Fee und der Schlangenkrieger
schon. Wir waren zur falschen Zeit am falschen Ort.“
Lenyal trat wieder auf sie zu, blieb vor ihr stehen und runzelte die Stirn. Er sah sie aus dunklen, beinahe schwarzen Augen an. Fee sah sich verzweifelt um.
„Ich weiß, das klingt nicht besonders überzeugend. Wir kannten Ning, er war bei uns. Aber ich weiß nicht, wie wir hier hergekommen sind. Im Sonnendorf haben wir Lügen erzählt, damit man uns glaubt. Dass wir vier zusammen hergereist sind, um Ning zu helfen, die Sonnenscheibe wiederzufinden. Ich weiß nicht, warum ich dich nicht auch einfach angelogen habe.“
Fee sah ihn an. Sie verstand jetzt, warum er sie aus dem Schlaf gerissen hatte um sie zu befragen. Sie erzählte ihm die Wahrheit, weil ihr Gehirn müde und zu langsam war, sich eine plausiblere Story auszudenken.
„Soll das heißen“, sagte Lenyal langsam, „dass Ning die Scheibe nicht mehr hat?“
„Das stimmt.“
„Das Sonnenvolk hat die Sonnenscheibe verloren.“
„Ja.“
Er beugte sich vor, brachte sein Gesicht ihrem näher.
„Was weißt du über die Sonnenscheibe?“, zischte er.
Fee war es unangenehm, sein Gesicht so dicht vor sich zu haben, aber sie traute sich nicht zurückzuweichen. Obwohl er die Stimme nicht erhob, wirkte er dennoch sehr zornig.
„Ich weiß gar nichts über die Scheibe“, antwortete sie und bemühte sich, seinem Blick standzuhalten, „ich weiß, wie sie aussieht, aber nicht, wie sie funktioniert. Oder wo das Sonnenvolk sie herhatte.“
„Die Götter haben sie geschmiedet“, sagte Lenyal langsam.
Fee nickte. Sie wusste nicht, ob Lenyal diese Geste verstand, aber es war ihr ganz recht so. Sie glaubte nicht, dass die Sonnenscheibe göttlichen Ursprungs war, aber sie wusste nicht, wie Lenyal reagieren würde, wenn sie ihm dies auf die Nase band.
„Du willst also sagen“, er sprach sehr leise, sein Gesicht war immer noch dicht vor ihrem, „dass du Ning in deiner Heimat kanntest. Und dass du nicht weißt, wie du hier hergekommen bist, und dann zufällig Ning hier wiedergetroffen hast.“
„Es klingt nicht nach Zufall“, räumte Fee ein, „aber ich weiß nicht, was dahinter steckt.“
„Vielleicht kann Ponifal vom Goldenen Hute es erklären.“ Fee wusste nicht, ob er ihr helfen wollte, oder ihr drohen. Sie runzelte die Stirn. Was war denn das für ein Name?
„Wer?“
„Ponifal von Goldenen Hute. Der weiseste lebende Mann. Er hat alle Länder der Welt bereist. Ein Magier.“
„Ein Magier? Hier im Schlangendorf?“
Lenyal wandte sich wieder ab. „Nein, er ist keiner vom Schlangenvolk“, sagte er, „er kommt und geht, wie er will. Keiner weiß, wann er das nächste Mal kommt.“
Oh Gott, nicht noch ein Nehr Keseke, dachte Fee.
„Was tun sie im Sonnendorf?“ Lenyal stemmte die Hände in die Seiten und sah Fee an.
„Sie üben. Ning trainiert die Krieger. Sie rechnen damit, dass du sie weiterhin überfällst und sie bereiten sich darauf vor. Damit sie dich besiegen können.“
Lenyal nickte.
„Sie wären dumm, wenn sie das nicht täten. Werden sie kommen und versuchen, dich zu befreien?“ Fee fand er klang amüsiert. Sie hob die Augenbrauen.
„Ich weiß es nicht. Ich bin keine von ihnen, ich gehöre nicht zum Sonnenvolk. Ich weiß nicht, ob sie meinetwegen ihre Truppen riskieren.“
„Truppen... wie viele Krieger hat er?“
„Keine Ahnung.“
„Versuchst du ihn zu schützen?“, fragte Lenyal. Sein Tonfall klang lauernd. „Obwohl du nicht zu seinem Volk gehörst und sie dir nicht einmal Kleidung gegeben haben?“
„Nein“, sagte Fee hastig, „ich bin nur müde. Ich habe keine Ahnung, wie viele Krieger er hat. Was hat es mit den Kleidern auf sich, die Neni mir gegeben hat?“
„Warum trägst du sie nicht?“
„Weil ich nicht wusste, was sie bedeuten.“ Fee hob den Kopf und sah ihn an. „Du hast mich gegen meinen Willen hergebracht. Und dann gibt man mir Kleider, als sei ich ein Gast.“
„Du hast dich nicht gewehrt.“
„Weil du gedroht hast mir etwas zu tun. Ich kann nicht kämpfen, welchen Sinn hätte es gehabt?“
„Du bist mein Gast.“
„Gäste können gehen, wenn sie wollen.“
„Du kannst gehen. Nur jetzt noch nicht.“
Fee verdrehte die Augen. Toll.
„Du kannst dich im Dorf frei bewegen. Bis zur Palisade. Aber versuch nicht wegzulaufen.“
Fee gab keine Antwort. Lenyal schien keine zu erwarten. Fee blickte zur Tür. Dann machte sie einen Schritt auf Lenyal zu.
„Lenyal...“, sagte sie, „warum bin ich hier? Was willst du von
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