FEED - Viruszone
alle Hoffnung geschwunden. Es war das Gesicht eines Mannes, der sein Leben lang einem Traum nachgejagt war und erst langsam begriff, wie viel mehr es ihn noch kosten mochte, sein Ziel zu erreichen.
»Ich lasse Ihnen die Berichte senden«, sagte er. »Unser Flieger geht in einer Stunde. Wenn Sie mich entschuldigen würden.« Es war keine Frage, und er wartete auch nicht auf die Antwort. Er drehte sich einfach um und ging.
… das erste Mal, dass ich Buffy getroffen habe. Mann, ich wusste noch nicht mal, dass ich sie gerade kennenlernte, wisst ihr? So eine Sache war das. Ich und George wussten, dass wir einen Fiktiven brauchten, wenn wir einen Job bei einer der guten Seiten wollten, weil man sich da nämlich nicht einfach einloggen kann und sagen: »He, wir sind zwei von dreien, wo ist unser virtueller Schreibtisch?« Wir brauchten einen Keil, etwas, das uns vollständig machte. Und das war Buffy. Das wussten wir bloß noch nicht.
In der Bloggergemeinde gibt es diese Jobmesse, wie die Craigslist, nur noch spezieller. Georgia und ich gaben bei der nächsten Jobmesse bekannt, dass wir einen Fiktiven brauchten, eröffneten einen virtuellen Anmeldeschalter und warteten. Wir wollten schon aufgeben, als wir eine Chatanfrage von einer Person kriegten, die sich als »B.Meissonier« bezeichnete und erklärte, dass sie keinerlei Felderfahrung hätte, aber lernbereit sei. Wir haben dreizehn Stunden ohne Unterbrechung mit ihr gechattet. Noch in derselben Nacht haben wir sie eingestellt.
Buffy Meissonier war die lustigste Frau, die ich jemals kennengelernt habe. Sie hat Computer und Lyrik geliebt, und sie war die Art von Geek, die einem den Organizer repariert, bevor man gemerkt hat, dass er kaputt ist. Sie mochte alte Fernsehserien und neue Filme, und sie hat alle möglichen Arten von Musik gehört, sogar das Zeug, das wie statisches Rauschen mit Kirchenglocken klingt. Sie hat wirklich schlecht Gitarre gespielt, aber sie war bei jedem Ton voll dabei.
Manche Leute werden sagen, dass sie eine Verräterin war. Wahrscheinlich werde ich einer davon sein. Das ändert nichts daran, dass sie meine Freundin war. Lange, bevor sie irgendetwas Falsches getan hat, war sie meine Freundin, und ich war bei ihr, als sie starb, und sie wird mir fehlen. Das ist es, worauf es ankommt. Sie war meine Freundin.
Buffy, ich hoffe, dass es dort, wo du jetzt bist, Computer gibt und alberne Fernsehserien und Musik und Menschen, die lachen. Ich hoffe, du bist glücklich, dort, auf der anderen Seite der Mauer .
Du fehlst uns.
Aus Lang lebe der König , dem Blog von Shaun Mason,
21. April 2040
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Der Senator und sein Sicherheitsteam waren mit dem Privatflugzeug der Seuchenschutzbehörde Houston von dort nach Memphis gekommen. Jede Außenstelle der Behörde hat ständig ein aufgetanktes Flugzeug bereitstehen. Nicht zu Evakuierungszwecken – ein Ausbruch von solcher Größenordnung, dass man eine ganze Außenstelle evakuieren müsste, würde einen deutlichen Mangel an Nichtinfizierten mit sich bringen, die man überhaupt evakuieren könnte – , sondern um Spezialisten, Patienten und ja, auch Politiker und andere Würdenträger schnell, effizient und vor allem diskret von hier nach dort zu bringen. Man kann sich schließlich keine Massenpanik leisten, nur weil beispielsweise jemand gesehen hat, wie der weltweit führende Spezialist für Kellis-Amberlee-Begleiterkrankungen in ein bevölkerungsreiches Gebiet geflogen wird. Das Land steht unentwegt am Rande eines Aufruhrs, und die Seuchenschutzbehörde ist sich darüber im Klaren, dass auch eine Kleinigkeit zum Streichholz am Benzinkanister werden kann.
Mein letzter Flug in einer Maschine der Seuchenschutzbehörde, bei dem ich nicht bewusstlos gewesen bin, war im Alter von neun, zu Dr. William Crowell. Dr. Crowell war der bereits erwähnte »weltweit führende Spezialist«, der glaubte, ein Heilmittel für retinales KA entdeckt zu haben. Da meine Eltern immer gerne bereit waren, um einer guten Story willen Scheiße zu bauen, flogen sie mich nach Atlanta, damit er seine Behandlungsmethode an mir ausprobieren konnte. Sein Heilmittel erwies sich als ebenso unecht wie sein Haupthaar, und wegen seiner »Lichttherapie« sah ich einen Monat lang bunte Punkte, aber immerhin war dabei ein Flug für mich rausgesprungen und ein gemeinsames Abenteuer mit Shaun. Als Neunjährige war ich damit schon fast zufrieden.
Wenn man erst neun ist, kriegt man mehr Snacks. Außerdem sind Flugzeugkapitäne manchmal dazu bereit,
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