Federschwingen
Nonne, sondern ein erwachsener Mann, der Sex haben darf! , schalt Dantalion.
Natürlich, aber es gab da feine Unterschiede, das begriff jemand wie Dantalion wohl nicht.
Lass mich jetzt bitte allein, ich muss nachdenken.
Das Gefühl, seinen Verstand nicht für sich allein zu haben, verschwand und Erael atmete erleichtert auf. Im Grunde war er dankbar, dass Dantalion seine Bitte wort- und widerspruchslos erfüllt hatte. In der gleichen Sekunde fiel ihm ein, dass sie keinen Treffpunkt für morgen ausgemacht hatten. Mist!
Erael sank nach hinten und legte sich den Arm über das Gesicht. Ungewollt stieß er einen Laut aus, der irgendwo zwischen Lachen und Schluchzen lag, eine Mischung von beidem und nichts davon wirklich . Auf jeden Fall spiegelte es seinen Gemütszustand perfekt wider. Apropos Spiegel … Er schielte unter der Ellenbeuge hervor zu der silbrigen Oberfläche. Unwillkürlich bogen sich seine Mundwinkel nach oben, das Schmunzeln wuchs sich nach und nach zu einem leichten Grinsen aus. Das war erregend gewesen, keine Frage. Und unverschämt, sowohl von ihm als auch von Dantalion. Und erregend. In erster Linie. Wenn er ehrlich war, hatte er sich nur selten so großartig gefühlt wie gerade eben. Von diesem Hochgefühl sollte aber niemand etwas erfahren, der vorwitzige Dämon am Allerwenigsten. Was der Hauptgrund gewesen war, warum er Dantalion weggeschickt hatte.
Ohne den Arm von seinen Augen zu nehmen, tastete er mit der anderen Hand nach seiner Decke und zerrte sie über seine Blöße. Als er sich das Bild vorstellte, das er abgegeben haben musste, lachte er laut auf. Einmal, trocken und eher humorlos. Da lag er, abgekämpft durch seine eigene Hand, angezogen und mit aus der Hose hängendem Glied. Nicht unbedingt die Art, wie ausgerechnet er sich verhalten sollte. Zamael vielleicht, aber nicht er. Schnaubend richtete er sich auf. Warum eigentlich nicht? Warum sollte er keinen Spaß haben dürfen? Oder sich etwas frivol geben können? Er war schließlich nur ein Engel, kein heiliger Asket.
Er seufzte leise. Solches Verhalten war nicht unbedingt etwas, das man von ihm erwartete. Und es war nichts, worauf er stolz war. Gut, ein bisschen vielleicht. Er war über seinen eigenen Schatten gesprungen, hatte sich zu etwas überwunden – zwar ohne große Mühe, aber dennoch –
Und da war es wieder, dieser Grundbestandteil, der ihn an der Sache mit Dantalion störte. Es war nur Sex, nichts weiter. Unbestreitbar heiß und geil, aber trotz der körperlichen Befriedigung fühlte er sich nicht erfüllt, sondern sehr allein, einsamer als vorher. Er wollte mit Dantalion im Arm aufwachen, mit ihm fliegen, mit ihm essen gehen, ins Kino, ins Theater gehen, so viele Dinge tun, die ihm allein keinen Spaß machten. Irgendwie bezweifelte er, dass er das mit Dantalion tun konnte. Außerdem bestand das Problem, dass sie streng genommen Gegner waren.
Was, wenn Dantalion ihre Besprechung mit Jelial abgehört hätte? Oder hatte er sogar? Er versuchte den Zeitpunkt zu lokalisieren, an dem Dantalion sich zugeschaltet hatte und abzuwägen, ob er etwas mitbekommen haben könnte. Erführen die Wächterdämonen, dass Jelial erneut an der Grenze des Vertragsbruchs kratzte, würden sie garantiert nicht mehr so leicht darüber hinwegsehen .
Zwar wäre es kein direkter Angriff, die Bruderschaft zu fördern, aber es wäre schon wieder ein offensives Vorgehen gegen die Dämonen. Die Frage war nur, ob Dantalion die Bemühungen der Engel so ernst nahm, wie sie waren. Er wirkte nicht, als gäbe es viel, was er überhaupt ernst nahm. Dantalion verkörperte eine unbeschwerte Leichtsinnigkeit, die Erael insgeheim bewunderte. Was er natürlich unter keinen Umständen zugeben würde.
Er setzte sich auf, sorgte aber dafür, dass die Decke fest um seine Hüfte gewickelt blieb. Zumindest so lange, bis er die heraushängenden Teile seiner Anatomie ordentlich verstaut hatte. Angewidert zog er die Mundwinkel nach unten. Klebrig. Er musste sich waschen.
Während er ins Bad ging, versuchte er einmal mehr, Dantalion zu erreichen. Immerhin musste er ja noch die Zeit und den Treffpunkt für ihr Date … ihr Arbeitstreffen verabreden.
~*~
Dantalion fühlte sich, als hätte er Fledermäuse im Bauch. Nach dem heißen, mentalen Fick hatte er sich schwer zurückhalten müssen, um Erael die gewünschte Privatsphäre geben zu können.
Erst am nächsten Morgen hatte er sich bei ihm gemeldet, um zu erfahren, wann er sich um diesen delinquenten
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