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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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nichts wiederfinden.
    Buffys Tod war an der Mauer vermerkt. Ich hätte es wissen sollen, denn schließlich hatte man sicher ihre Familie benachrichtigt, was bedeutete, dass es einen Nachruf gab. Aber irgendwie machte dieser einfache Umstand – dass sie sich zu den anderen Opfern dieser nicht enden wollenden Seuche hinzugesellt hatte – es noch schwerer, ihren Tod zu verdrängen. Noch dazu erinnerte es mich an eine entscheidende Tatsache: Wir standen mit dem Rest der Welt in Verbindung, selbst auf Isolierstationen. Die Kameras liefen immer mit, und im Moment machte mir das ganz schön zu schaffen.
    Ich entfernte den UV-Blocker und setzte meine Sonnenbrille auf. Mit ihr fühlte ich mich weniger verletzlich. Dann tippte ich mir an den Ohrstecker. »Mahir«, sagte ich.
    Ein paar Sekunden später erklang Mahirs schläfrige Stimme. »Das sollte besser wichtig sein.«
    »Weißt du, dass man deinen Akzent deutlicher hört, wenn du müde bist?«
    »Georgia?«
    »Genau.«
    »Georgia.«
    »Stimmt immer noch.«
    »Du lebst!«
    »Gerade so, und wir sind im Gewahrsam der Seuchenschutzbehörde, weshalb ich mich kurzfassen muss.« Mahir, der brave Soldat, hielt den Mund und ließ mich reden. »Du musst für mich die Aufnahmen der externen Kameras vom Sendewagen und vom Motorrad runterladen, dich vergewissern, dass sie vollständig sind, und dann die Originale löschen.«
    »Und das tue ich, weil … ?«
    »Erkläre ich später.« Wenn ich gerade nicht aus einer Regierungseinrichtung anrief, wo wahrscheinlich alle Gespräche überwacht wurden. »Kriegst du das hin?«
    »Natürlich. Bin schon dabei.«
    »Danke, Mahir.«
    »Ach, und Georgia? Ich bin sehr froh, dass du noch lebst.«
    Ich lächelte. »Ich auch, Mahir. Lade das Zeug runter und schlaf ein bisschen.« Ich tippte mir an den Ohrstecker, um aufzulegen.
    Dann rückte ich meinen Jackenkragen zurecht, setzte einen neutralen Gesichtsausdruck auf und verließ den Umkleideraum Richtung Bereitschaftszimmer. Die Kameras. Wie hatte ich sie bloß auch nur für wenige Minuten vergessen können?
    Wir lassen die externen Kameras ununterbrochen laufen. Manchmal finden wir etwas, wenn wir sie uns später noch mal ansehen, wie damals, als Shaun mithilfe von Aufnahmen eines ganz normalen Highway-Mittelstreifens ein Rudel Zombies nahe Colma aufgespürt hat. Je nach Winkel, aus dem die Schützen uns getroffen hatten, konnten wir das Videomaterial vielleicht verwenden, um den Mörder aufzuspüren. Vorausgesetzt natürlich, dass die betreffende Person nicht bereits an unsere Festplatten rangekommen war und dass Buffy ihren »Freunden« nichts von unseren Aufzeichnungspraktiken erzählt hatte.
    Langsam kam ich mir wie eine Verschwörungstheoretikerin vor. Aber das war schon in Ordnung, weil mir die ganze Sache nämlich langsam ziemlich wie eine Verschwörung vorkam.
    Rick hatte weniger Geräte als ich. Er und Shaun waren bereits zurück, als ich im Bereitschaftszimmer eintraf, und Rick hatte sich von irgendwo einen Becher Kaffee besorgt. Ich wollte gerade sehnsuchtsvoll auf den Kaffee schauen, da reichte Shaun mir eine Dose Cola, die kalt und noch nass von Kondenswasser war.
    »Du bist wahrhaft ein Gott unter den Menschen«, sagte ich.
    »Jetzt bin ich ein Gott, aber morgen, wenn du mich wieder mal davon abhalten musst, mit Toten zu spielen, bezeichnest du mich als Idioten, hab ich recht?«, sagte Shaun.
    »Jau.« Ich hob die Dose, öffnete sie, nahm einen tiefen Zug und atmete auf. »In Sachen Erfrischungsgetränke kann man sich über den Seuchenschutz nicht beklagen.«
    »Wir tun unser Bestes«, sagte Joe.
    Das war die Gelegenheit, die ich brauchte. Ich senkte die Dose und wandte mich ihm zu. Hinter meiner Sonnenbrille fühlte ich mich sicher. »Sie haben einen Anruf gekriegt, laut dem wir tot waren?«
    »Laut Aufzeichnung kam er zwei Minuten vor Ihrem Anruf rein. Der Bericht ist auf meinem Monitor aufgetaucht, während ich noch mit Ihnen geredet habe.«
    Das erklärte, warum er mich um genauere Angaben gebeten hatte. »Haben Sie einen dazugehörigen Namen? Oder besser noch eine Telefonnummer?«
    »Leider keins von beiden«, sagte Joe.
    Shaun mischte sich ein: »Es war ein anonymer Hinweis, der von einem Wegwerfhandy aus abgegeben wurde.«
    »Also wurde die Nummer gespeichert … «
    »Aber sie hilft uns nicht weiter.«
    »Wunderbar.« Ich schaute weiterhin Joe an. »Dr. Wynne … «
    »Sagen Sie Joe. Wenn ein Mädchen schon mal offiziell tot war, darf es mich mit meinem Vornamen anreden.«

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