imitiert er meinen Tonfall von eben. »Ich schick dir regelmäßig Nachrichten. Zeig, dass du wichtig bist!«
    »Und so ein Unfug soll helfen?«
    »Du wärst überrascht.« Er lächelt schief. »Bezieh außerdem die Nummer 1 in der Runde immer positiv ein.«
    Jefe? Ich will schon nachfragen, doch Alexander schüttelt den Kopf.
    »Wenn dein Bauchgefühl dir sagt, dass euer Anwalt Druck aufbaut, dann musst du über ihn hinweggehen. Ich wette, du hast ihn gestern mehr als einmal dumm dastehen lassen.«
    Ertappt grinse ich und räuspere mich schnell.
    »Sicher hast du das. Dann nimm dich heute zurück und verknüpfe deine genialen Einfälle mit seinen! Sag zum Beispiel Sätze wie, 'Herr Henrikson hatte genau den richtigen Einfall. Wenn wir dann noch X und Y dazu nehmen, wird seine Idee uns weit bringen.' Verstanden, Elizabeth?«
    Kapiert! So schwer klingt das nicht. Einfache deutsche Sätze, keine Mehrdeutigkeiten. Mein Daumen zeigt nach oben. »Habe ich jetzt also nicht nur einen Bodyguard, sondern auch einen

Weitere Kostenlose Bücher