FEED - Viruszone
ich vor mir hatte.
»Oh«, sagte ich leise, »Kacke.«
»Ja«, pflichtete Shaun mir bei. »Kacke.«
Buffy war aus der Kabine gefallen, als wir die Tür geöffnet hatten, da sie nicht angeschnallt gewesen war. Buffy schnallte sich nie an. Sie fuhr gerne im Schneidersitz, was mit Anschnallgurt nicht ging. Chuck hingegen war ein gesetzestreuer Bürger, der sich an die Verkehrsregeln hielt. Er schnallte sich immer an, wenn er in ein Fahrzeug stieg. Er hatte sich angeschnallt, bevor der Konvoi heute Morgen losgefahren war. Und jetzt war er immer noch angeschnallt, obwohl er nicht mehr in der Lage war, den Verschluss zu betätigen und genau genommen nicht einmal mehr wusste, was ein Verschluss war. Seine Hände bewegten sich hilflos verkrallt durch die Luft, und sein Mund schmatzte dümmlich, angeregt durch das in der Nähe befindliche Frischfleisch.
Um seinen Mund herum war Blut. Blut um seinen Mund, Blut am Sicherheitsgurt und Blut auf dem Sitz, auf dem Buffy gesessen hatte.
»Todesursache?«, fragte ich so emotionslos wie möglich.
»Aufpralltrauma«, sagte Shaun. Das Geschöpf, das einmal Chuck gewesen war, fauchte ihn an und öffnete dann den Mund zu einem Stöhnen. Unbeeindruckt hob Shaun die Pistole und schoss. Die Kugel traf den Zombie mitten zwischen die Augen. Er hörte auf, die Arme nach uns auszustrecken, und wurde sofort schlaff, als die Nachricht von seinem zweiten, endgültigen Tod durch seinen Körper gesandt wurde. Shaun fuhr fort, als wäre er überhaupt nicht unterbrochen worden: »Er muss sofort gestorben sein. Chuck war ein kleiner Kerl. Die Vermehrung kann nur Minuten gedauert haben.«
»Woher kommt das Blut?«
Shaun schaute zu mir und dann wieder zu Buffy, die noch immer in den Glasscherben kniete, die Arme um den Leib geschlungen hielt und hustete. »Er hatte keine Zeit zum Bluten.«
Ich blieb einen scheinbar endlosen Moment lang wie angewurzelt stehen und starrte in die Fahrerkabine. Chuck lag zusammengesackt in seinem Sitz. Ich wollte irgendetwas finden, womit ich das Blut wegerklären konnte. Eine Kopfwunde vielleicht oder eine angeschlagene Nase, aus der es gelaufen war, bis Chuck wieder zum Leben erwacht war. Es war nichts zu sehen. Nur ein kleiner, bemitleidenswerter Junge und Blutflecken auf dem Beifahrersitz, die zu keiner sichtbaren Wunde passten.
Ich drehte mich zu Buffy um und nahm wie betäubt wahr, dass Shaun – natürlich – seine Pistole in der Hand behielt. Meine Füße knirschten auf dem Glas, als ich zu ihr rüberging. »Buffy? Hörst du mich?«
»Ich bin tot und nicht taub«, sagte sie und hob den Kopf. Tränen hatten Spuren im Ruß auf ihren Wangen hinterlassen. »Ich höre dich ganz genau. Hallo, Georgia. Geht es allen gut? Ist … ist Chuck … ?«
»Chuck ruht sich aus«, sagte ich und hockte mich neben sie. »Shaun, funk Rick an. Sag ihm, dass er herkommen und eine Feldeinheit mitbringen soll.«
»George … «
» Mach schon. « Ich hielt den Blick auf Buffy gerichtet und spürte Shauns wütenden Blick, ohne ihn zu sehen. Ich stand zu nah an ihr dran. Ihr Körpergewicht war zu gering, und ich stand zu nah an ihr dran. Wenn die Vermehrung einsetzte, würde ich vielleicht nicht schnell genug zurückweichen können. Und es war mir egal. »Buffy, bist du irgendwie verletzt? Da ist Blut, das wir nicht zuordnen können. Wenn du verletzt bist, musst du es mir zeigen.«
Buffy lächelte. Es war ein kleines, ganz und gar schicksalsergebenes Lächeln, das ein bisschen ironisch wurde, als sie ihren engen Ärmel hochrollte und mir ihren Unterarm zeigte, aus dem ein großes Stück herausgebissen war. Man sah den Knochen, inmitten all des Bluts. »Du meinst so? Ich muss mir den Kopf am Dach angestoßen haben, als der Truck sich überschlagen hat, ich bin nämlich erst aufgewacht, als Chuck mich gebissen hat.«
Das Blut lief bereits langsamer aus der Wunde. Schnelle Gerinnung war eines der ersten, typischen Anzeichen für eine Kellis-Amberlee-Virenvermehrung. Ich sagte mit schwacher Stimme: »Das erklärt es wohl.«
»Ich habe die Schüsse gehört, weißt du. Wenn Chuck sich jetzt ›ausruht‹, wird er sich davon wohl nicht mehr erholen.« Buffy rollte ihren Ärmel sorgsam wieder herunter. »Ihr solltet mich jetzt gleich erschießen. Bringen wir es hinter uns, bevor es noch hässlicher wird.«
»Rick ist mit der Feldeinheit auf dem Weg«, sagte Shaun, der neben mich trat. Er hielt die ganze Zeit seine Waffe auf Buffy gerichtet. »Sie hat recht, weißt du.«
»Er hatte
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