FebruarNachtsTraum
an.
»Jetzt sofort?«
Ich nicke und spüre meine dicke Backe.
»Danke für alles, Dr. Bauer. Wir machen uns auf den Weg. Es war ein langer Tag.« Alexander regelt die Formalitäten und holt unsere Sachen.
Dr. Bauer nickt verständnisvoll. »Sie waren wirklich sehr tapfer, meine Liebe.«
Meine Schreie haben bestimmt das ganze Haus aufgeschreckt. »Zur Belohnung dürfen Sie sich hier etwas aussuchen. Kommen Sie mal mit!«
Toll, toll, toll! Sofort hellt sich meine Stimmung auf und ich schließe Dr. Bauer in mein Herz. Benommen folge ich ihm zu einem Regal mit kleinen Parfumflakons. Etwas überfordert mit der fantastischen Auswahl zuckt meine Hand vor, bis meine Augen etwas Besseres entdecken. Wieder und wieder. Schließlich entscheide ich mich für einen smaragdgrünen Glasflakon.
»Du probierst das Parfum nicht mal?«, fragt Alexander erstaunt.
»Oh, ich kenne die Düfte. Am Flughafen schnuppere ich immer im Duty Free an allen und …« Elizabeth, hör auf, die ganze Welt mit deinem Leben zu erheitern! »Der ist gut. Den hatte ich schon einmal.« Ich sprühe etwas auf meine Handgelenke und halte sie mir an die Nase. Sofort bin ich in einer anderen Zeit und erinnere mich daran, wie schön das Leben eigentlich ist. Geschafft!
»Brauchst du was?«, fragt mich Alexander, als wir später in meiner Wohnung unsere Sachen ausziehen und Einkäufe abladen.
»Einen neuen Mund.«
Alexander seufzt. Ihm ist nicht nach Späßen. Sicher auch unterzuckert.
»Nein, alles gut. Ich leg mich einfach hin.« Das heißt, ich schlüpfe in meine bequeme Schlabberhose anno 1998, mein batikverwaschenes XXL Shirt und kuschle mich ins Bett. Jetzt nur noch einschlafen! Meine Wange brennt, mein Kopf dröhnt trotz Aspirin und ich wälze mich so oft hin und her, dass man das auch als Matratzensport bezeichnen könnte.
Vielleicht hilft mir Eis aus dem Kühlschrank? Stunden später klinke ich ganz leise die Tür, doch Alexander ist wider Erwarten noch auf und sitzt in sportlichen Jogging-Klamotten über seinen Rechner gebeugt. Sein starrer Blick löst sich, als er meine Bewegung wahrnimmt, dann heftet er ihn wieder auf den Bildschirm. Ha, wer ist nun der Workaholic von uns beiden?
In der Küche schütte ich Eiswürfel in eine Plastiktüte und wickle ein Geschirrhandtuch herum. Besseres Equipment habe ich nicht.
»Hast du was dagegen, wenn ich fernsehe?« Ich will mich nicht noch länger schlaflos im Bett hin und her drehen.
»Tut ganz schön weh, was?« Alexander schaut länger auf und nimmt meine ramponierte Gestalt zur Gänze wahr.
»Mmh.« Langsam friert mir die Hand beim Halten der Eiswürfel ein. Also wechsle ich sie.
»Du solltest morgen nicht arbeiten gehen.« Alexander tippt im Akkord weiter. Aber ich weiß, dass er eins und eins, in meinem Fall meine Schlaflosigkeit und die Eiswürfel, zusammengezählt hat.
»Nie im Leben! Ich komm schon jetzt kaum hinterher. Nein nein, ich gehe.« Ich zappe, bis ich auf einem Frauensender einen Spielfilm finde und mich nicht mit den üblichen Actionstreifen oder Reportagen zufrieden geben muss. Fröstelnd wickle ich mich in eine Decke. Meine Füße sind kalt und meine Hand ist vom Halten des Eisbeutels mittlerweile kurz vorm Absterben. Geht denn dieser furchtbare Tag nie vorbei?
»Zeig mal!« Alexander räumt seine Dokumente zusammen und schaltet die Technik aus. Bevor ich reagieren kann, ist er bei mir, nimmt meine Hand und löst sie von der Wange. Der Film ist vergessen. »Sieht schon viel besser aus.« Er streicht vorsichtig drüber. »Du hast auch mehr Farbe im Gesicht, du Gespenst.«
»Na dann kann ich ja morgen arbeiten gehen!« Tapfer recke ich das Kinn.
»Wir werden sehen.« Eine Weile hält er den Eisbeutel an meine Wange, während ich meine eiskalten Finger auftaue. Licht flimmert vom Fernseher über sein Gesicht und in seinen Augen liegt ein merkwürdiger Glanz, der mit meinem Bauch komische Dinge anstellt. »Das Parfum riecht wirklich gut. Grapefruit?«
»Ich weiß«, antworte ich. »Pampelmuse, Weihrauch, Lotusblüte und Mango.« Erst jetzt rieche ich wieder diese bittersüße Mischung. Keine Ahnung, was ich sonst dazu sagen soll.
Alexander lacht leise auf. »Du kannst einen wirklich auf Trab halten, weißt du das?«
Was möchte mir mein Bodyguard damit sagen?
Er legt den Eisbeutel beiseite, schnappt sich meine kalten Beine, legt sie über seine und zieht mich zu sich.
Ach so! Alexander ist erleichtert, dass es seinem Schützling gut geht. Er kann das nur nicht laut
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