Feder im Sturm: Meine Kindheit in China (German Edition)
hineinschauen.
Und das tat ich. Die Männer stellten die Trage in der Mitte des Raumes ab. Zwei Kerosinlampen wurden angezündet. Die Männer des Dorfes standen um Jinlan herum und starrten ihren nackten Körper an, während der Exorzist die Trage umkreiste und mit seinen Beschwörungen fortfuhr. In einer Ecke stand Alte Krabbe, den Blick auf Jinlan geheftet, das Gesicht gerötet. Nach ein paar Minuten verharrte der Exorzist völlig reglos und schloss die Augen, als lausche er fernen Stimmen. Es war mucksmäuschenstill. Ich sah, wie sich Jinlans entblößte Brüste langsam hoben und senkten. Ihre Augen mit dem leeren Blick waren nach wie vor geöffnet. Nichts war zu hören außer dem Rauschen des Regens und meinem rasenden Herzschlag.
Da schlug der Exorzist die Augen auf und blinzelte. Er sagte, für die anderen sei es nun Zeit zu gehen. Es sei der Augenblick gekommen, da er den Fuchsgeist austreiben werde. Niemand dürfe im Gebäude bleiben, sonst werde er womöglich das nächste Opfer des Geistes.
Also schob Alte Krabbe die Männer nach draußen und schloss die Tür hinter sich. Ich hörte, wie sich die Männer mit patschenden Schritten auf der anderen Seite des Schuppens entfernten.
Der Exorzist ließ ein paar Minuten verstreichen, ohne sich zu rühren. Schließlich drehte er sich um, öffnete die Tür einen Spalt und spähte hinaus, um festzustellen, ob die Männer seine Anweisungen befolgt hatten. Dann schloss er die Tür und verriegelte sie mit einer Querstange. Nun wandte er sich der auf dem Rücken liegenden Jinlan zu. Er legte den gefiederten Stock und die Räucherstäbchen beiseite und richtete sich vor dem Mädchen auf. Langsam streckte er die Hände aus und legte sie auf ihre kleinen Brüste. Er streichelte und kniff sie und flüsterte ihr etwas zu. Sie reagierte nicht darauf. Rasch löste er ihre Fesseln.
Nun führte er einen kleinen Tanz auf, sang ein wenig vor sich hin und berührte sie an verschiedenen Stellen. Noch immer blieb sie reglos. Er fasste sie an den Fußknöcheln und spreizte ihre Beine. Dann trat er zurück, knöpfte seinen langen schwarzen Umhang auf und zog seine Hose und seine Unterhose aus. Er kletterte auf das Tragegestell und legte sich auf Jinlan. Ich schlug die Hand vor den Mund, um einen Schrei zu unterdrücken, und hoffte inständig, dass er ihr nicht wehtat.
Der Exorzist gab ein merkwürdiges Geräusch von sich, als ob er Schmerzen hätte. Diesmal war es kein Zauberspruch, sondern ein langes, geseufztes »Oh«. Seine nackten Hüften pressten sich gegen Jinlan. Als sein knallrotes Gesicht über dem ihren schwebte, tropfte ein langer Speichelfaden aus seinem Mund auf Jinlans leblose Züge.
Mehrmals erschauderte der Exorzist, als würde er gekitzelt. Schließlich stieß er ein langes Keuchen aus und sank auf Jinlan nieder. Kurz darauf löste er sich von ihr und zog Hosen und Umhang wieder an. Er nahm ein Stofftuch aus seiner Tasche und wischte Jinlans Schenkel ab, die bei der Dämonenaustreibung nass geworden waren.
Da klopfte es leise an der Tür. »Bist du endlich fertig?«, fragte jemand verstohlen. Ich erkannte die Stimme von Alte Krabbe.
Der Exorzist entriegelte die Tür und ließ ihn herein.
»Na?«, fragte Alte Krabbe, während sein Blick zwischen Jinlan und dem Exorzisten hin- und herwanderte.
Der Exorzist grinste und zwinkerte ihm zu. »Junge Krabbe kann sich glücklich schätzen«, meinte er. »Sieh sie dir doch nur an«, sagte er, zu Jinlan gewandt. »Lange Beine. Runder Bauch. Weiche Brüste. Gar nicht wie die Säue, die Gao sonst hervorbringt.« Seine Hände glitten über ihren Körper.
Alte Krabbes Miene verriet, dass er dasselbe dachte.
»Hast du eine Zigarette?«, fragte der Exorzist.
Alte Krabbe zog ein Päckchen aus seiner Tasche und gab ihm eine, zusammen mit einer Schachtel Streichhölzer. »Du hast deinen Spaß gehabt«, sagte er. »Jetzt bin ich an der Reihe. Geh raus und warte vor der Tür. Ich lasse dich herein, wenn du fertig geraucht hast.«
»Wenn ich fertig geraucht habe?«, wiederholte der Exorzist und gluckste. »Ich bin in einer Minute wieder da. Das ist doch mehr als genug Zeit für dich.«
»Hetz mich nicht«, entgegnete Alte Krabbe. »Ich bin hier der Chef!« Ehe er fortfahren konnte, brach der Exorzist in Gelächter aus und rief: »Schon gut! Schon gut!« Dann ging er hinaus, stellte sich unter das Vordach und rauchte, während Alte Krabbe die Tür schloss und sich Jinlan zuwandte.
Da ich fürchtete, der Exorzist könnte um den
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