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Federschwingen

Federschwingen

Titel: Federschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Seidel
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Vorwürfe wie Eraels wenig hilfreich.
    Roberts Schniefen war für einen Herzschlag lang alles, was er hörte. Nach und nach drangen auch andere Geräusche an sein Ohr, allem voran Eraels leises beruhigendes Gemurmel. Als Dantalion Robert betrachtete, fand er sich einem verheulten, aber merkwürdig erlösten Blick ausgesetzt. Ein dankbares Lächeln huschte kurz über Roberts Lippen, dann wandte er sich Erael zu. Dantalion war erleichtert darüber. Er hatte jetzt absolut keinen Nerv für pubertierende Teenager mit Liebeskummer und einem verkorksten Ego. Sicher , Letzteres hatte er ein kleines bisschen in die richtige Bahn gelenkt. Richtig aus Eraels Perspektive, unvorteilhaft für Dämonen. Es war ihm egal, ob er sich dafür vor Leonard verantworten musste, falls ihm sein Ausrutscher zu Ohren kam. Außerdem gab es noch massig andere potenzielle Vertragspartner. Das hier hatte er für Erael getan. Punkt.
    Dafür würde er sich spätestens heute Abend seine Belohnung abholen. Am Liebsten würde er direkt mit Erael losfliegen und ihn in einem Hotel hart in die Matratze nageln. Allerdings hatte er schon die Ahnung, dass Eraels Pläne anders aussahen und eigentlich hatte er ebenfalls noch seine Arbeit zu tun und einige Partner zu besuchen. Aber das könnte er schnell per Telepathie erledigen, oder? Warum sollte er sich die Mühe eines persönlichen Gesprächs machen?
    Klar, Rory wollte ihn sehen , vermutlich um sich über seine traumatische Zeit in Untersuchungshaft auszuheulen, aus der Seere ihn schließlich befreit hatte. Leonard hatte Dantalion alles haarklein erzählt, da musste er es nicht noch einmal von Rory hören. Zwar musste er seinen Kundenstamm pflegen, aber nicht um den Preis, dass Erael sich vor ihrem Date drückte.
    „Was hältst du davon, wenn wir jetzt essen gehen. Du hast bestimmt noch nicht gefrühstückt.“
    Dantalion freute sich über Eraels Einladung, bemerkte aber, dass sie in erster Linie Robert galt und Erael ihn erst jetzt fragend ansah . „Du würdest sicher auch mitkommen, oder?“
    Mühsam unterdrückte er ein Zähneknirschen. „Ja“, sagte er kurz angebunden.
    „Überlegt euch, wohin ihr gehen wollt, ich sage kurz Norton Bescheid.“
    „Jaja, was auch immer“, murmelte Dantalion entnervt. Warum? Er wollte mit Erael allein sein und nicht einen rotzverschmierten Pubertisten bei sich haben!
    „Putz dir die Nase, das ist ja widerlich“, fauchte er Robert an, der sofort gehorchte. Gut für ihn.
    „Woher wusstest du das alles über mich?“, fragte der Junge, nachdem er sich ausgiebig geschnäuzt hatte.
    „Ich sagte doch, ich bin ein exzellenter Menschenkenner. Typen wie du haben fast alle den gleichen Hintergrund, einer wie der andere. Ihr merkt nur nicht, was ihr für ein Potenzial habt, das ihr aber mit eurer Gewalt verschwendet. Era... Eric aber glaubt an euch und deswegen bin ich heute hier. Er wusste, dass ich dich besser einschätzen könnte, als er je dazu in der Lage wäre. Aber er ist es, der dir helfen wollte, nicht ich. Mir persönlich geht es am Arsch vorbei, ob du in der Gosse landest oder nicht. Es ist dein Leben und es kommt darauf an, was du daraus machst. Jeder Mensch hat sowohl Positives als auch Negatives in sich. Und er hat den freien Willen, sich für eines davon zu entscheiden.“
    Robert lächelte schief. „Wenn das so ist, spielt Eric wohl auf der guten und du auf der bösen Seite?“
    Dantalion räusperte sich übertrieben. War das so offensichtlich? Okay, er machte ja kein Geheimnis daraus.
    „Aber was du eben gemacht hast ... das war krass. Ich hab zum ersten Mal verstanden, dass es alles an mir liegt. Und dass ich mein Leben so bauen kann, wie ich will.“
    „So sieht’s aus.“
    „Gib ’ s zu, eigentlich bist du gar keiner von den Bösen“, sagte Robert in seiner fürchterlich verwaschenen Aussprache.
    Dantalion senkte schnell den Kopf und kämpfte den Drang nieder, laut aufzulachen. Einem Dämon zu sagen, er sei keiner von den Bösen, war ein absolut genialer Witz. Was Robert wohl machte, wenn er ihm seine Flügel und die Hörner zeigte? Eine Sekunde lang spielte er mit diesem Gedanken, doch dann hätte er sich schneller in der Heimat wiedergefunden, als er ‚Hölle‘ sagen konnte. Solche Verfehlungen blieben in der Hölle nie unbemerkt und Leonard hätte ihn eiskalt verbannt, sollte er sich einem Menschen offenbaren, der noch nicht volljährig war. Zudem einem Menschen, der offensichtlich an das Gute glaubte – obwohl er lange Zeit nicht danach

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