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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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ich tue, wird sie zurückbringen, und wenn ich etwas an dem ändern könnte, was in Eakly passiert ist, hätte ich es schon hundertmal getan. Von meinem Standpunkt aus bleibt mir nur eines übrig, und zwar zu gewinnen. Für das Ideal, in dessen Dienst sie gestorben sind, und für ihr Andenken. Wenn ich also verliere, wenn ich mit leeren Händen heimkehre, wenn ich ihren Familienangehörigen bei nächster Gelegenheit sagen muss: ›Tut mir leid, aber ich habe es doch nicht geschafft‹ … nein, dann war es das nicht wert. Aber eine andere Wahl hatte ich nicht.«
    Eine lange, benommene Stille trat ein, und dann erfüllte stürmischer Beifall den Raum. Der Großteil kam von den austauschbaren Praktikanten, aber auch die Techniker klatschten – und auch Channing, der inzwischen keine Kaffebecher mehr in den Händen hielt. Ich nahm diesen Umstand interessiert zur Kenntnis, bevor ich mich wieder dem Senator zuwandte und nickte.
    »Danke, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben«, sagte ich, »und viel Glück bei den heutigen Vorwahlen.«
    Senator Ryman ließ sein routiniertes Lächeln aufblitzen. »Ich brauche kein Glück. Ich will bloß, dass das Warten ein Ende hat.«
    »Und ich will bloß einen ihrer Zugänge verwenden, damit ich das Ganze aufbereiten und zum Hochladen rüberschicken kann.« Ich holte meinen MP3-Player hervor und hielt ihn hoch. »Ich brauche etwa fünfzehn Minuten für den Rohschnitt.«
    »Darf ich Ihren Beitrag vor der Herausgabe noch einmal gegenlesen?«, fragte Channing.
    »Platz, Großer«, sagte der Senator. »Ich wüsste nicht, warum das nötig wäre. Georgia hat sich uns gegenüber bislang korrekt verhalten, und ich rechne nicht damit, dass sich das ändern wird. Georgia?«
    »Sie können das Interview noch mal gegenlesen, wenn sie wollen, aber das wird bloß die Veröffentlichung verzögern«, sagte ich. »Lassen Sie mich meine Arbeit machen, dann steht es noch vor dem Ende der Wahlen auf meiner Startseite.«
    »Legen Sie los«, sagte der Senator und wies auf einen freien Platz an der Wand. »Sie kriegen so viele Zugänge, wie Sie brauchen.«
    »Danke.« Ich nahm meine Cola, setzte mich rüber und machte mich an die Arbeit.
    Einen Bericht zu schneiden ist für mich zugleich leichter und schwerer als für Shaun und Buffy. Mein Material ist selten von den Schauwerten abhängig. Ich muss mich nicht um Kameraperspektiven und Licht kümmern oder darum, ob die Bilder das Richtige vermitteln. Andererseits heißt es, dass ein Bild mehr sagt als tausend Worte, und in der heutigen Zeit, in der Bedürfnisse und Fragen mit Hochgeschwindigkeit befriedigt und beantwortet werden, sind die Leute manchmal nicht mehr dazu bereit, sich mit all den komplizierten Worten herumzuschlagen, wenn ein paar Bilder es angeblich ebenso gut tun. Es ist schwieriger, den Leuten einen Beitrag ganz ohne Bilder oder Filme schmackhaft zu machen. Ich muss dann so schnell wie möglich zum zentralen Thema vorstoßen, es festnageln und vor den Augen des Publikums sein Innerstes zutage fördern.
    Mit »Superwahldienstag: Nagelprobe für die Präsidentschaftskandidatur« würde ich nicht gerade Preise einheimsen, aber nachdem ich mein improvisiertes Interview mit Senator Ryman aufbereitet und ein paar Standbilder von ihm eingefügt hatte, war ich mir ziemlich sicher, dass der Beitrag die Leserschaft fesseln und gleichzeitig die Wahrheit vermitteln würde, so, wie sie sich mir dargeboten hatte. Mehr konnte ich kaum verlangen.
    Nachdem ich den Beitrag hochgeladen und abgeschickt hatte, tat ich das, was ich nach lebenslanger Übung im wahrheitsgemäßen Berichten am besten konnte: warten. Ich sah den namenlosen Praktikanten beim Herumrennen und Channing beim Auf- und Abgehen zu, während der Senator, der wusste, dass sein Schicksal bereits feststand, ruhig und unerschütterlich über all diesen Leuten thronte. Allerdings wusste er noch nicht, was das Schicksal nun für ihn beschlossen hatte.
    Um Mitternacht schlossen die Wahllokale. Alle Monitore im Zimmer wurden auf die wichtigsten Nachrichtensender eingestellt, und ein Dutzend Köpfe sprachen gegeneinander an, in dem Versuch, die Spannung zu steigern und ihre Quoten noch ein kleines bisschen weiter hochzutreiben. Ich konnte es ihnen nicht verdenken, aber das Getue ließ mich dennoch kalt.
    Mein Ohrstecker piepte. Ich tippte dagegen.
    »Ja.«
    »Georgia, hier ist Buffy.«
    »Ergebnisse?«
    »Senator Ryman hat die Vorwahlen mit einer sauberen Mehrheit von siebzig Prozent für sich

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