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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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schnürte sich die Kehle zu. Ich wusste, dass er unter seiner Kleidung eine kugelsichere Weste trug, aber die würde ihn nicht vor einem Kopfschuss schützen. Wer immer die Trailer hochgejagt hatte, beobachtete uns möglicherweise in diesem Moment, und wenn diese Leute uns im Freien rumrennen sahen, würden sie womöglich versuchen, der Sache ein Ende zu bereiten. Doch ungeachtet dieser Lage musste jemand die Nachhut bilden und jemand die Tür zum Wagen öffnen, und wenn wir dicht zusammenblieben, damit ich mich besser fühlte, würde keines von beidem passieren, und wir würden alle sterben.
    Obwohl mir all das bewusst war, konnte ich es kaum ertragen, Shaun draußen wie ein Blatt im Wind zurückzulassen. Mir war lediglich klar, dass wir keine andere Wahl hatten.
    Rick sprintete schneller und erreichte den Sendewagen gut zwanzig Schritte vor mir. Endlich schien er zu bemerken, dass er Lois noch immer im Arm hielt, denn nun ließ er sie fallen, streckte die Hand nach der Hecktür aus und drückte die Finger auf das Pad. Es klickte, als das eingebaute Testsystem sein Blut und seine Fingerabdrücke überprüfte und bestätigte, dass er sowohl nicht infiziert als auch fahrberechtigt war, und dann öffnete sich das Schloss.
    »Geschafft!«, brüllte er, riss die Tür auf und winkte uns rein.
    Ich ließ mich nicht lange bitten. Auch ich sprintete los, dass mir die Luft in den Lungen brannte, um in Deckung zu kommen. Shaun lief unbeirrt im bisherigen Tempo weiter und schwenkte ohne Eile die Waffe von einer Seite zur anderen.
    »Shaun, du Trottel!«, brüllte ich. »Beweg deinen Arsch hier rein! Da draußen ist niemand mehr, den du retten könntest!«
    Er warf einen Blick über die Schulter und hob sichtlich überrascht die Brauen. Etwas an meinem Gesichtsausdruck verriet ihm wohl, dass Widerworte zwecklos sein würden, denn er nickte, drehte sich um und rannte den restlichen Weg.
    Ich holte erst wieder Luft, als er und Rick beide drinnen und die Tür hinter ihnen geschlossen war. Shaun schob den Sicherheitsriegel der Hecktür vor, während Rick dasselbe bei der Schiebewand tat, welche die Fahrerkabine vom Rest des Wagens trennte. Damit waren wir praktisch abgeschnitten von der Außenwelt. Nichts konnte rein, und solange wir nicht aufmachten, konnte auch nichts raus. Wenn keine weiteren Sprengsätze zum Einsatz kamen, waren wir so sicher wie nur möglich.
    Ich setzte mich an den Hauptcomputer und rief die Aufnahmen auf, die die Überwachungskameras im Laufe des vergangenen Tages gemacht hatten. Offenbar waren wir sauber. Niemand hatte versucht, einzubrechen oder den Wagen ohne Erlaubnis angerührt. »Shaun, wann war die letzte Sicherheitsüberprüfung?«
    »Ich habe eine Fernprüfung gemacht, während ich gewartet habe, dass der Senator mit seiner Rede fertig wird.«
    »Gut. Das heißt, wir sind sauber.« Ich beugte mich vor, um die Außenkameras einzuschalten – ohne sie waren wir blind und würden nicht mitkriegen, wenn Hilfe kam – und erstarrte.
    »George?«
    Es war Shauns Stimme, die wie von weit weg an mein Ohr drang. Er klang überrascht. Shaun hatte gesehen, wie ich die Hand nach dem Schalter ausgestreckt und wie ich innegehalten hatte, aber er kannte den Grund dafür nicht. Ich schwieg, zu sehr damit beschäftigt, auf meinen Arm zu starren.
    »George, was ist los?«
    »Ich … «, setzte ich an und verstummte. Ich schluckte, um meinen plötzlich trockenen Mund zu befeuchten. Unter Mühen fuhr ich fort: »Ich glaube, wir haben ein Problem.« Ich hob die rechte Hand, legte die tauben Finger um den hohlen Plastikpfeil, der aus meinem linken Bizeps ragte, zog ihn heraus und wandte mich zu den anderen um. Rick erbleichte, als er den roten Fleck auf meinem Ärmel sah, der langsam größer wurde. Shaun starrte bloß den Pfeil an, als würde er das Ende der Welt vor sich sehen.
    Es war real, die Tatsachen waren nicht zu leugnen. Mit großer Wahrscheinlichkeit sah er wirklich genau dies.

    Wenn man einen Beruf ohne allzu große Probleme haben will – also einen, bei dem man nie einen Menschen zu Grabe tragen muss, der einem etwas bedeutet – dann rate ich zu jeder Art von Beruf, der einem gerade in den Sinn kommt … solange es nur nicht Journalismus ist.
    Aus Und noch ein Stückchen Wahrheit , dem Blog von Richard Cousins, 20. Juni 2040

26
    Shaun brach das Schweigen. »Bitte sag mir, dass das nicht durch die Haut gegangen ist«, sagte er beinahe flehend. »Das Blut kommt woanders her, hab ich recht, George?

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