Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Federschwingen

Federschwingen

Titel: Federschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Seidel
Vom Netzwerk:
Erinnerungen an Dantalions Finger abzuwaschen. Lange ließ er sich das warme Wasser über den Körper und seine Flügel laufen. Mit beiden Händen rieb er über seine Haut. Doch statt die Erinnerungen an Dantalions Berührungen abzuwaschen, wallten sie durch die Wärme und seine eigenen Hände umso heftiger auf.
    Als wäre das allein nicht schlimm genug, stieg in ihm ein Gefühl auf, einem Kribbeln gleich, als wäre eine Ameisenarmee in seinem Inneren unterwegs. Erael konnte förmlich spüren, wie sich sein Herzschlag ebenso wie sein Atem beschleunigte und gewisse Regionen seines Körpers beinahe schmerzhaft zu ziehen begannen.
    Irritiert stellte er das Wasser ab und stieg aus der gläsernen Duschkabine. Es war nicht so, als hätte er noch nie Lust empfunden. Das war unter einem Dach mit Zamael ein Ding der Unmöglichkeit. Es war kein Problem gewesen, wenn er die letzten Überreste von Zamaels Kraft abbekommen hatte. Er hatte ja gewusst, wie er sich in solchen Situationen selbst helfen konnte. Allerdings war er sich im Klaren, wann Zamael etwas mit seiner körperlichen Befindlichkeit zu tun hatte. Jetzt dagegen war er sich aber absolut sicher, dass das rein gar nicht Zamaels Verdienst war, sondern einzig und allein Dantalions.
    Wie konnte es sein, dass ihn die Erinnerung an einen schlichten Kuss erregte? Noch dazu die Berührung eines Dämons? Das war eine eminente Steigerung, die Erael auf neuem, unbekanntem Terrain zurückließ, ihm widerstrebte und ihn ängstigte. Er kannte den Kerl nicht einmal!
    Er schüttelte seine Flügel aus, bis sie fast trocken waren und warf einen kritischen Blick in den Spiegel. Nein, zu sehen war nichts. Weder Spuren von der Berührung des Dämons, von der er sich nach wie vor besudelt fühlte, noch die Hitze, die in ihm aufwallte, sobald er an die Finger dachte, die die sensitiven Übergänge von den Schultern zu den Flügeln angefasst hatten. Wie von selbst fuhren seine Finger an diese Stelle. Erael keuchte erschrocken auf, als sich die Gefühle in ihm verstärkten. Nein, er musste damit aufhören.
    Entschlossen stapfte er aus dem Bad und warf sich auf sein wunderbar weiches Bett. Er musste schlafen. Schlafen und vergessen.
     
    Leider durfte Erael in den kommenden Wochen feststellen, dass er beides nicht konnte. Die Begegnung mit dem Dämon hing ihm nach. Die stille Unterhaltung in seinem Kopf, die warme Umarmung, die eigentlich keine gewesen war, die Berührungen, der Kuss ...
    Nachts träumte er von Dantalion in einer Weise, die dafür sorgte, dass er morgens mit einem Zelt oder – noch schlimmer – mit einem Teich in der Hose aufwachte. Dieser verfluchte Dämon hatte mit seinen Gedanken herumgespielt und ihn total durcheinandergebracht! Langsam wuchs der Verdacht in ihm, dass Dantalion seine Telepathie genutzt hatte, um sich derart in seinem Hirn zu verankern.
    Schon sehr lange hatte Erael nicht mehr so an einen Mann denken müssen, nicht in einer erregenden, sexuellen Weise. Aber er liebte Dantalion nicht, dessen war er sich sicher. Daher musste er diesen niederen Trieb unterdrücken. Allein deshalb, weil es seinem Attribut entsprach, ob es ihm nun gefiel oder nicht. Was es im Moment nicht tat.
    Die Erinnerung an Dantalion brachte ihn sogar so durcheinander, dass er mehr als einmal die Zeit unnötig zurückdrehte, weil er sich insgeheim nach dem Zeitpunkt sehnte , als er mit dem Dämon vor dem kaputten Fenster gestanden war, und nicht bedachte, was er tat.
    Jelial hatte ihn für einige Zeit freigestellt, weil sie aufgrund seiner Schweigsamkeit glaubte, er sei wegen seiner Geiselnahme traumatisiert, und so richtete er keinen Schaden an. Trotzdem war es besorgniserregend, dass ihm die Kontrolle derart leicht entglitt. Andererseits war dieser verordnete Urlaub eine üble Strafe für ihn, weil er nichts anderes zu tun hatte, als herumzusitzen und seine Gedanken wieder und wieder zu Dantalion schweifen zu lassen.
     
    ~*~
     
    Da Jelial Erael schonen wollte, bekam Zamael mehr zu tun, als ihm lieb war. Er verbrachte zunehmend mehr Zeit damit, die richtigen Leute miteinander zu verkuppeln. Einen Gauner mit einer sehr gerechtigkeitsliebenden Frau, die ihn auf den richtigen Weg bringen würde; zwei Kerle, die ohne einander beide auf die schiefe Bahn geraten würden ... Er war der Amor der modernen Zeit. Öfter kam er selbst in die vergnügliche Verlegenheit, böse Jungs und Mädchen von ihren eigentlichen Plänen abzuhalten und positiv zu beeinflussen.
    Heute hatte er sein Tagewerk

Weitere Kostenlose Bücher