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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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Kleidern. »Er weiß, dass er gut mit uns zusammenarbeiten kann.«
    »Gut.«
    Ich knöpfte gerade mein Hemd zu, als ich das Rufen hörte. Shaun und ich schauten uns mit aufgerissenen Augen an und rannten dann beide zur Tür. Ich setzte eine halbe Sekunde vor ihm raus, gerade rechtzeitig, um den entsetzt dreinschauenden Rick zu sehen, der uns über den Fußweg entgegenkam. Er hielt Lois an die Brust gedrückt. Man musste kein Tierarzt sein, um zu sehen, dass etwas ganz und gar nicht mit der Katze stimmte. Kein lebendes Tier kann seinen Hals so verdrehen oder hängt derart schlaff in den Armen seines Besitzers.
    »Rick … ?«
    Er blieb stehen und starrte mich an, die Katze immer noch an die Brust gepresst. Ich rannte die letzten fünf Meter, die uns trennten, mit Shaun dicht hinter mir. Das war wahrscheinlich der Teil, den sie nicht eingeplant hatten: diese fünf Meter.
    Diese dummen kleinen fünf Meter retteten uns das Leben.
    »Was ist passiert?«, fragte ich und streckte die Hand aus, als hätte ich auch nur das Geringste tun können. Aus der Nähe war es sogar noch offensichtlicher, dass die Katze schon seit einer ganzen Weile tot war. Ihre Augen waren geöffnet und starrten glasig ins Leere.
    »Sie war einfach … ich bin in den Trailer zurückgekommen und wäre fast auf sie draufgetreten.« Mir fiel auf, dass Rick noch immer seine Abendgarderobe trug. Er hatte nicht mal Zeit gehabt, sich umzuziehen. »Sie lag direkt hinter der Tür. Ich glaube … selbst nachdem sie ihr wehgetan haben, hat sie noch versucht wegzulaufen.« Tränen strömten ihm über die Wangen. Ich war mir nicht sicher, ob er sie überhaupt bemerkte. »Ich glaube, sie hat versucht, mich zu finden. Sie war nur ein kleines Kätzchen, Georgia. Warum sollte man einem kleinen Kätzchen so etwas antun?«
    Shaun versteifte sich. »Sie war drinnen? Bist du dir sicher , dass sie nicht eines natürlichen Todes gestorben ist?«
    »Seit wann bricht einem ein natürlicher Tod den Hals?«, fragte Rick in einem Tonfall, der nüchtern geklungen hätte, wenn er nicht so heftig geweint hätte.
    »Wir sollten in den Sendewagen gehen.«
    Ich runzelte die Stirn. »Shaun?«
    »Ich meine es ernst. Wir können im Wagen darüber reden, aber erst mal sollten wir gehen. Jetzt gleich.«
    »Ich hole nur meine Waffe«, sagte ich und setzte mich Richtung Trailer in Bewegung. Shaun riss mich am Ellbogen zurück, und ich stolperte.
    Der Trailer explodierte mit einem ohrenbetäubenden Knall, der wie eine Fehlzündung bei einem Motor klang.
    Auf den ersten Knall folgte ein zweiter, lauterer, der ein entferntes Echo fand, als ein weiterer Trailer – wahrscheinlich der von Rick – in einem blauorangenen Feuerball in die Luft flog. Nicht, dass wir viel Zeit gehabt hätten, um zu überlegen, woher die Explosion kam. Shaun hielt noch immer meinen Arm fest, und er rannte Richtung Sendewagen und zog mich dabei hinter sich. Rick folgte uns, Lois an die Brust gedrückt, wir alle waren in den wütenden, orangefarbenen Schein der Flammen getaucht. Jemand versuchte, uns umzubringen. Inzwischen musste ich nicht mal mehr darüber nachdenken, wer. Tate wusste, dass wir Bescheid wussten. Er hatte keinen Grund mehr, auf nett zu machen.
    Sobald Shaun sich sicher war, dass ich weiterrennen würde, ließ er mich los und fiel zurück, um unsere Flucht zum Sendewagen zu decken. Ich unterdrückte die reflexartige Sorge um ihn und konzentrierte mich aufs Laufen. Shaun konnte selbst auf sich aufpassen. Daran musste ich glauben, wenn ich überhaupt an etwas glauben wollte. Rick rannte wie im Traum, Lois baumelte bei jedem Schritt schlaff in seinen Armen. Und ich rannte einfach nur.
    Als wir auf halbem Weg zum Sendewagen waren, spürte ich einen Stich im linken Oberarm. Ich achtete nicht darauf und lief weiter. Im Moment war ich mehr an Deckung interessiert als an irgendeiner Mücke, die kein Gefühl für den richtigen Zeitpunkt hatte. Niemand hat den Insekten dieser Welt jemals vermitteln können, dass sie in großen, dramatischen Augenblicken nicht stören sollten, weshalb sie eben das nach wie vor tun. Vielleicht ist das gut so. Wenn sogar das Viehzeug sich von den ewigen menschlichen Dramen beeindrucken ließe, wie sollten dann erst Menschen über die geistige Reife von Teenagern hinauskommen?
    »Rick, mach die Tür auf!«, rief Shaun. Er hielt sich etwa fünf Meter hinter uns und rannte nach wie vor. Mit seiner 45er deckte er unseren Rückzug. Der Anblick ließ mein Herz schneller schlagen, und mir

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