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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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»Vielleicht kriege ich ja ein paar brauchbare Zitate, wenn die Zahlen reinkommen.«
    »Ms Mason«, begrüßte Channing mich steif. Mehrere der namenlosen Praktikanten waren weiter hinten im Zimmer damit beschäftigt, Sachen von verschiedenen Monitoren in ihre Organizer abzutippen. »Bitte versuchen Sie, uns nicht in die Quere zu kommen.«
    »Werd mir Mühe geben.« Ich setzte mich auf den nächstbesten freien Stuhl und schaute mit hinter dem Kopf verschränkten Händen zu ihm herüber. Channing gehört zu den Leuten, die es kaum aushalten, dass er aufgrund meiner Sonnenbrille nicht erkennen kann, ob ich ihn ansehe oder nicht.
    Verdrießlich erwiderte er meinen Blick, griff dann nach seinem Jackett und ging mit langen Schritten zur Tür. »Ich hole Kaffee«, sagte er, trat auf den Korridor und knallte die Tür hinter sich zu.
    Senator Ryman machte keinen Hehl aus seiner Belustigung. Stattdessen platzte er laut lachend mit ihr heraus, als hätte er seit Jahren nichts so Lustiges mehr gesehen wie die Flucht seines Chefassistenten aus dem Zimmer. »Georgia, das war nicht nett«, sagte er schließlich immer noch lachend.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich habe mich nur hingesetzt.«
    »Was für ein böses, böses Weibsstück. Ich schätze, Sie sind hier, um in Erfahrung zu bringen, ob Sie noch einen Job haben?«
    »Ich habe meinen Job unabhängig davon, ob Sie eine Wahlkampagne haben oder nicht, Senator, und ich kann die Hochrechnungen ebenso gut vom Konvoi aus mitverfolgen wie von hier. Ich wollte mir nur einen Eindruck von der Stimmung im Lager verschaffen.« Ich schaute mich im Zimmer um. Die meisten Anwesenden hatten ihre Jacketts ausgezogen, und manche auch die Schuhe. Leere Kaffeetassen und halb gegessene Butterbrote lagen verstreut auf den Arbeitsflächen, und die meisten Tafeln waren vollgekritzelt mit Tic-Tac-Toe-Spielgittern. »Ich würde auf ›vorsichtigen Optimismus‹ tippen.«
    »Wir liegen mit dreiundzwanzig Prozent vorne«, sagte der Senator mit einem knappen Nicken. »›Vorsichtiger Optimismus‹ ist eine treffende Einschätzung.«
    »Wie fühlen Sie sich?«
    Er runzelte die Stirn. »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, Sir, irgendwann innerhalb der nächsten … « – ich schaute demonstrativ auf die Uhr – »… sechs Stunden werden Sie erfahren, ob sie Chancen auf eine Nominierung durch Ihre Partei haben, und damit auf das Amt des Präsidenten, oder ob sie den Trostpreis für die zweite Geige kriegen oder schlimmstenfalls überhaupt nichts. Heute beginnt Ihr Sieg oder Ihre Niederlage bei den Wahlen. Also, wie fühlen Sie sich angesichts all dessen?«
    »Schrecklich aufgeregt«, sagte der Senator. »Es ist lange her, seit ich zu meiner Frau gesagt habe: ›Weißt du, Schatz, ich glaube, bei diesen Wahlen versuche ich, Präsident zu werden.‹ Und jetzt ist die Sache ernst. Ich habe durchaus gewisse Erwartungen, aber keine allzu großen. Wie auch immer das Wahlergebnis ausfallen wird, das Volk wird gesprochen haben, und ich werde mich mit seiner Entscheidung abfinden müssen.«
    »Aber Sie rechnen damit, dass das Volk sich für Sie ausspricht.«
    Er fixierte mich mit strengem Blick. »Georgia, ist das hier gerade zu einem Interview geworden?«
    »Kann sein.«
    »Danke für die Vorwarnung.«
    »Vorwarnungen gehören nicht zu meinem Job. Soll ich die Frage wiederholen?«
    »Mir ist nicht klar gewesen, dass das eine Frage war«, sagte er in plötzlich ironischem Tonfall. »Ja, ich rechne damit, dass es sich zu meinen Gunsten ausspricht, weil man es nicht so weit bringt wie ich, ohne dabei ein gewisses Ego zu entwickeln, und ich bin der Meinung, dass der durchschnittliche Amerikaner intelligent genug ist, um zu wissen, was das Beste für sein Land ist. Ich hätte mich nicht zur Wahl aufstellen lassen, wenn ich nicht der Meinung wäre, dass ich der beste Mann für den Job bin. Werde ich enttäuscht sein, wenn ich nicht gewählt werde? Ein bisschen. Es ist ganz natürlich, enttäuscht zu sein, wenn man nicht gewählt wird. Aber ich bin bereit, daran zu glauben, dass eine amerikanische Öffentlichkeit, die intelligent genug ist, sich einen Präsidenten zu wählen, auch intelligent genug ist, um zu wissen, was sie will, und wenn sie nicht mich wählt, muss ich wohl noch mal in mich gehen und gründlich darüber nachdenken, wo ich mich bei der Sache vertan habe.«
    »Haben Sie bereits über Ihre nächsten Schritte nachgedacht, falls sie nach den heutigen Wahlen gut genug dastehen, um die Kampagne

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