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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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als er die Verbindung herstellte und die verfügbaren Daten über Journalisten mit Zugangsberechtigung abrief. Schließlich hörte es auf zu piepen, und die Stirn des kleinen Mannes legte sich in noch tiefere Falten.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte er in einem Tonfall, als bereitete es ihm Unbehagen, dass ich nicht gelogen hatte. »Sie dürfen weitergehen.«
    »Danke.« Die Wachleute verschmolzen wieder mit der Menge, nachdem sie nun wussten, dass ich nicht ungeladen aufgetaucht war. Ich heftete mir meinen Ausweis wieder an und entfernte mich ein paar Schritte von dem Mann mit dem Scanner, bevor ich nach meinem Ohrstecker griff. »Shaun«, murmelte ich leise.
    Einen Moment lang kam keine Antwort, dann signalisierte der Sender mit einem Piepen, dass die Verbindung hergestellt war. Shauns erschreckte Stimme klang nah: »He George. Ich hätte gedacht, dass du schon bis über beide Ohren in der Arbeit an der Website steckst. Was gibt’s?«
    »Erinnerst du dich noch an die Pointe, die ich gestern vergessen habe?«, fragte ich und ließ den Blick über die Menge schweifen, während ich mich dorthin auf den Weg machte, wo ich den Eingang zum großen Speisesaal vermutete. »Die wirklich lustige?«
    Die Überraschung verschwand aus Shauns Stimme und wurde durch Wachsamkeit ersetzt. »Ja, ich erinnere mich. Kennst du jetzt den Rest von dem Witz?«
    »Ja. Ein paar Freunde von mir haben ihn online entdeckt. Wo bist du?«
    »Wir sind beim Podium. Senator Ryman schüttelt den Leuten die Hände. Wie geht die Pointe?«
    »Sie ist lustiger, wenn ich sie dir persönlich erzähle. Wie komme ich zum Podium?«
    »Geh durch die große Doppeltür, ich bin am anderen Ende des Saals.«
    »Alles klar. Georgia Ende.« Ich unterbrach die Verbindung und ging weiter.
    Shaun und Rick standen ein paar Meter links von der Menschenmenge, durch die der Senator sich händeschüttelnd durcharbeitete. Die Leute hier hatten für das Vorrecht bezahlt, den Mann zu treffen, der als nächster Präsident galt, und das würden sie bei Gott auch tun, selbst wenn sie ihm nur ein paar Sekunden lang die Hand schütteln und ein Lächeln austauschen würden. Es sind diese wenigen Sekunden, die einen Mann zum Präsidenten machen. Hier, in der »Sicherheit«, die durch die doppelt geprüfte Gästeliste und den dreifach geprüften Infektionsstatus der Gäste suggeriert wurde, konnten die Politiker unbesorgt an alte Gewohnheiten anknüpfen und Hände schütteln, als wäre es nie anders gewesen. Die wirklich jungen Leute waren leicht von denen zu unterscheiden, die sich allen erdenklichen Schönheitsoperationen und Verjüngungskuren unterzogen hatten, denn die Jungen wirkten ganz benommen von dem Menschengedränge und den vielen Berührungen. Sie waren mit einer anderen politischen Kultur aufgewachsen. Mit diesem Problem würden sie leben müssen, bis sie selbst alt waren und Spitzenpositionen erreicht hatten.
    Der Senator schien sich kein bisschen unbehaglich zu fühlen. Der Mann war in seinem Element, lächelte mit blitzenden Zähnen und gab fortlaufend geistreiche Bonmots von sich, in O-Ton-gerechten Häppchen, falls einer der umstehenden Reporter gerade sendete. Diese Kunst hatte er schon beherrscht, bevor wir uns seinem Wahlkampfteam angeschlossen hatten, aber durch die ständige Pressebegleitung hatte er sie gezwungenermaßen perfektioniert. Er war gut. Mit etwas Zeit würde er herausragend werden.
    Shaun beobachtete meine Ankunft. Seine Körperhaltung verriet, wie höllisch angespannt er war und wie sehr er das zu verbergen suchte. Als er mich durch die Menge auf ihn zuhalten sah, entspannte er sich ein wenig. Mit einer Kopfbewegung bedeutete er mir, näher zukommen. Ich schüttelte den Kopf und formte mit den Lippen die Worte »Wo ist Tate?«
    Mit erhobenem Finger signalisierte Shaun mir zu schweigen. Er zog seinen Organizer hervor und kritzelte mit dem dazugehörigen Stift eine Nachricht aufs Display. Eine Sekunde später piepte meine Uhr, und die Nachricht wurde angezeigt: andere seite v. raum mit investoren was ist los????? , stand dort. Die Antwort Ich muss mit Sen. Ryman reden ohne dass Tate zuhört einzutippen hätte auf der kleinen Klapptastatur zu lange gedauert. Ich löschte die Nachricht und kam näher.
    »Georgia«, grüßte Rick, als ich hinzutrat. Er hielt eine Sektflöte in der Hand, die mit Champagner gefüllt zu sein schien, wenn man nicht zu genau auf die Bläschen schaute. Apfelschorle – ein nützlicher Trick, um in der Menge nicht

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