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Fee und der Schlangenkrieger

Fee und der Schlangenkrieger

Titel: Fee und der Schlangenkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Foucher
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Masral dann Geschichten oder sang die Lieder seines Volkes. Fee war überrascht von der schlichten Schönheit dieser Lieder. Sie erzählten die Legende von der Kriegerin und der Schlange, priesen die Erdmutter oder handelten von der Liebe der Schlangenleute zu ihren Pferden. Fee, die sich einbildete, dass ihr nichts entging, fiel auf, dass Juja Masral diskret beobachtete. Als sie die Jüngere eines Abends danach fragte, als sie allein waren und die Boxen der Rinder ausmisteten, zuckte Juja mit den Achseln.
    „Ich höre ihm gerne zu, das ist alles“, sagte sie ohne ihre Arbeit zu unterbrechen, „ich werde meine Familie mit wem anders gründen.“
    Fee stützte sich mit verschränkten Armen auf ihre Mistgabel. „Mit Lenyal?“, fragte sie neugierig. Juja lachte.
    „Keine Angst, das ist vorbei“, sagte sie. Fee runzelte verwirrt die Stirn. „Früher hab ich gedacht, er wird mich vielleicht irgendwann mit anderen Augen sehen. Jetzt weiß ich, dass das nicht passieren wird. Er sieht mich gar nicht.“ Sie zuckte wieder mit den Achseln.
    Das Wetter wurde milder. Die ersten grünen Spitzen trieben aus dem Boden und die ersten Knospen saßen an den Zweigen. Fee begann, mehr Zeit an den Hängen zu verbringen, auf denen das Dorf von keiner Palisade umgeben war. Da sie das Dorf noch immer nur verlassen durfte, wenn Lenyal es ihr erlaubte, und deshalb nicht in den Wald gehen konnte, war dies der beste Ort, um mitzuerleben, wie der Frühling kam. Der Schnee war getaut, der Himmel zeigte sich immer öfter von einem schwachen, schüchternen Blau und die Bäume am Hang waren voller Singvögel. Lenyal trug Freja aus dem Haus und in Decken und Felle gehüllt ließ sich die kranke Frau die Sonne ins Gesicht scheinen. Fee fütterte die Ziegen und Schafe. Eins der Lämmer, das seine Mutter nicht angenommen hatte, hatte Fee adoptiert. Sie hatte ein Loch in einen alten Lederbeutel gemacht, in den sie Milch füllte. Lämmie, so hatte sie das flauschige Lämmchen genannt, saugte kräftig an dem Beutel. Es war ein einfallsloser Name, aber das verstand ja niemand. Nachdenklich sah sie zu Freja hinüber. Lenyal trat zu ihr.
    „Als ich zum Schlangenfest ging“, sagte Fee leise, „ging es mir nicht gut. Ich war es leid, nicht zu wissen, ob du mich töten würdest oder nicht. Und ich dachte darüber nach, was wäre, wenn du mich wirklich töten würdest, und erkannte, dass das nicht das allerschlimmste wäre. Weil ich, obwohl ich gern noch mehr erlebt hätte, doch so viele aufregende und schöne und kostbare Dinge in meinem Leben erlebt habe, dass ich in Frieden gegangen wäre. Ich hab mich ganz lange gefragt, woher Freja diese Ruhe nimmt, und ich denke, dass sie vielleicht auch diese Gedanken hat? Dass sie mit sich und ihrem Leben im Reinen ist?“
    „Das hoffe ich“, sagte Lenyal, „komm mit!“
    Mit großen Schritten durchquerte er entschlossen das Dorf. Fee hängte ihren Lederbeutel über den Zaun – der würde nachher schön nach saurer Milch stinken – und lief hinterher.
    „Wo gehen wir hin?“
    „Ich will dir 'was zeigen.“
    Wieder einmal verriet er nichts und Fee konnte ihm nur folgen. Sie kamen zum Friedhof der Schlangenleute, dem Grabhügelfeld am Rande der Wiese, auf der die Krieger jeden Morgen trainierten.
    „Ennaj war nicht bereit zu gehen“, sagte Lenyal, „oder vielmehr, wir wären nie auf die Idee gekommen, zu denken, dass sie vielleicht gehen müsste. Sie war jung, sie war gesund, sie war schwanger...“
    „Sie war schwanger?“
    „Ja.“ Lenyal blieb vor einem Grabhügel stehen. „Noch nicht lange. Als sie starb. Ich hatte lauter Pläne und Hoffnungen. Und jetzt liegt sie hier, bei ihren Eltern.“
    „Sie liegt hier?“
    Lenyal nickte.
    Fee betrachtete den Grabhügel mit gemischten Gefühlen. Er hatte dieselbe Größe wie die meisten anderen Grabhügel hier, wahrscheinlich war er in der Mitte etwa zweimal so hoch, wie sie groß war. Hier lagen also die sterblichen Überreste der Frau, deren Reinkarnation sie sein sollte? Ning schien davon überzeugt zu sein.
    „Ich bin nicht Ennaj“, sagte sie leise. Lenyal sah sie an. „Natürlich nicht“, sagte er. Es klang nicht überzeugt. Fee biss sich auf die Unterlippe. Er wusste nicht, dass sie aus der Zukunft kam. Es konnte nicht sein, dass er glaubte, dass seine reinkarnierte Gemahlin vor ihm stand.
    „Warum sehe ich so aus wie sie?“, fragte Fee hilflos.
    „Ich weiß es nicht“, sagte Lenyal.
    Fee ließ den Kopf hängen. Und entdeckte ein

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