FebruarNachtsTraum
um in der Masse schneller vorwärts zu kommen, schieben uns die letzten Meter raus aus dem Club auf die faschingsfreie Straße und rufen ein Taxi. Katharina zählt mir die ganze Fahrt lang lachend auf, mit welchen Fabelwesen und Superhelden sie den Abend verbracht hat. Dass die Hypnose beendet ist, schaffe ich nicht, ihr zu beichten. So benebelt, wie ihr Verstand gerade ist, wäre sie mir eh keine große Hilfe.
Dann sind wir schon bei ihr im Friedrichshain. Ich bringe sie sicher bis zur Tür und schließlich geht es zu mir.
Als ich in die Wohnung geschneit komme, läuft die Dusche. Das Sofa ist jedoch für die Nacht noch unausgeklappt.
»Ich bin zurück!«, rufe ich fröhlich. Ich raschle mit dem Kleid in mein Schlafzimmer. Mist, ich krieg es nicht auf! Beim Anziehen hatte mir Katharina geholfen.
Ich höre die Badezimmertür, die sich mit einem Knarzen öffnet. »Kannst du mir mal helfen?«, krächze ich heiser.
»Seit wann das denn?« Auch Alexanders Stimme klingt rauer als normal. Wir sind zwei wirklich schlechte Betrüger. Doch er bleibt weg.
»Na fein. Dann geh ich eben auf die Straße und lass mich dort von dem erstbesten dahergelaufenen Penner ausziehen!«
»Sag doch, dass es ums Ausziehen geht.«
Überrascht zucke ich zusammen, als Alexander plötzlich hinter mir auftaucht, heute schon zum zweiten Mal. Das muss ihm auch klar sein, denn seine Finger zittern leicht, als er an den Ösen vom Kleid herumnestelt, um sie zu öffnen. Ich sage nichts dazu, denn meiner Stimme traue ich nicht. Ich schließe meine Augen, schmecke immer noch den Kuss auf meinen Lippen und summe leise vor mich hin, ohne dass ich es lassen könnte. Da sind wir wieder, Elizabeth Schneider und Alexander Zimmermann. Ohne Kostüme und jeder dem Anstand halber wieder in seinen alltäglichen Rollen, um den ahnungslosen Dritten, der uns beiden etwas bedeutet, nicht zu verletzen.
»Fertig.« Alexanders Hand gleitet über meine Rückenpartie und er muss sehen, dass ich dabei Gänsehaut bekomme. Er weicht einen Schritt zurück.
»Danke.« Ohne Alexander in die Augen zu schauen, raschle ich ins Bad, wo noch der Duft seines Duschgels in der Luft hängt. Ich wasche mich. Doch je länger ich unter dem Wasser stehe, umso mehr ärgere ich mich über mich selbst. Denn wie kann ich hier einfach duschen, während ich absolut sicher weiß, dass im anderen Raum meine große Liebe ist?
Ich atme tief durch und fasse all meinen Mut zusammen. Umgezogen und bettfertig lösche ich im Wohnzimmer das Licht, das Alexander für mich angelassen hat. Ich schalte auch in meinem Schlafzimmer die Lampe aus. Doch ich schlüpfe nicht unter meine Bettdecke, sondern krabble im Schutz der Dunkelheit zu Alexander.
»Du weißt, dass das zu nichts führt, Elizabeth?«
Stimmt, was denke ich mir nur dabei? Unsicher zucke ich zusammen und fühle mich unwillkommen. Mein Bein will gerade wieder peinlich berührt das Sofa verlassen, als Alexander seine Arme um mich schließt und mich zurückhält. Er atmet meinen Geruch ein, während ich dem Gefühl seiner Haut auf meiner nachspüre.
»Alles in Ordnung? Du zitterst, Elizabeth.« Alexander drückt mich näher an sich, unsere Beine verknoten sich. Seine Hand schiebt mein Schlafshirt hoch und als meine Haut seine berührt, seufze ich selig.
»Es geht mir gut. Mindestens so gut wie dir. Halt mich einfach noch einen Moment.« Das ist alles, was wir für eine ganze Weile sagen. Doch keiner von uns beiden schläft. Dann wäre der Tag vorbei.
Der Wind trägt das Geräusch eines vorbeifahrenden Zuges zu uns. »Bereust du es?«, frage ich in die Dunkelheit und lausche auf seinen Atem.
»Nein«, flüstert Alexander in mein Ohr. »Du?«
»Auch nicht«, gebe ich zu.
»Es war ein zauberhafter Abend.« Nun höre ich ihn leise auflachen und seine raue Wange berührt meine.
»Und er war lustig«, ergänze ich. Für einen Moment überlege ich wieder, ob ich ihm von Katharinas Hypnose erzählen soll. Von ihren Fähigkeiten. Davon, dass sie erst in der Ausbildung ist und dass ihr ein Fehler unterlaufen sein muss. Oder davon, dass man eine Hypnose nur einsetzt, damit Leute zur Erheiterung aller auf einem Bein stehen und wie ein Huhn gackern. Aber nicht für so komplexe Angelegenheit wie das Leben und die Liebe. Doch ich genieße es, in Alexanders Armen zu liegen, wie die Male zuvor und doch anders. Und dann breitet sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus, so breit wie lange nicht mehr, mein 1.000-Watt-Lächeln.
In den frühen Morgenstunden
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