FEED - Viruszone
sich gerade erst verwandelt, als er sie gebissen hat. Es besteht die Chance, dass noch keine aktiven Viren in seinem Speichel waren«, sagte ich und warf ihm einen Blick über die Schulter zu. Ich log, und am meisten belog ich mich selbst, aber er würde es mir durchgehen lassen. Ein paar Minuten zumindest. »Wir warten den Test ab.«
»Ich war niemals besonders gut bei Prüfungen«, sagte Buffy. Sie zog die Knie an die Brust und nahm unbewusst eine kindliche Haltung ein. »In der Schule bin ich immer durchgefallen. Hi, Shaun. Das hier tut mir leid.«
»Ist nicht deine Schuld.« Shauns Tonfall war barsch. Wer ihn nicht so gut kannte wie ich, hätte wahrscheinlich nicht erkannt, wie schwer ihm die Sache zusetzte. »Du nimmst es ziemlich gut auf. In Anbetracht der Umstände, meine ich.«
»Jetzt können wir ja nicht mehr viel dagegen machen, nicht wahr?« Ihr Tonfall war locker, aber ihre Augen füllten sich mit Tränen. Eine löste sich und rann ihr über die Wangen. »Ich bin nicht glücklich darüber. Aber das werde ich nicht an euch auslassen. Ich vertraue darauf, dass Gott mich für meine Nachsicht belohnen wird.«
»Ich hoffe, dass du recht hast«, sagte ich leise. Die katholische Kirche hatte vor fünfzehn Jahren alle Opfer von Zombieattacken zu Märtyrern erklärt, um das hässliche kleine Problem der letzten Ölung zu lösen. Die lässt sich nämlich nur schwer durchführen, wenn der Tod schnell und unerwartet eintritt und viele Zähne hat.
»Ich habe die Feldeinheit!«, rief Rick, während er auf uns drei zulief. Er hatte sich die Schrotflinte unter den Arm geklemmt und hielt ein Standardtestgerät in der Linken. Als er Buffy sah, blieb er stehen und wurde blass. »Bitte, bitte sag mir, dass die nicht für dich ist, Buffy.«
»Tut mir leid«, sagte sie und hob die Hände. »Wirf sie rüber.«
Mit geweiteten Augen und blutleerem Gesicht warf er ihr das Gerät zu. Sie fing es ohne Probleme und steckte die rechte Hand hinein, die näher am Biss war als die Linke. Dann schloss sie die Augen und sah die Lichter nicht an, die von Grün auf Rot und wieder von Grün auf Rot sprangen.
»Ihr müsst meine Aufzeichnungen lesen«, sagte sie mit so kontrollierter Stimme, dass sie wie ein Ausbund an Vernunft und Gelassenheit wirkte. »Sie sind auf dem Server in meinem Privatverzeichnis abgelegt. Der Benutzername ist der gleiche wie der, den ich für meine Lyrik-Uploads verwende, und das Passwort lautet: ›Februar minus vier minus neunundzwanzig‹, mit großem F in ›Februar‹. Ich habe keine Zeit, alles zu erklären, also lest es einfach.«
Der 4. Februar 2029 war der Tag, an dem die US-Regierung endlich anerkannt hatte, dass Alaska den Bedürfnissen der Untoten einfach zu sehr entgegenkam und deshalb niemals eine Gefahrenzone unterhalb der Stufe 2 sein würde. Da damit niemand auch nur nach Alaska hinein durfte, der nicht über eine ganz bestimmte und schwer zu erlangende Genehmigung verfügte, ganz zu schweigen davon, dort zu leben, hatte man an jenem Tag die letzten Einwohner des Bundesstaats evakuiert. Einschließlich Buffys Familie. Wie viele dieser Entwurzelten hatte sie den Verlust Alaskas niemals verwunden.
»Du kommst in Ordnung«, sagte ich und beobachtete die Lichter. Sie blinkten noch immer, waren noch immer damit beschäftigt, den Virengehalt ihres Blutes zu messen, aber inzwischen leuchtete das rote Licht immer länger, bevor es wieder kurz grün blinkte. Das Testergebnis wurde verifiziert, und es würde nicht zu Buffys Gunsten ausfallen.
»Du hängst zu sehr an der Wahrheit, Georgia«, sagte sie. Ihr Tonfall war heiter. Sie hatte ihren Frieden gemacht. »Deshalb bist du eine verdammt schlechte Lügnerin.« Ihre Tränen liefen nun schneller. »Ich schwöre, dass ich keine Ahnung davon hatte, dass sie all das tun würden. Nicht die geringste. Wenn ich davon gewusst hätte, hätte ich mich niemals darauf eingelassen. Ihr müsst mir glauben, das hätte ich nie getan.«
Das Licht leuchtete nun durchgängig rot, was ein ebenso endgültiges Urteil war, wie irgendein Arzt es hätte fällen können. Die Virenmenge, die Buffy durch Chucks Speichel abgekriegt hatte, mochte gering gewesen sein, aber sie hatte genügt. Aber das war nicht das Einzige, was mich erschauern ließ. Ich erhob mich, trat zu Shaun zurück und zog die Pistole aus dem Gürtel. »Worauf hättest du dich nicht eingelassen?«
»Sie haben gesagt, dass unser Land den Glauben an Gott verliert. Sie haben gesagt, dass wir seine Wünsche
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