FEED - Viruszone
freundlich, einschließlich einer, die ich markierte, um sie später in einem Kommentar zu verwenden. Darin hieß es, dass Shaun und ich den Tod verdient hätten, weil Sünder wie wir uns auf der gleichen ethischen Stufe wie die lebenden Toten befanden. Dieser Brief würde bestens zu der Enthüllung passen, auf welche Weise man Buffy gekauft hatte.
Ich hatte soeben Seite sechs hochgeladen, als Shaun rief: »Becks sagt, dass sie in diesem Moment die IPs abgleicht. Anscheinend sind die meisten verschlüsselt.«
»Soll heißen?«
»Soll heißen, dass sie sie nicht zurückverfolgen kann.«
Verdammt. »Was ist mit den Zeitstempeln?«
»Sie beweisen, dass es niemand von uns war und auch nicht der Senator, aber abgesehen davon bringen sie uns nicht viel. Wenn man nur nach den Zeiten geht, könnte es sogar Mrs Ryman gewesen sein.«
Verdammt und verdammt noch mal. »Hast du irgendwelche guten Nachrichten für mich?«
Shaun blickte grinsend von seinem Monitor auf. »Wie wäre es mit Zugriffscodes für Buffys gesammelte Wanzen?«
»Klingt nach einer guten Nachricht«, sagte ich. Ich hätte auch noch mehr gesagt, doch mein Computer piepte und signalisierte mir blinkend, dass eine wichtige Nachricht am unteren Bildschirmrand aufgetaucht war. Ich klickte auf die Taskleiste.
Mahirs Gesicht erschien in einem Videofenster. Sein Haar war ungekämmt und sein Blick wild. »Was ist los? Was gibt es?«
»Du bist nicht ans Telefon gegangen«, sagte ich und schämte mich, noch während die Worte meinen Mund verließen. Er war am anderen Ende der Welt. Diese Situation konnte ihm unmöglich ebenso dringlich erscheinen.
»Die hiesigen Fiktiven haben eine Totenwache und eine Lesung zu Buffys Ehren abgehalten.« Er wischte sich das Haar aus dem Gesicht. »Ich war da, um darüber zu berichten, und ich fürchte, ich habe ein bisschen viel getrunken.« Jetzt klang er betreten. »Ich bin eingeschlafen, sobald ich zu Hause war.«
»Das erklärt, wie du den Kreischer verschlafen hast«, sagte ich. Ich drehte mich in meinem Stuhl herum und fragte: »Shaun, haben wir hier eine Kopie der Dateien?«
»Im lokalen Gruppenverzeichnis«, bestätigte er.
»Gut.« Ich wandte mich wieder meinem Computer zu. »Mahir, ich lade ein paar Dateien in dein Verzeichnis. Ich möchte, dass du sie bei dir speicherst. Mach mindestens zwei physische Kopien. Ich empfehle dir, sie anderswo aufzubewahren.«
»Soll ich sie auch noch vom Server löschen, wenn ich sie gelesen habe?«
Sein Tonfall war locker. Offenbar wollte er einen Witz machen. Ich war allerdings derzeit kein bisschen locker drauf. »Ja. Das wäre eine gute Idee. Wenn du deine restlichen Daten lange genug von der Festplatte ziehen kannst, um deinen Sektor neu zu formatieren, wäre das auch nicht dumm.«
»Georgia … « Er zögerte. »Gibt es etwas, das ich wissen sollte?«
Ich verkniff mir ein Lachen. Buffy war tot. Uns hatte man dem Seuchenschutz als tot gemeldet. Jemand hatte versucht, mit unserer Hilfe die Regierung der Vereinigten Staaten zu unterwandern. Es ging eine ganze Menge vor, wovon er hätte wissen sollen. »Bitte«, sagte ich, »lade die Dateien runter, lies sie und sag mir dann deine ehrliche Meinung.«
»Du willst meine ehrliche Meinung?« Seine Miene nahm einen Ausdruck unverhohlener Sorge an. »Verschwinde aus diesem Land, Georgia. Komm her, bevor etwas passiert, wovon du dich nicht wieder erholst.«
»England würde mich nicht aufnehmen.«
»Wir finden einen Weg.«
»So unterhaltsam das politische Exil auch sein mag, Shaun würde durchdrehen, wenn ich versuchen würde, ihn zum Umziehen zu zwingen, und ohne ihn gehe ich nicht.« Aus einem Impuls heraus nahm ich die Sonnenbrille ab und lächelte Mahir an. »Tut mir leid, dass wir uns vielleicht niemals persönlich kennenlernen werden.«
Mahir wirkte erschreckt. »Red nicht so.«
»Lies einfach die Dateien. Hinterher kannst du mir sagen, wie ich reden soll.«
»In Ordnung«, sagte er. »Pass auf dich auf.«
»Ich versuch’s.« Ich begann mit der Datenübertragung, sein Bild verschwand und wurde von einem Ladebalken ersetzt.
»Georgia?«
Shauns Stimme und der falsche Name. Ich drehte mich zu ihm um, und ein kalter Knoten bildete sich in meiner Magengrube, als mir klar wurde, dass er mich nicht George genannt hatte. »Was ist?«
»Becks hat eine der Wanzen online.«
»Und?«
»Und ich glaube, du solltest das hören.« Er zog seine Kopfhörer aus den Lautsprecherboxen.
Sofort war das Knacken und Rauschen einer
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