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Fee und der Schlangenkrieger

Fee und der Schlangenkrieger

Titel: Fee und der Schlangenkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Foucher
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zahlreiche Männer, Frauen und Kinder aus dem Sonnendorf getötet hatte. Dieses kontrollierte Gesicht war vor Hass verzerrt gewesen, als er Ning entgegengeschrien hatte, dass er seine gesamte Familie auslöschen werde. Juja sah Fee mitfühlend an.
    „Was hast du?“, fragte sie leise.
    Fee schüttelte den Kopf und setzte ein Lächeln auf.
    Juja drückte ihren Arm, schlüpfte dann in ihre Fellweste und griff nach ihrem Umhang. In diesem Moment hoffte Fee, dass Lenyal irgendwann Jujas Gefühle erwidern würde. Die junge Frau tat so viel für die Familie, sie war hübsch und hatte nicht einen bösen Gedanken in sich. Manchmal ertappte Fee sich dabei, dass sie „Jujas Haushalt“ dachte und nicht „Lenyals“, und wenn sie diesen merkwürdigen dunklen Mann haben wollte, dann sollte sie ihn verdammt nochmal auch kriegen. Fee hoffte nur, dass er ihr guttäte.
    Juja ging nach hinten, um Lenyal zu holen und Fee wandte sich noch einmal an Neni. „Danke!“, sagte sie. Die alte Frau drückte ihr eine Schale Schafsmilch in die Hand und bedeutete ihr, sie mitzunehmen.
    Als Fee sich umdrehte, um ihr Fleece und ihre Weste anzuziehen, stand Lenyal hinter ihr. Und starrte sie an. Fee wurde etwas verlegen. Er hatte sie noch nie in solchen Klamotten gesehen. Sie hätte jetzt sehr gern einen Spiegel gehabt.
    „Können wir los?“, fragte Juja und blickte lächelnd von einem zum anderen. Lenyals Blick wanderte an Fee hinab und wieder hinauf, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte. Er hatte sie überhaupt noch nie im Rock gesehen. Fee lächelte ihm verlegen zu. Er selbst sah ziemlich gut aus. Er hatte sein Haar gewaschen und Fee bemerkte, dass er recht schönes Haar hatte, wenn es ihm nicht gerade wegen des Schnees, weil er aus einem Kampf kam oder aus sonst welchen Gründen in nassen Strähnen ins Gesicht hing. Er trug seine schwarze Lederhose und hatte seine Stiefel geputzt. Dazu trug er die Tunika, die Juja ihm bestickt hatte und darüber ein silbergraues Wolfsfell. Es hätte albern aussehen können, tat es aber nicht. Er trug Spiralen über den Ärmeln an den Oberarmen und am Gürtel einen dreieckigen Dolch an einem polierten Bronzeschaft, der auf einem gedrechselten Stab steckte. Die Archäologin vergaß, wo sie war und mit wem sie sprach.
    „Oh, darf ich das mal sehen?“, fragte sie und steckte die Hand nach dem Stabdolch aus.
    „Warum?“, fragte Lenyal.
    Weil ich noch nie einen Stabdolch gesehen habe, und wir uns in der Uni fragen, welchen Sinn und Zweck sie gehabt haben, da sie im Kampf ziemlich nutzlos sind, dachte Fee.
    „Es ist hübsch“, sagte sie stattdessen.
    „Können wir das nicht später machen?“, drängelte Juja. „Das Fest geht los!“
     
    Auf dem Dorfplatz brannte das Feuer bereits lichterloh. Eine Menschenmenge hatte sich versammelt und lauschte den Worten Kedines, der obersten Schlangenpriesterin.
    „Sind wir zu spät?“, fragte Fee Juja, als sie sich durch die Menschen zu Masral durchdrängelten.
    „Nein, wir haben das Opfer noch nicht verpasst.“
    „Führt Lenyal das durch?“
    „Nein, natürlich nicht. Das leiten die Schlangenpriesterinnen an.“
    Also kein sakrales Königtum in der Bronzezeit, dachte Fee. Ning hatte allerdings diesen Hirschen damals getötet. Ach, es ging eben alles hin und her, was für eine archäologische Kulturprovinz gelten mochte, galt noch lange nicht für jede, und wieder einmal fragte Fee sich, wie viele allgemein akzeptierte Lehrmeinungen in der vorgeschichtlichen Archäologie tatsächlich der Realität entsprachen. Sie atmete den Duft nach Holzfeuer und gebratenem Fleisch ein und warf einen Blick zu den Sternen hinauf. Es war eine klare Nacht. Kedine sprach von Dankbarkeit, der Dankbarkeit des Schlangenvolkes für das Ende des Winters und dass sie die Zeit des Todes und der Dunkelheit dank der Gaben Erdmutter gut überstanden hatten. Dann goss sie etwas Schafsmilch auf den Boden und lud die Dorfbewohner ein, die Erdmutter ebenfalls mit ihrer Dankbarkeit zu nähren. Jetzt wusste Fee, wozu die Schale Schafsmilch gewesen war, die Neni ihr gegeben hatte. Wofür war sie dankbar? Fee dachte einen Augenblick nach. Sie war dankbar, dass sie immer noch am Leben war. Und falls Lenyal sie doch noch umbrachte, war sie dankbar dafür, dass sie die Bronzezeit erlebt hatte. Und Freunde gefunden hatte. Sie war dankbar für Schlotte, Slowen und Juja. Fee goss konzentriert etwas Milch auf die Erde. Und für Freja. Sie reichte die Schale an Hajet weiter, die neben ihr stand,

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