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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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Reporter die Schlagzeile. Man nimmt einem anderen Reporter niemals sein letztes bisschen Munition weg. Man macht sich nie am Computer eines anderen Reporters zu schaffen. Das sind die Regeln, es sei denn, man arbeitet für eines der Revolverblätter, bei denen es statt »niemals« »immer« heißt. Aber sobald man tot ist, ist man nur noch ein Stück Fleisch, und dann gelten keine Regeln mehr. Das musste ich mir immer wieder sagen, als ich die Bodenabdeckung von Buffys Laptop abschraubte. Shaun und Rick standen neben mir und schauten zu. Wir hatten das Gerät bereits gescannt und nichts entdeckt – buchstäblich nichts. Irgendwann hatte sie die Festplatten gelöscht, wahrscheinlich kurz bevor wir die Fahrt angetreten haben, die sie das Leben gekostet hat. In Sachen Verfolgungswahn war Buffy Weltklasse gewesen. Dazu hatte sie nach Eakly auch allen Grund gehabt.
    Es war fast schon enttäuschend simpel, als dann die Bodenplatte des Laptops sich löste, ein Klebeband riss, das an dem Akkugehäuse hing und mir ein Datenstick in die Hand fiel. Ich hielt ihn hoch, um ihn den anderen zu zeigen. »Es wird spannend«, sagte ich. »Shaun, Becks war mal eine Newsie. Wie gut kann sie mit Computern umgehen?«
    »Nicht so gut wie Buffy … «
    »Niemand ist so gut wie Buffy.«
    »Aber sie ist gut.«
    »Gut genug?«
    »Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.« Er streckte die Hand aus. Ich gab ihm, ohne zu zögern, den Datenstick. Wenn ich Shaun nicht mehr trauen konnte, war alles vorbei. So einfach war das.
    »Hol sie ans Netz und lass sie die Daten hier durchgehen. Buffy meinte, dass Zeitstempel und IPs dabei sind. Wir müssen herausfinden, was sich damit machen lässt.« Ich stand auf. »Rick, setz dich wieder an deinen Bericht.«
    »Was hast du vor?«
    »Mahir aufscheuchen.« Ich setzte mich wieder an meinen Computer. Der Stuhl war noch warm. Es war gar nicht viel Zeit vergangen, obwohl es mir so vorgekommen war. »Koste es, was es wolle. Wir brauchen eine Kopie vom Inhalt dieser CD an einem anderen Ort, und London dürfte da wohl geeignet sein.«
    »Georgia?« Ricks Stimme klang sanft. Ich warf ihm einen Blick zu. Er war nicht an seinen eigenen Computer zurückgekehrt, sondern stand einfach nur da und schaute mich an.
    »Was ist?«
    »Werden wir das hier überleben?«
    »Wahrscheinlich nicht. Willst du aussteigen?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Ich wollte nur wissen, ob dir das klar ist.«
    »Das ist es. Und jetzt an die Arbeit.«
    Rick und Shaun nickten beide und setzten sich dann in Bewegung.
    Zwar war Mahir anscheinend nicht da oder schlief – oder, Gott behüte, diese Sache war sogar noch schlimmer als gedacht, und er war bereits tot – , sein Computer tauchte aber nach wie vor im Netzwerk auf. Ich tippte seine Adresse und meinen Prioritätscode ein, womit ich einen personalisierten Kreischer aktivierte. Sobald er irgendetwas online machte, würde er laute, penetrante Pieptöne zu hören kriegen, die eine sofortige Kontaktaufnahme verlangten. Im Allgemeinen gilt es als extrem unhöflich, Kreischer zu verwenden, wenn es sich nicht um einen Notfall handelte. Meiner Meinung nach zählte das hier als Notfall.
    Nachdem ich somit alles getan hatte, was ich vernünftigerweise tun konnte, um meinen Stellvertreter aufzutreiben, senkte ich den Kopf, legte die Finger auf die Tasten und machte mich an die Arbeit.
    Es hat etwas zutiefst Beruhigendes, einen Bericht über konkrete Ereignisse zu schreiben. Man hat alle Informationen, die man braucht, und muss sie nur noch glätten und in einen Sinnzusammenhang bringen. Man nimmt die Fakten, die Gesichter, die Facetten der Wahrheit, poliert sie auf Hochglanz und bringt sie zur Erbauung der Leser zu Papier – oder, in meinem Falle, auf den Monitor. Jede Seite von meinen Texten wird sofort auf die Website übertragen und bei jedem Hochladen wird meine Lizenz bestätigt. Wenn irgendjemand dies für ein Täuschungsmanöver hielt, um meinen Tod zu vertuschen, konnte er die Seite beim Lizenzierungskomitee wegen Missbrauchs meiner Nummer melden, womit den Gerüchten schneller ein Riegel vorgeschoben werden würde, als ich es aktiv selbst hätte tun können. Und außerdem würde es eine gute Schlagzeile liefern.
    Die E-Mails trafen ein, sobald ich die erste Seite hochgeladen hatte. Die meisten waren positiv, beglückwünschten mich zu meinem Überleben und versicherten mir, dass meine Leser die ganze Zeit gewusst hätten, dass ich es schaffen würde. Einige waren nicht so

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