Federschwingen
sah ebenfalls besser aus als in den letzten Tagen. Zamael fragte sich, was Jelial davon abhielt, ihn wieder einzusetzen. Dieser Kerl war hart im Nehmen, eine einfache Geiselnahme warf ihn nicht aus der Bahn. Zamaels Vermutung erhärtete sich, als er den beschwingten Gang bemerkte, mit dem sich Erael an ihm vorbeischob und Richtung Küche marschierte. Er runzelte die Stirn, folgte ihm grinsend.
„Da hat aber einer hervorragende Laune“, sagte Zamael mit neckendem Unterton.
„Ab nächster Woche darf ich zurück in den Außendienst. Morgen ist mein letzter Tag im Zwangsurlaub“, erwiderte Erael. Anscheinend hatte er genug vom Müßiggang. Zamael wusste, dass Erael niemand war, der gern untätig herumsaß. Keiner von ihnen tat das, einzig Yashiel arbeitete lieber im Haus als draußen. Aber gerade Erael war jemand, der es sichtlich genoss, im Freien zu sein. Egal für was.
„Das freut mich für dich.“ Zamael zwinkerte, ließ sich auf den nächstbesten Stuhl fallen und lümmelte sich zufrieden brummend an den Tisch. „Vielleicht erlebst du dann auch etwas so Schönes wie ich heute.“ Oh, er durfte gar nicht an den Anblick denken, den Dantalion abgegeben hatte.
Prompt erkundigte sich Erael: „Warum, was war heute so schön?“
Zamael rekelte sich auf seinem Stuhl und bedachte Erael mit einem gekonnten Augenaufschlag. „Ich habe einige Pärchen zusammengebracht und sie damit von schlechten Wegen abgebracht.“
Erael nickte und Zamael glaubte, in seiner Miene so etwas wie Anerkennung zu entdecken.
„Aber das war nicht alles. Als ich gerade eine Pause einlegen und auf einem Dach den Sonnenuntergang bewundern will, bemerke ich einen Dämon, der von vier Bruderschaftlern verfolgt wird.“
„Was? Die Bruderschaft?“ Die Unterbrechung klang scharf und ungläubig.
Zamael zuckte die Schultern. „Ja, scheint, als hätten sie sich wieder vereint. Die vier, die ich heute gesehen habe, waren gut trainiert und hervorragend ausgerüstet. Aber das wollte ich dir gar nicht erzählen. Sie stellen den Dämon also und sind gerade dabei, ihn fertigzumachen, da gibt es einen violetten Blitz und Dantalion steht zwischen dem Dämon und den Menschen.“
Es war offensichtlich, dass Erael nicht mit einer solchen Botschaft gerechnet hatte. Erst weiteten sich seine blauen Augen , dann verengten sie sich zu verächtlichen Schlitzen.
„Und was hast du gemacht?“, knurrte Erael. Viele Emotionen wurden durch seine Stimme transportiert, vor allem aber Wut.
„Was schon? Ich habe das Schauspiel verfolgt und kurz mit ihm geplaudert , nachdem die Menschen verletzt, aber lebendig abgezogen waren. Anscheinend war er nicht so erfreut, mich zu sehen. Er trägt uns die Sache mit Rykers nach.“
Erael schnaubte leise durch die Nase. „Ist ja kein Wunder. Es war keine besonders schlaue Aktion von Jelial. Ich frage mich, warum sie das angeordnet hat. Ich habe fast die Vermutung, dass Leonard das so geplant hatte. Jetzt sind die Dämonen noch schlechter auf uns zu sprechen und wir wissen ja alle, dass die Situation jederzeit kippen kann. Und du gehst hin und stachelst ihn an ...“
„Ich stachele ihn nicht an. Im Gegenteil. Ich habe vor, ihn ein wenig zu versöhnen“, unterbrach Zamael.
„Wie willst du das machen?“
Zamael fand es lustig, wie entsetzt Erael klang, und schenkte ihm ein kleines dreckiges Grinsen. „Na wie wohl? Auf meine ganz persönliche Art natürlich.“
Erael rollte mit den Augen und schüttelte den Kopf. „Du willst mit ihm schlafen.“
Zamael zuckte gespielt arglos mit den Schultern. „So kommt man sich näher.“
„Es ist einfach unglaublich, wie du den Akt der Liebe instrumentalisierst. Nicht nur zu deinem eigenen Vergnügen, sondern um deine Ziele zu erreichen. Manchmal finde ich dich so was von abstoßend.“
„Du kennst meine Ziele nicht, Erael. Wenn du ihn heute gesehen hättest, könntest du auch nicht widerstehen, mit ihm ins Bett zu gehen.“ Er erschauerte bei der Erinnerung an Dantalion im Kampf. Er war Zamael wie eine Urgewalt vorgekommen, grausam und gleichzeitig wunderschön.
„Im Gegensatz zu dir lasse ich mich nicht von meinem Schwanz steuern. Aber es ist nicht an mir, über dich zu urteilen. Mach, was du willst. Aber ich rate dir, halte dich von den Dämonen fern. Es gibt genug andere, mit denen du verkehren kannst. Ich will keinen Krieg, nur weil du dich nicht beherrschen willst.“
Auf einmal wirkte Eraels Laune nicht mehr so gut wie zuvor. Ein bisschen tat es Zamael leid, dass er
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