FebruarNachtsTraum
einfach hammeranstrengend!« Sie redet und redet in einem Tempo, als stünde der Weltuntergang bevor und sie hätte noch jede Menge loszuwerden, bevor wir alle sterben. Ich lasse sie. Manchmal ertappe ich mich sogar beim Lächeln. So bin ich auch unter Stress. Keinen Deut besser.
Nach ganzen zehn Minuten schöpft sie kurz Atem. »Lizzy, bist du noch dran?«
»Mmh.« Ich stocke. »Sag mal, was hältst du davon, wenn ich heute bei dir übernachte?«
»AU JAAA!« Der Freudenschrei bringt für eine Nanosekunde mein Trommelfell ans Limit. Dann geht das Quasseln weiter, dass mein Ohr glüht.
Wenigstens eine Person auf Erden, die meine Anwesenheit schätzt. Die andere Person ist zwar auch auf Erden, aber am anderen Ende und damit unerreichbar.
Schnurstracks mache ich mich ans Werk, leihe mir aus dem Labor eine der mit dem Aufzug 'Energy Solutions' bedruckten Outdoor-Jacken und beschließe endlich das zu tun, was ich von Anfang an wollte. Weg von Alexander. Wenn auch die Gründe in diesem Augenblick nicht mehr die ursprünglichen sind.
Mega-un-super! Ich bin verletzt. Das passiert mir nur bei Menschen, die mir etwas bedeuten.
- 11 -
»Ich verstehe das nicht, Kathi. Erst gibt Alexander mir diesen richtig guten Tipp, wie ich mich behaupten kann und dann …«
»Den hättest du auch von mir kriegen können.«
»Katharina! Darum geht es nicht!« Nachdem ich mir erst ihr Leid angehört habe, durfte ich die letzte Stunde meines klagen. Gähnend beziehe ich nun das Gästebett, während meine beste Freundin die Sofalehnen weglegt.
»Ich weiß, was du meinst, mein Streunerchen.« Sie nimmt mich lachend in die Arme. »Bist du dir denn sicher, dass du es nicht missverstanden hast? Vielleicht hat er jemand anderen gemeint.«
»Der meine Haare hat?!« Denjenigen würde ich gerne mal kennen lernen. Wir hätten uns über einiges auszutauschen. Glättende Shampoos. Weichmachende Pflege. Optimale Waschdauer. Ideale Wassertemperatur und und und.
»Ich mag deine Haare.« Katharina wickelt sich eine Strähne um den Finger und beinahe wird eine Locke daraus.
»Ach ja? Lass das!« Ich fege ihre Hand wie eine lästige Fliege weg.
»Sie passen zu dir, Lizzy. Doch du solltest sie morgen dringend waschen.« Auch Katharina reibt sich müde die Augen. In einer Woche steht die nächste Prüfung an und bis eben hat sie noch über ihren Büchern gebrütet. »Mach dich nicht verrückt! Es gibt für alles eine Erklärung. Sprich deinen Bodyguard drauf an und alles wird gut. Nur heute nicht mehr, fürchte ich.«
Wo Katharina Recht hat, hat sie Recht. Ruckzuck helfe ich ihr mit dem Abwasch von unserem Abendessen und plötzlich habe ich wieder diese stechenden Kopfschmerzen. Wie kurz nach der Hypnose. Seltsam. Außerdem schaut sie mich ganz eigenartig an.
»Was ist, Kathi?« Das Glas in meinen Händen habe ich mit dem Geschirrhandtuch mittlerweile so trocken gerieben, dass es sich warm anfühlt.
»Ich weiß ja, dass du Roman nicht mehr vermisst. Aber denkst du noch an ihn?« Wir stellen das saubere Geschirr weg und sie räuspert sich. »Könnte ja sein, dass ich es bei der Hypnose etwas übertrieben ha…«
»Katharina!« Ich funkle sie an. Das ist wohl ein schlechter Scherz! Wenn die Hypnose, die eigentlich meine Beziehung verbessern sollte, sie plötzlich gefährdet, dann kann sie was erleben! »Bin ich deshalb vielleicht so kurz angebunden, wenn Roman sich meldet?«
»Schon möglich.« Katharina mustert besorgt mein Gesicht. »Sorry, Lizzy. Aber du sagst ihm nichts Gemeines, oder?« Nun kramt sie im Schrank nach Schlafsachen für mich.
»Nein, nein! Ich bin nur etwas schroff. Aber daran ist er selbst schuld.« Katharina runzelt die Stirn und ich gestehe: »Roman kann ein ziemlicher Kontrollfreak sein.« Mir fällt wieder ein, dass Alexander ihm jeden Krümel von mir haarklein berichtet. Doch das jetzt meiner besten Freundin zu erzählen, würde den Abend sprengen. Also probiere ich es mit der Kurzform: »Weißt du, Kathi, die Bodyguard-Nummer ist an sich gar nicht so schlimm. Er hätte sie nur vorher mit mir absprechen sollen, statt das einfach festzulegen.«
»Als er noch hier war, war er nicht so?« Katharina reicht mir zum Schlafen ein hässliches, verfärbtes Shirt und eine kurze Hose und bemüht sich mein Problem zu verstehen, das für sie keins ist.
»Danke.« Ich beäuge beides kritisch. Bei einer so überstürzten Nacht darf man nicht wählerisch sein. »Naja, ich hab ihn ja erst gesucht und dann gefunden und es waren nur
Weitere Kostenlose Bücher