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Federschwingen

Federschwingen

Titel: Federschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Seidel
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für komische Sachen?“
    Die Röte in Eraels Gesicht sprach Bände, aber Dantalion sah ihn mit dem besten ernsthaft fragenden Blick an, den er aufbringen konnte. Zu seinem Erstaunen war Erael rot bis in die Ohrspitzen, schaute ihn jetzt jedoch eindringlich an.
    „Wenn du mir zu nahe kommst, werde ich mich zu wehren wissen“, zischte Erael drohend, ohne näher auf die Frage einzugehen. Offensichtlich war Erael klar, dass Dantalion wusste, wovon die Rede gewesen war.
    „Ich werde dir nicht näherkommen, als du es willst.“ Dieses Versprechen konnte Dantalion leicht geben – ob er sich daran halten würde, war die andere Frage. Das würde er zu gegebener Zeit garantiert feststellen …
    Erael begann zu lächeln, ein derart schönes Lächeln, dass Dantalion fast die Luft wegblieb. In der gleichen Sekunde ging ihm auf, dass diese Unterhaltung zuerst in eine völlig andere Richtung gegangen war. Dantalion begann, ebenfalls zu grinsen. Da hatte es sich jemand wohl anders überlegt … Anscheinend hatte Erael nicht gewusst, wie er seine Absage in eine Zusage verwandeln sollte, ohne sich zu blamieren.
    „Sag mal … Es mag ja sein, dass ich mich irre, aber darfst du deine Fähigkeit tatsächlich für deine eigenen Zwecke einsetzen?“ Er freute sich über den Sinneswandel, es schwang aber auch ein kleines bisschen Sarkasmus in der Frage mit. So ein egoistisches Verhalten war für einen Engel sicher nicht angebracht. Aber wer war er schon, darüber zu urteilen? Schließlich hatte er damit genau das, was er haben wollte: ein Date mit Erael. Zumindest ein halbes, weil ja weder Zeit noch Ort feststanden. Aber das konnte er ändern.
    „Es steht nirgendwo geschrieben, wofür ich meine Fähigkeit einsetzen darf oder nicht“, behauptete Erael.
    Ohne ihn zu lesen, würde Dantalion nicht erfahren, ob das stimmte oder nicht, da der Blick des Engels rein gar nichts verriet. Für eine Sekunde schwankte Dantalion zwischen Neugier und Vernunft hin und her. Nein, er wollte nicht in Eraels Gedanken herumsuchen. Es war schöner, sich überraschen zu lassen.
    „Gut. Es wäre bestimmt nicht toll, wenn du deswegen Ärger bekommen würdest.“
    Erael zuckte gelassen mit den Schultern, die Bewegung ließ seine Flügel in interessanten Nuancen schimmern.
    „Wer soll schon feststellen, ob ich die Zeit zurückdrehe – und für welchen Zweck?“
    Das hatte Dantalion nicht bedacht. Es stimmte: Wer sollte über Erael urteilen? Ein kleines Grinsen bog seine Mundwinkel nach oben und wurde von Erael verschmitzt und frech erwidert. Gerade dieses Grinsen war es, was Dantalion von einer Sekunde auf die andere so heiß auf Erael machte, dass er glaubte, innerlich zu verbrennen.
    „Nun, ich könnte es feststellen, indem ich dich in eine Situation brächte, in der du es tun müsstest. Tust du es nicht, weiß ich, dass du deine eine Chance bereits verspielt hast.“
    „Bleibt immer noch die Frage, warum du das tun solltest“, entgegnete Erael unerschrocken.
    Es war angenehm, jemandem gegenüberzustehen, der ihn nicht fürchtete. Bei vielen seiner menschlichen Gespielen war zumindest eine Nuance Furcht dabei, wenn sie mit ihm verkehrten. Erael hingegen schien der Kontakt zu ihm nicht unangenehm zu sein. Zumindest nicht in der Hinsicht, dass er Angst vor ihm hatte. Schon bei ihrer ersten Begegnung hatte er den Engel für seine Tapferkeit bewundert. So viel Respektlosigkeit war zwar Dantalions Rang nicht angemessen, deswegen aber umso erfrischender.
    Dantalion setzte eine entrückte Miene auf und sagte mit dem düstersten Singsang, den er zustande brachte: „Ich sehe … Ich sehe …“
    „Dass du nichts siehst?“
    Dantalion blinzelte Erael entgeistert an. „Nein, du Ignorant! Ich lese deine Gedanken.“
    „Kann nicht sein“, antwortete Erael lapidar, was Dantalion überrascht die Brauen hochziehen ließ.
    „Wie meinst du das?“
    „ Ganz einfach: Es fühlt sich anders an.“
    Das verblüffte Dantalion vollständig. Erael sprach so gelassen über etwas, das andere in den Wahnsinn trieb – ob sie seine mentale Anwesenheit ‚ spürten ‘ , wie Erael das ausdrückte, oder nicht.
    „Wieso hat dich eigentlich die Gedankenverbindung neulich nicht gestört?“ Das musste er genauer wissen, eben weil es so ungewöhnlich für ihn war. Normalerweise bekam er von denjenigen, die wussten, was er tat, ein barsches ‚ Raus aus meinem Kopf! ‘ zu hören. Erael bildete die Ausnahme – und Dantalion war sich sicher, dass Erael noch mehr Überraschungen

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