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FebruarNachtsTraum

FebruarNachtsTraum

Titel: FebruarNachtsTraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Sowade
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würde er sie kein bisschen überraschen. »Bis zu dem Moment, als er dich auf der Faschingsfeier überrascht hat. Er ist auf dich zugegangen, er hat dir die Augen zugehalten. Er hat dich überraschen wollen. Und all das wird er nicht ohne Grund getan haben.«
    Stimmt, nichts geschieht einfach so. Die Erde dreht sich ja auch nicht nur aus Spaß um sich selbst und um die Sonne. »Dann kann er doch das Thema anschneiden.« Wenn er eh an allem Schuld ist. Ich kassiere einen scharfen Blick von Katharina. »Schon gut, schon gut. Ja, ich red mit ihm.« Wenn der richtige Moment gekommen ist.
    Meine beste Freundin bemerkt meinen Hänger, lässt die Ziegen im Stich, legt ihren Arm um mich und lächelt plötzlich breit: »Weißt du was, Lizzy? Meine Trumpfkarte, um dich aufzumuntern, hab ich mir bis zuletzt aufgehoben. Komm mal mit!«
    Als hätte sie von Anfang gewusst, wo das alles endet und deshalb diesen Treffpunkt vorgeschlagen. Ihr Joker ist ein kleiner, tapsiger Braunbär, der nur halb so berühmt wie der Eisbär Knut ist, aber dennoch megasüß.
    Ungeplant bin ich ab dem Nachmittag eine von 500 stolzen Berliner Bärenpaten. Da ich als Miss Energy mindestens eine Lokalberühmtheit bin, kommt der Tierpark-Direktor persönlich vorbei. Jemand schießt ein Foto von ihm, dem Tierpfleger und mir, wie ich den flauschigen Babybären auf dem Arm halte. Jede Wette, dass das an Reuters, die DPA und Actionpress geht und morgen in diversen Zeitungen abgedruckt wird.
    Als ich abends gut gelaunt meine Wohnung betrete, kommt mir ein Schwall verbrauchter, stickiger Luft entgegen. Alexander sitzt immer noch oder schon wieder am Schreibtisch. Neugierig schaut er auf.

- 28 -
     
    »Und hattest du einen schönen T…« Alexander stockt und prustet los, sobald er einen Blick auf den Plüschbären unter meinem Arm erhascht, den ich im Fanshop habe mitgehen lassen. Immerhin kommt ein Teil der Erlöse dem flauschigen Original zugute.
    »Er ist süß. Findest du nicht?« Ich winke mit einer Stoffpfote.
    »Dein neuer Freund?«
    »Klar! Der darf sogar in mein Bett.« Ich grinse und knuddle kindisch den Bären. »Hast du schon gegessen?« Ich stelle meine Feinkost-Einkäufe und die Tüten vom Obsthändler an der U-Bahn ab. Dann reiße ich die Fenster auf.
    »Nein, ehrlich gesagt, gab es viel zu tun.« Alexander streckt sich und freut sich über die Ablenkung.
    »Mit deiner Arbeit?«
    »Ja, mit meiner Arbeit.« Einsilbig wie immer der Herr.
    Ich packe alles aus und stelle mich in die Küche, um Salat für zwei zu schnipseln.
    »Du und nur grünes Essen? Davon stand nichts in Romans Dossier zu dir.« Alexander hat seinen Rechner ausgeschaltet, packt mich vertraulich an der Hüfte und schaut mir neugierig über die Schulter.
    »Wehe, du sagst das jemandem weiter!« Ich schneide Gurken, Tomaten und Melone, ungeübt wie ich bin im Schneckentempo. Vegetarier zu sein ist eben auch für mich Neuland.
    »Wie zum Beispiel Roman?« Alexander stibitzt sich ein Stück aus meiner Salatschüssel und hält mich fester. Mir wird wieder überall warm.
    »Ja, zum Beispiel.« Mein scherzhafter Tonfall holpert etwas, aber ich behalte ihn bei.
    »Du findest das also witzig?« Alexander steht mir unglaublich nah. Sein Kiefer mahlt und seine grünen Augen funkeln eindringlich hinter seinen Brillengläsern.
    Weil mir darauf nichts Gescheites einfällt und weil ich mit Schnipseln, Pfeffer, Essig und Öl fertig bin, drücke ich Alexander das Salatbesteck in die Hand. »Hol du das Geschirr! Ich bringe das Essen ins Wohnzimmer.«
    Alexander nickt und kommt einen Augenblick später zu mir aufs Sofa. »Machst du Platz?« Er zappt solange, bis er einen Spielfilm findet.
    Wir essen schweigend und ich schaue Alexander von der Seite an. Er sieht nicht einmal schön aus, nicht im klassischen Sinne, nicht so wie Roman. Früher habe ich in ganz schweren Fällen von Herzschmerz nach Fehlern beim Objekt meiner Begierde gesucht, die ich zu Monster-Verwachsungen umdichte. Nun mustere ich sein Profil und finde keinen. Ich erinnere mich daran, wie seine Nase gegen meinen Hals gedrückt hat. Wie weich sein Mund sich angefühlt hat. Dass seine Unterlippe voller als seine Oberlippe ist. Wie seine Haare mich im Gesicht gekitzelt haben. An den Schwung seiner Augenbrauen, über die ich mit meinem Finger gefahren bin, und an die Wärme seiner Haut.
    »Alexander?« Das Licht vom Bildschirm flackert ihn an. Er hat seine Augen geöffnet, doch er reagiert nicht. »Alexander?!« Ich rufe lauter und er

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