FEED - Viruszone
kümmere.« Die Worte kamen unwirscher heraus, als ich beabsichtigt hatte. Ich setzte mich hin und fing an zu tippen.
Nach dem Jüngsten Tag hat zwei Datenserver für seine Mitarbeiter. Einer ist der sogenannte öffentliche Server, auf den alle unsere Blogger Daten hoch- und runterladen können, sowie alle Blogger, die mit unserer Seite verbandelt sind. Wenn jemand in irgendeiner Weise für uns arbeitet, eröffnen wir ein Benutzerkonto für ihn. Solche Konten werden nur in seltenen Fällen gesperrt, es sei denn, jemand missbraucht sie ernsthaft. Alles andere wäre unsinnig, insbesondere, da wir dazu neigen, immer wieder auf die gleichen Freiberufler zurückzugreifen. Warum sollten wir es uns mit jemandem verscherzen, nur um den Server auszumisten? Wichtiger noch, warum sollten wir Zeit darauf verschwenden, immer wieder für die gleichen Leute Konten einzurichten? Wenn wir erst mal etwas größer sind – vorausgesetzt, wir überleben so lange – , werden wir dieses Vorgehen überdenken müssen, aber bislang sind wir gut damit gefahren.
Der Privatserver ist sehr viel besser gesichert. Derzeit gibt es sieben Personen, die über ihre Benutzerkonten auf ihn zugreifen können, und eine davon ist tot. Ich, Mahir und Rick von den Newsies; Buffy und Magdalene von den Fiktiven; Shaun und Becks von den Irwins. Dort bewahren wir alles Wichtige auf, von privaten Finanzunterlagen bis zu Berichten über die Wahlkampagne, bei denen wir noch nicht alle Fakten geprüft haben. Dieser Server ist so gut wie nur möglich vor Hackerangriffen geschützt, denn eine einzige ungeprüfte Nachricht, die unter meinem Namen veröffentlicht wird, würde genügen, um den Nachrichtenbereich unserer Seite ernsthaft zu schädigen oder ihn gar für immer zu erledigen.
Das Nachrichtengeschäft ist eine ernsthafte Angelegenheit. Wenn man sich nicht dementsprechend verhalten will, dann hat man dort nichts verloren.
Ich öffnete ein FTP-Fenster und gab die Adresse unseres Sicherheitsservers ein. Als der Computer einen Benutzernamen und ein Passwort verlangte, gab ich stimmendersee und das Passwort Februar-4–29 ein. Shaun und Rick verließen ihre Arbeitsplätze und stellten sich hinter mich. Der Monitor flackerte zunächst einige Male, dann öffnete sich ein Player und eine Videoaufnahme wurde abgespielt. Ich drückte auf Escape, aber das Programm blieb geöffnet, also lehnte ich mich zurück und ließ mich von der Anwesenheit meines Teams trösten. Es war ziemlich geschrumpft, doch immerhin das war uns geblieben.
Auf dem Schirm erschien das geliebte Gesicht von Buffy Meissonier. Sie hatte einen zerfledderten Faltenrock an und saß im Schneidersitz auf der Arbeitsfläche in unserem Sendewagen. Ich wusste, wann sie diese Kleider getragen hatte: Einen Tag vor unserem Aufbruch aus Oklahoma City, als wir gerade kaum miteinander gesprochen hatten. Sie hatte gewollt, dass wir aufgeben. Hinterher ist man angeblich immer schlauer. Tja, jetzt war es ein bisschen zu spät, aber immerhin wusste ich nun, warum sie so darauf gedrängt hatte, dass wir alle nach Hause zurückkehren. Auf ihre verquere Art hatte sie versucht, uns das Leben zu retten.
Buffy schaute lächelnd in die Kamera. »He«, sagte sie. Ihr Tonfall und ihre Miene zeichneten zusammen das Bild einer Frau, die über die Maßen erschöpft war, innerlich zerrissen und ohne Hoffnung auf Rettung. »Wahrscheinlich schaut ihr euch das jetzt an. Schrödingers Videoaufzeichnung – wenn ihr sie sehen könnt, könnt ihr mir nicht mehr sagen, wie die Bildqualität ist. Ist das nicht immer so? Mein Meisterwerk, und ich werde niemals sehen, wie die Leute es aufnehmen. Immerhin heißt das auch, dass ich nicht mit den Kritiken leben muss. Aber ich sollte lieber zur Sache kommen, denn wenn ihr das hier seht, habt ihr sicher keine Zeit zu vertrödeln.
Ich heiße Georgette Marie Meissonier, Lizenznummer delta-bravo-echo-acht-vier-eins-zwei-null-sieben. Ich bin geistig und körperlich voll zurechnungsfähig, und ich möchte mit dieser Aufzeichnung darüber aussagen, dass ich willentlich und wissentlich an einer Betrugskampagne mitgewirkt habe, die sich gegen die gesamte amerikanische Öffentlichkeit und in erster Linie gegen meine Geschäftspartner Shaun Phillip Mason und Georgia Carolyn Mason richtet. Als Teil dieser Kampagne habe ich Nachrichtenreportagen und private Daten an Dritte übermittelt, in dem Wissen, dass diese die Informationen verwenden würden, um den Präsidentschaftswahlkampf von Senator Peter
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