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Federschwingen

Federschwingen

Titel: Federschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Seidel
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machten.
    Tief durchatmend schlug er die Augen auf und goss sich von dem Whisky nach. Es war unglaublich, sogar jetzt, da er nur an Erael dachte, wurde er ruhiger. Fast so, als wäre der Engel hier und würde ihn mit seinem mentalen Frieden und der gelassenen Präsenz einhüllen. Ein leichtes, aber beständiges Kribbeln brandete in seinem Magen auf. Kam wohl vom Whisky …
    Dantalion trank das Glas auf ex aus, stellte die Flasche in das Barfach zurück und klappte das Türchen zu. Jetzt war er entspannt genug, um sich schöneren Dingen als der Bruderschaft zu widmen. Ein Bad nehmen, zum Beispiel. Sich danach auf seine Felldecke kuscheln und zu lesen.
    Oder er machte sich den Spaß, heute Nacht vor selbst ernannten Schwarzmagiern zu erscheinen, die sich einbildeten, Satan höchstselbst beschwören zu können. Die meist jungen Menschen bekamen jedes Mal einen so riesigen Schreck, dass ihnen das Teufelsbeschwören für den Rest ihres Lebens verging … Dantalion hatte bei solchen Gelegenheiten mehr als eine Jeans nass werden sehen , und amüsierte sich jedes Mal aufs Neue köstlich darüber. Aber eigentlich war er heute zu faul, um sich zu so später Stunde aus dem Haus zu begeben.
     
    Lange dauerte Dantalions Müßiggang nicht an. Bereits am Tag darauf wurde er von Leonard dazu verdammt, sich um eine Sache mit dem Zoll zu kümmern. Dazu musste er sich an den Hafen begeben, um die Zollbeamten zu manipulieren, ein Schiff nicht zu prüfen. Seiner telepathischen ‚ Überredungskunst ‘ zu widerstehen, war für die meisten Menschen schlichtweg unmöglich.
    Der Wind blies ihm durch die Haare und durch die Federn, während er als dunkler Wächter die Geschäftigkeiten am Hafen überschaute. Rory, einer der Hafenarbeiter, hatte einen Pakt mit ihm geschlossen, damit er seinen Schmuggeleien ungestört nachgehen konnte.
    Heute sollte eine große, brisante Lieferung ankommen. Bislang hatte das jedes Mal wunderbar geklappt. Trotzdem hatte er es nie geschafft, die Beamten zur Bestechlichkeit zu verleiten. Das hätte weniger Arbeit für ihn nach sich gezogen, weil er in dem Fall nicht anwesend sein müsste, sobald es hier brenzlig wurde.
    Da kamen sie bereits, die Männer in den blauen Uniformen, und strebten auf die Anlegestelle zu, die Rory als sein Sorgenkind bezeichnet hatte.
    Dantalion impfte den Männern vorsorglich die Gedanken ein, dass das Schiff unverdächtig war. Eine eingehendere Überprüfung war hier gaaar nicht nötig.
    Er grinste, als diese Eingebungen Früchte trugen und sich genervte Langeweile in den Beamten breitmachte, die nichtsdestotrotz eine oberflächliche Kontrolle durchführen mussten.
    Dantalion wollte gerade seinen Triumph feiern, als er spürte, dass in den Köpfen der Zollbeamten ein übermächtiges Gefühl des schlechten Gewissens aufwallte. Wo kam das auf einmal her? Bis eben hatte er das Bewusstsein der Männer unter Kontrolle gehabt. Egal, wie er versuchte, dagegen zusteuern, die negative Emotion des schlechten Gewissens war stärker als der rationale Gedanke, dass hier garantiert keine Schmuggelware versteckt war. Es hatte keinen Zweck. Er schickte Rory eine schnelle Warnung zu, dass er und seine Leute verschwinden sollten, damit sie nicht mit dem Schmugglerschiff in Verbindung gebracht wurden, in dem etliche gestohlene Kunstgegenstände beträchtlichen Werts geladen waren.
    „Was geht hier vor?“, fragte er sich ärgerlich. Hinter dem Dach eines Hafengebäudes lugte etwas Helles hervor, das sich rasch zurückzog.
    Dantalion knurrte zornig. Daher wehte also der Wind. Göttliche Intervention.
    Er verstärkte seine mentale Verbindung zu den Zöllnern, die nun hin und her gerissen waren zwischen Pflichtbewusstsein und dem Wunsch, die Kontrolle schnell hinter sich zu bringen.
    Dantalion kämpfte hart gegen das aufkeimende schlechte Gewissen der Beamten an, gewann langsam die Oberhand, spürte das erneute Aufflammen der Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit der Zöllner. Verflucht, welcher von diesen dämlichen Engeln kam ihm denn jetzt in die Quere?
    Er spreizte seine Schwingen und erhob sich mit einem lauten Flappen in die Nacht. Einen kräftigen Flügelschlag später befand er sich genau an der Stelle, an der er den hellen Schimmer entdeckt hatte.
    Dantalion ließ sich auf das Dach niedersinken und tastete gedanklich die Umgebung ab. Bingo!
    Ein überraschtes Auflachen löste sich aus seiner Kehle.
    „Erael! Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns so schnell wiedersehen! Du hast mich wohl

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