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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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begleitet worden wären.
    Buffy hob den Kopf. »Unsere Internetquote ist gerade in die oberen drei Prozent hochgeschnellt.« Ihre Augen waren weit aufgerissen. »Georgia, unsere Übertragung ist unter den besten drei Prozent . «
    »Meine Damen und Herren«, murmelte ich und lehnte mich in meinem Stuhl zurück, »ich glaube, wir haben einen Präsidentschaftskandidaten.«
    Die besten drei Prozent. Man verzeihe mir das Klischee, aber die Worte waren Musik in meinen Ohren. Die Welt der Internetprozente und Leserquoten ist kompliziert. Letztlich geht es um Serverzugriffe. Tausende von Maschinen sind dafür zuständig, die Datenströme zu sichten und zu melden, welche Seiten am meisten Zugriffsgesuche von außen erhalten. Daraus werden dann unsere Quoten abgeleitet, und auf deren Grundlage entscheiden unsere Werbekunden und anderen Geldgeber, ob sie investieren. Die besten drei Prozent sind absolute Oberkante. Wenn man noch höher hinauswill, muss man Pornolinks anbieten.
    Die restliche Fragerunde war so ziemlich das Übliche, mit ein paar nachdrücklicheren Kommentaren, die die Sache spannend hielten. Wie stand der Senator zur Todesstrafe? Angesichts des Umstands, dass die meisten Leichen wieder aufstanden und andere Leute auffraßen, hielt er sie für nicht besonders sinnvoll. Was war seine Meinung zur staatlichen Gesundheitsversorgung? Es wäre kriminell fahrlässig, die Leute nicht bei guter Gesundheit und am Leben zu erhalten. War er darauf vorbereitet, sich der ständigen Herausforderung des Katastrophenschutzes zu stellen? Nach den Massenwiederauferstehungen im Anschluss an die Explosionen in San Diego konnte er sich nicht vorstellen, dass irgendeine Präsidentschaft ohne verbesserte Katastrophenpläne überleben würde. Wie stand er zur Homo-Ehe, zur Religionsfreiheit und zur Meinungsfreiheit? Nun, da man nicht mehr so tun konnte, als ob irgendwelche Teile der Menschheit freundlicherweise von ganz alleine verschwinden würden, nur weil die Mehrheit sie nicht mochte, und angesichts der Tatsache, dass das Leben erwiesenermaßen kurz und zerbrechlich war, sah er keinen Sinn darin, irgendwelchen Leuten weniger Freiheit und Gleichheit zuzugestehen als dem Rest. Gott konnte uns im Jenseits immer noch in Sünder und Erlöste auseinandersortieren. Bis es so weit war, sollten wir seiner Meinung nach am besten gute Nachbarschaft pflegen und unsere moralischen Urteile für uns behalten.
    Nach anderthalb Stunden, in denen – zum ersten Mal bei dieser Kampagne – die meisten Fragen aus dem Saal gekommen waren, erhob sich der Senator und wischte sich mit einem Taschentuch, das er aus der Gesäßtasche gezogen hatte, über die Stirn. »Ich würde ja gerne noch ein bisschen zum Plaudern bleiben, aber es wird langsam spät, und mein Sekretär hat mir klargemacht, dass ich diese Abenddebatten etwas kürzer fassen muss – weil ich sonst bei den Veranstaltungen am Morgen echt alt aussehe.« Die Bemerkung wurde mit Gelächter quittiert. Es handelte sich um entspanntes Lachen. Im Laufe der vergangenen Stunde war es ihm gelungen, dem Publikum die Angst zu nehmen und ihnen jene Art von Gelassenheit zu vermitteln, die die meisten Menschen sonst nie außerhalb ihres Zuhauses verspüren. »Ich möchte mich dafür bedanken, dass Sie mich hier aufgenommen haben, und für alle Ihre Fragen und Statements. Ich hoffe ehrlich, dass Sie für mich stimmen werden, wenn es so weit ist. Und wenn Sie das nicht tun, vertraue ich darauf, dass Sie jemanden gefunden haben, der besser für dieses großartige Land ist.«
    »Wir folgen dir , Peter!«, rief jemand von ganz hinten. Ich drehte mich in meinem Sitz herum und blinzelte, als mir klar wurde, dass die Person, die gerufen hatte, nicht zum Wahlkampfteam gehörte. Es war eine Frau, die ich noch nie zuvor gesehen hatte und die ein handgemaltes Senator-Ryman-for-President -Schild hochhielt.
    »Kampagnengroupies«, bemerkte Shaun.
    »Immer ein gutes Zeichen«, sagte Buffy.
    Der Senator lachte. »Ich kann nur hoffen, dass Sie das tun. Dann werde ich Ihnen beweisen können, dass ich nicht nur große Reden schwingen kann, sondern auch Taten folgen lasse. Bis dahin guten Abend, und Gott segne Sie alle.« Er winkte dem Publikum zu, drehte sich um und trat ab, während aus den Lautsprechern im Saal die Nationalhymne erklang. Der Applaus war nicht gerade tosend – dafür war das Publikum zu klein – , aber begeistert. Mehr als beim letzten Auftritt, und das letzte Publikum war begeisterter gewesen als das

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