Federschwingen
würde. Leonard würde ebenso wie Jelial alles andere als begeistert davon sein, wenn sie wüssten, dass ihre Untergebenen dabei waren, sich in eine Beziehung zu stürzen.
Auf Zehenspitzen schlich er hinter Dantalion her, der seine Hand festhielt und sogar ihre Finger miteinander verwoben hatte. Es war diese einfache Geste, die Erael glücklich machte und vor allem ruhig werden ließ. Zwar spukte ihm nach wie vor die SM-Sache im Kopf herum und Dantalions Nacht mit Zamael würde noch einmal Thema werden, nahm er sich vor. Im Augenblick allerdings wurde das alles verschleiert von dem wahnsinnigen Kribbeln, das in ihm aufkam und ihn beinahe berauschte.
„Warte kurz, ja? Ich bin gleich wieder da.“ Sie hatten Dantalions Zimmer erreicht und er wurde von ihm ins Innere geschoben. Die Tür ging zu, Erael war allein. Er war zwar bereits einmal hier gewesen, doch erst jetzt schaute er sich bewusst um und inspizierte den Raum, der so viel über seinen Liebsten aussagte. Ein riesiger Plasmafernseher, eine Stereoanlage mit gigantischen Boxen. Regale mit Büchern in den verschiedensten Sprachen – er entdeckte in einer gläsernen Vitrine sogar einige wertvolle Erstauflagen und Bücher, die, wie vor der Erfindung des Buchdrucks üblich, mit der Hand geschrieben waren. In anderen Fächern befanden sich CDs und DVDs, bei denen er allesamt die Augenbrauen zusammenzog. Na, einen netten DVD-Abend würde er mit Dantalion nicht machen können … Seine Bestandsaufnahme ging weiter: eine Sitzecke aus dunklem Leder, Schränke aus geflextem Stahl und Glas, der Kleiderschrank eine schier endlose Spiegelfläche. Als sein Blick auf das Bett fiel, spürte er, wie seine Wangen heiß wurden. Viel zu gut erinnerte er sich an das Gewicht und die Wärme des weichen Fells. Daran, wie es sich auf seiner Haut angefühlt hatte, und daran, was sie getan hatten. Langsam ging er auf das Bett zu, strich mit den Fingerspitzen über die Decke.
Hier hatten sie gelegen, nachdem Dantalion ihn gerettet hatte. Erschaudernd dachte er an ihre gemeinsame Zeit zurück, wie sie sich berührt und geküsst hatten, wie Dantalion ihm …
Erael atmete tief aus und schloss die Augen, um das Bild vor seinem inneren Auge zu vertreiben. Dantalions Kopf in seinem Schoß, seine Hände scheinbar überall. Diesmal war Dantalion der Verletzte und er war fest entschlossen, ihn heute ein wenig zu pflegen und zu verwöhnen. Die Wartezeit kam ihm unendlich lang vor. Er entdeckte die schmiedeeiserne Uhr an der Wand, die optisch zu seinem Bett passte. Fünf Minuten waren erst vergangen. Dantalion würde sicher noch eine Weile brauchen.
Erael ging auf die Schlafzimmerkommode zu und kaute an einer Unterlippe. Ob er es wagen konnte, einen Blick hineinzuwerfen? Er schüttelte den Kopf. Nein, das gehörte sich nicht!
Fühl dich ruhig wie zuhause. Ich habe nichts, was ich vor dir verbergen würde.
Erael erschrak bis ins Mark, als er diesen mentalen Hinweis vernahm.
Hast du mich etwa belauscht?
Dantalion klang amüsiert. Ich bin gleich nebenan und dein schlechtes Gewissen ist laut wie ein Schlagbohrer. Schau hinein. Und du kannst dir gern etwas aussuchen, wenn du etwas davon benutzen willst.
Zögerlich setzte Erael sich so auf die Bettkante, dass er gut in die großen Schubladen hineinschauen konnte, die an großen schmiedeeisernen Ringen aufgezogen wurden. Seine Hand zitterte leicht, als er mit einem Ruck die Lade öffnete.
Der erste Impuls, der ihm durch den heißen Schädel fuhr, war, das Ding wieder zuzuknallen. Er zwang sich dazu, es nicht zu tun. Vibratoren und Dildos in allen möglichen Größen, Formen und Farben, Handschellen, Peitschen und etwas, das aussah wie ein Beißring für Babys, Gleitmittel in großen Pumpflaschen, Kugeln, die an einem Stab oder an einer Schnur verbunden waren.
Was bei allen Himmeln hatten ein paar dieser Gegenstände mit Sex zu tun? Bei einigen war es offensichtlich, bei anderen war es ihm nicht so klar. Wie bei diesen kleinen Klemmen, die er eher in einem Büro vermuten würde.
Erael brauchte eine ganze Weile, sich dazu durchzuringen, diese Dinge zu berühren. Dann stand seine Wahl fest. Er legte die Sachen auf der weichen Felldecke aus und setzte sich daneben, als wäre er die Person, die sie präsentieren musste.
Den Rest der Zeit nutzte er, um sich innerlich zu festigen, doch mit jeder Minute wuchs seine Entschlossenheit. Als Dantalion zurückkam, konnte Erael seinem Grinsen standhalten, obwohl er die Hitze seiner geröteten Wangen fühl
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