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Fee und der Schlangenkrieger

Fee und der Schlangenkrieger

Titel: Fee und der Schlangenkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Foucher
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worden waren, inzwischen einiges an Blut und Organ gewöhnt, aber heute wurde doch geballt geschlachtet und der Geruch war etwas zu viel für sie. Neni lachte Fee aus und Fee war es gleichgültig. Sie fühlte sich einsam und fremd hier. Sie wünschte sich sogar zurück zum Sonnenvolk, zu Schlotte. Selbst Ning, der ihr so fremd war, war ein Link nach Hause. Plötzlich stand ihr sein Gesicht vor Augen, und wie er sie an sich gedrückt hatte, an ihrem ersten Tag in der Bronzezeit... es half nichts. Fee seufzte und sah sich um. Ning war ein Fremder, und sie machte sich nichts vor: Sie dachte nur an ihn, weil es ihr im Augenblick sowieso schon nicht gut ging. In der Realität brächte es gar nichts, wenn sie nicht hier, sondern im Sonnendorf wäre, und herumzuträumen machte auch nichts besser. Sie machte einen Bogen um eine Blutpfütze und ging Neni suchen, um zu sehen, was sie noch tun konnte. Der Schnee war getaut und der Boden war aufgeweicht, in der letzten Nacht jedoch wieder überfroren. Fee hoffte sehr, dass es entweder bald wieder taute oder schneite, aber sie nicht tagelang zwischen gefrorenem Blut und Gedärmresten herumlaufen musste. Die Menschen brachten Kessel mit Suppe, Brote, Schüsseln mit Gemüse und gekochtem Getreide und Flaschen mit Honigwein, sowie Trommeln, Flöten und Schellen. Nenis scharfe Augen hatten alles im Blick und sie konnte Fee gut gebrauchen. Sie schickte Fee hierhin und dorthin, um den Menschen mitzuteilen, was sie anders haben wollte und was noch nicht gut genug war. Fee hatte jetzt weniger Angst vor der alten Frau als zu Anfang und gelernt, ihre Gesten und Blicke zu verstehen. Als es zu dämmern, begann, gingen Neni und Fee zu Lenyals Haus zurück. Freja war wach und beobachtete lächelnd die Betriebssamkeit im Haus. Juja sang gutgelaunt vor sich hin und flocht sich goldene Ringe ins Haar, Lenyal war in seinem Alkoven zugange und Neni drückte Fee ein Bündel in die Hand, bevor sie sich zu ihrer Enkelin setzte und Freja sanft eine dünne Haarsträhne aus dem Gesicht strich. Fee öffnete das Bündel und fand die Kleider, die Neni ihr am ersten Tag im Schlangendorf gegeben hatte.
    „Soll ich die anziehen?“, fragte sie. Freja lächelte.
    „Ja. Es ist ein Festtag.“
    Fee lächelte höflich und schlüpfte in die Kleider, eine lange dunkelrote Tunika aus feingewebtem Tuch, an deren Saum kleine Lunula-Anhänger aus Bronze klimperten und hellbraune Beinlinge aus weichem Leder. Sie passten Fee wie für sie gemacht. Ein erschreckender Gedanke schoss Fee durch den Kopf. Hoffentlich hatten die Klamotten nicht mal Ennaj gehört. Zögernd stieg sie wieder in ihre Stiefel.
    „Das hat mal mir gehört“ sagte Freja, die ihre Gedanken las, „hier!“
    Sie reichte Fee einen Gürtel aus miteinander verflochtenen Ledersträngen. Erleichtert schlang Fee ihn sich um die Taille und bedankte sich bei Freja. Dann winkte Neni sie zu sich heran, kämmte ihr die Haare und flocht ihr zwei Zöpfe seitlich über den Kopf. Nun musste Fee wirklich lächeln. Das letzte Mal, dass jemand ihr die Haare gemacht hatte, war mindestens fünfzehn Jahre her. Sie konnte sich nicht helfen, sie fühlte sich nicht mehr so ganz allein.
    „Du siehst wunderschön aus“, strahlte Juja. Fee sah sie an. „Du auch“, sagte sie ehrlich. Juja sah aus wie die Herrin des Hauses, nicht wie eine Magd, mit ihrem glänzenden Haar, in dem die Goldringe blinkten, ihrem besten Kleid und ihrem glücklichen Lächeln. Fee hatte inzwischen herausgefunden, dass Juja älter war, als sie aussah, nämlich neunzehn. Sie trug eine große Halskette aus Bernstein, goldene Ringe an den Handgelenken und zwei riesige Nadeln mit Spiralkopf auf der Brust. Fee musste lächeln, als sie die Schmuckstücke, die sie aus der Uni kannte, in natura sah. Wenn sie länger blieb, wollte sie auch so eine Nadel haben! Zum Glück bin ich nicht in der Späthallstattzeit gelandet, dachte sie, sonst müsste ich so hässliche Tonnenarmbänder tragen. Nein, ich muss mich nur entscheiden, ob ich eine Nadel mit Radkopf und mich zum Sonnenvolk bekennen, oder ob ich eine mit Spiralkopf tragen und zu den Schlangen gehören will. Naja, sie seufzte innerlich, falls nach der Konfrontation, die früher oder später kommen muss, überhaupt noch beide Völker übrig sind. Fee warf einen Blick zu Lenyal hinüber, der mit dem Oberkörper in einer Truhe steckte und nach irgend etwas kramte. Er war schweigsam, unzugänglich und mochte sie nicht. Dieser Mann war es gewesen, der skrupellos

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