FEED - Viruszone
anfangen würden, und wenn das geschah, dann würde es gar nicht gut für ihn aussehen. Warum hatte er uns also überhaupt Emily vorgestellt, wenn das bedeutete, dass er eine seiner begrenzt verfügbaren »Verlassen-Sie-das-Gefängnis-Karten« verwenden musste, um sie aus einer kleinen Gefälligkeitsnummer rauszuhalten, in der es darum ging, wie wir den Kandidaten beim Verzehr von ein paar guten, altmodischen Fischtacos kennenlernten? Vielleicht versuchte er nur, sympathisch zu wirken – »Ach je, meine Frau geht nicht gerne vor die Kamera, und ich könnte die Kinder in Gefahr bringen. Da tut ihr uns doch sicher einen kleinen Gefallen, oder?« – , aber das kam mir unwahrscheinlich vor. Sehr viel realistischer war die Möglichkeit, dass sie uns hatte kennenlernen wollen und dass er ihr zuliebe eingewilligt hatte. Ich habe gelernt, mich auf mein Gefühl zu verlassen, und in diesem Moment sagte es mir, dass der Senator und seine Frau im Großen und Ganzen gute Kerle waren, die nur mit ihren Berufen – Pferdezucht und Politik – schlechten Geschmack bewiesen hatten.
Unsere Fahrzeuge standen draußen vor dem Haus. Der Wagen war auf Hochglanz poliert worden, selbst die Sendemasten waren sauber. Alles Chrom an meinem Motorrad blitzte so sehr, dass mir das Hinschauen selbst durch die Sonnengläser hindurch in den Augen wehtat. »Ich glaube, das Ding war das letzte Mal so sauber, bevor ich es gekauft habe«, bemerkte ich und schob meine Brille weiter hoch. Der Sonnenuntergang nahte, und meiner Meinung nach ließ er sich ein bisschen sehr viel Zeit dabei.
Shaun steckte den Kopf aus der Hintertür des Wagens und rief mir winkend zu: »He, George! Sie haben den Früchtepunschfleck aus dem Polster gekriegt.«
»Echt?« Unwillkürlich war ich beeindruckt. Den Fleck gab es seit dem dritten Tag, nachdem unsere Eltern uns den Sendewagen zu unserem achtzehnten Adoptionstag geschenkt hatten. »Eine Lizenz der Klasse A bedeutet auch Ausrüstung der Klasse A«, hatte Dad gesagt. Damit war der Teil geklärt gewesen – damit und mit den dreihundert Stunden beinharter Arbeit, die wir in das Auto investiert hatten.
»Und sie haben Buffys ganze Verkabelung geändert«, sagte er mit einem gewissen Maß an sadistischer Häme, bevor er wieder im Wagen verschwand.
Ich unterdrückte ein Lächeln und ging Richtung Wagen, wobei ich innehielt, um mit der Hand an der glatt polierten Flanke meines Motorrads entlangzustreichen. Falls die Sicherheitsleute die Farbe zerkratzt hatten, hatten sie den Kratzer anschließend ausgebessert, ohne Spuren zu hinterlassen. Es war ein beeindruckendes Stück Arbeit.
Im Innern des Wagens ging es weniger friedlich zu. Shaun saß breitbeinig in einem Stuhl und säuberte seine Armbrust, während Buffy flach auf dem Rücken unter einem der Tische lag und mit den Hacken auf den Boden trommelte, während sie Kabel aus ihren aktuellen, falschen Buchsen riss und sie umsteckte. Jedes Mal, wenn sie ein Kabel herauszog, begann ein Monitor im Wagen zu flimmern oder wurde von statischem Rauschen erfüllt, wodurch die Situation eine abstrakte und surrealistische Note gewann, wie eine Szene aus einem billigen Horrorfilm. Gleichzeitig fluchte Buffy wie ein Schornsteinfeger und stellte dabei ein beeindruckendes Vokabular an Obszönitäten unter Beweis.
»Du solltest dir mal den Mund mit Seife auswaschen«, sagte ich, stieg über die aussortierten Kabelschlaufen hinweg und setzte mich auf eine Arbeitsplatte.
»Schau dir das an!« Sie schob sich unter dem Tisch hervor und kam in die Hocke hoch, wobei sie mit einer Handvoll Kabel in meine Richtung wedelte. Ich hob abwartend die Brauen. »Die waren alle falsch angeschlossen! Alle!«
»Sind sie beschriftet?«
Buffy zögerte einen Moment. »Nein«, gab sie dann zu.
»Sind sie gemäß irgendeines normalen, vernünftigen oder berechenbaren Systems verteilt?« Ich kannte die Antwort auf diese Frage bereits. Shaun und ich haben den Großteil der Elektronik verlegt, aber die eigentliche Verkabelung ist Buffys Werk, und sie fand, dass die meisten Leute zu konservativ bei der Verwaltung ihrer Inputs waren. Ich habe schon ein paar Mal versucht, ihr System zu verstehen. Am Ende stand ich immer mit einer Migräne und der festen Überzeugung da, dass Dummheit in manchen Fällen tatsächlich ein Segen ist.
»Sie hätten ja nicht alles rausziehen müssen«, brummte Buffy und kroch zurück unter den Tisch.
Shaun zog mit einem Finger an der Sehne seiner Armbrust, um die Spannkraft zu
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