Federzirkel 01 - Verführung und Bestrafung
wissen beide, dass du es sehr genießt. Es herausforderst.“
Er half ihr in die High Heels. Ricardo verabschiedete sie an der Tür.
„Nächste Woche würde ich mich gern mit dir treffen, auf künstlerischer Ebene. Meine Statuen und deine Gemälde passen gut zusammen.“
Verlegen blickte sie zu Boden. Die Situation bewirkte, dass sie errötete.
„Es war mir ein Vergnügen.“ Er drückte ihr einen brüderlichen Kuss auf die Stirn und zwinkerte ihr zu. Es erstaunte sie, mit welcher Leichtigkeit die Maestros in verschiedene Rollen schlüpften. Sie lächelte ihn an, plötzlich entspannt. Früher hätte sie es nie für möglich gehalten, dass sie mit einem unbekannten Mann vögelte und keine Scham empfand. Dieses Leben kam ihr weit weg vor. Sie hatte sich so verändert. Die alte Viola hatte nur schwer Entscheidungen treffen können. John gab ihr zwar Freiraum, dennoch musste sie sich festlegen oder mit Konsequenzen rechnen. Skrupel plagten ihn nicht, wenn er sich durchsetzte, denn er überschritt niemals eine Grenze. Auf dem Beifahrersitz brach sie in Lachen aus.
„Als du mich entführt hast und mich das erste Mal berührtest, habe ich ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, dir einen Orgasmus vorzuspielen.“
Er legte ihr eine Hand auf den Oberschenkel, Hitze erfasste sie.
„Das wäre eine interessante Erfahrung für dich geworden. Sei froh, dass du es nicht getan hast. Aber andererseits … hätte dir die Strafe gefallen.“ Sein Blick ruhte kurz auf ihr. „Da bin ich mir sicher.“
Sein Tonfall und Augenausdruck regte ihre Fantasie an. Ihre Müdigkeit verflog schlagartig. Sein tiefes Lachen brandete durch den Wagen. Diesen Augenblick hätte sie gern festgehalten.
Das Öffnen der Beifahrertür weckte sie.
Er brachte sie nicht in ihr Zimmer, sondern in sein Schlafzimmer. Sie schlief an ihn gekuschelt ein.
Ihre Schreie rissen sie aus dem Schlaf. Sie schlug panisch um sich. Jemand presste sie in die Matratze. Er war es. Er hatte sie gefunden, führte zu Ende, was er angefangen hatte.
„Verdammt, Viola.“ Ein eiserner Griff hielt ihre Handgelenke. Ihr Schreien verstummte erst, als sie erkannte, dass John sie umklammerte. „Ein Albtraum.“ Er zog sie in die Arme und berührte ihre nassen Wangen. „Kleines, erzähl mir, was mit passiert ist. Bitte.“ Sie drückte ihre Stirn gegen seinen Brustkorb. Anfangs wollten die Worte nicht fließen.
„Hab keine Angst. Vertraue mir. Hat er dich mehr als einmal gewürgt?“
Sie holte tief Luft. Jetzt war es Zeit, den vergrabenen Dämon an die Oberfläche zu holen. Ihn auf Dauer zu verjagen.
„Er hat Vino erschlagen und ihn in den Fluss geworfen.“ Sie erzählte ihm alles. Die psychische Gewalt, die er auf sie ausgeübt hatte, das Würgen, die Schläge ins Gesicht. Mit jedem Wort ging es ihr besser. Befreit atmete sie auf.
„Er hat deinen Hund getötet?“
„Ich konnte es nicht beweisen. Niemand glaubte mir. Er war der typische Täter, von dem es heißt, er war nett und benahm sich nie auffällig.“
Ein Panzer fiel von ihr ab. Das Gefühl so ungewohnt, dass ihr schwindelte.
„Nie durfte ich meine Emotionen zeigen. Ich musste immer verbergen, was ich fühlte. Tat ich es doch, wartete Grausamkeit auf mich.“ Sie umklammerte ihn wie ein Ertrinkender.
„Erst bei dir lernte ich, Gefühle auszudrücken. Du weißt nicht, was du getan hast. Ich kann nicht in meine frühere Haut zurück.“
„Soll ich dir ein Schlafmittel geben?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich brauche nur dich.“
Sein eindringlicher Blick lag auf ihr und sie wünschte, sie könnte ewig in seinen Armen liegen.
Ihr erster Gedanke galt John. Tief enttäuscht seufzte sie auf, kalte Leere prallte ihr entgegen. Ob sie hier duschen sollte?
Die Frage erübrigte sich, denn er stieß in diesem Moment die Tür auf, ein Tablett in den Händen, ein unwiderstehliches Lächeln auf den Lippen.
„Es ist ein schöner Tag, ich dachte, wir frühstücken auf der Terrasse. Dean hat Heidelbeerpfannkuchen zubereitet.“
Ihr lief beim Anblick das Wasser im Mund zusammen. Er stellte das Tablett nach draußen auf den Tisch und holte einen riesengroßen Morgenmantel aus seinem Schrank, der nach John, Gras und Sonne roch. Mit einem Schmunzeln zog er ihr ein Paar seiner Socken über die Füße.
„Damit du dich nicht erkältest.“ Spitzbübisch grinste er sie an. „Es wäre doch schade, wenn ich dich nicht bestrafen könnte, wie ich wollte, weil du krank wirst.“
Wärme breitete sich in ihrem Körper aus.
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