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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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meiner Verärgerung. »Bis jetzt hat er mich übergehen können. Ich meine, was hätte ich schon über den Mann sagen sollen? ›Gouverneur Tate ist so sehr mit dem Versuch beschäftigt, gewählt zu werden, dass er keine Zeit hat, sich mit einer Frau hinzusetzen, die seinen Konkurrenten innerhalb der Partei offen unterstützt‹? Nicht gerade ein vernichtendes Urteil. Jetzt sind wir beim Parteitag, und wenn er mit allen außer mir redet, sieht es nach Zensur aus.«
    Emily musterte mich einen Moment lang. Dann trat langsam ein Lächeln auf ihre Lippen. »Also wirklich, Georgia Mason, ich glaube, du hast den armen Mann in die Falle gelockt.«
    »Nein, Ma’am, ich habe lediglich eine journalistische Standardvorgehensweise angewendet«, sagte ich. »Er hat sich selbst ein Bein gestellt.«
    Ein Exklusivinterview sechs Wochen vor dem Parteitag hätte noch so gut werden können – wenn ich ihn nicht gerade dazu gebracht hätte, mir einen Sexskandal oder Drogenmissbrauch zu gestehen, dann hätte er es in der Versenkung verschwinden lassen oder sich davon freikaufen können, und sein strahlend reiner Ruf als »Vorkämpfer der religiösen und konservativen Rechten« wäre dadurch nicht getrübt worden. Senator Ryman ist gemäßigt mit einer Tendenz zum Liberalismus, trotz seiner starken Bindung an die Republikaner. Gouverneur Tate dagegen steht so weit rechts, dass er fast am Rand runterfällt. Wenige Leute sind dazu bereit, sich heutzutage sowohl für die Todesstrafe als auch für die Revidierung von Roe vs. Wade einzusetzen, doch er tut genau das, und nebenbei spricht er sich für eine Lockerung von Masons Gesetz aus, das den Betrieb von familiengeführten Farmen in einem Umkreis von hundertfünfzig Kilometern um Großstädte untersagt, und für eine strengere Auslegung des Raskin-Watts-Urteils. Unter seiner Regierung wäre der Besitz einer Kuh in Albany kein Verbrechen, aber es würde als Terrorhandlung eingestuft, wenn man versucht, dem Opfer eines Herzanfalls das Leben zu retten, bevor man einen umfassenden Bluttest durchgeführt hat. Ob ich ein wenig Zeit allein mit ihm verbringen wollte, um bei laufender Kamera herauszufinden, eine wie tiefe Grube er sich graben konnte, wenn man ihn mit den richtigen Fragen konfrontierte?
    Aber hallo!
    »Wann findet das Interview statt?«
    »Um drei.« Ich warf einen Blick auf die Uhr. »Genau genommen wäre es mir eine große Hilfe, wenn du den Rest des Weges allein mit Shaun gehen könntest, falls es dir nichts ausmacht. Ich muss langsam hinmachen, wenn ich den Gouverneur nicht warten lassen will.«
    »Ich dachte, du willst den Gouverneur warten lassen«, sagte Shaun.
    »Ja, aber es muss mit Absicht sein.« Wenn ich ihn absichtlich warten ließ, zeigte ich mich als Strategin. Wenn ich ihn warten ließ, weil ich nicht genug Zeit für den Weg zu seinem Büro eingeplant hatte, war das schlampig. Man sagt mir so einiges nach – seit dem Artikel, in dem ich Wagman als »aufmerksamkeitsheischende Prostituierte, die beschlossen hat, sich mit einem Pole-Dance auf der Verfassung ein bisschen Kleingeld zu verdienen« bezeichnet habe, steht »Miststück« ganz oben auf der Liste der Bezeichnungen, mit denen man mich tituliert – aber Nachlässigkeit gehört nicht dazu.
    »Natürlich«, sagte Emily. »Danke, dass du hier rausgekommen bist, um dich mit mir zu treffen.«
    »Es war mir ein Vergnügen, Mrs Ryman. Shaun, bitte zieh die nette potenzielle First Lady nicht in irgendwelche Spielereien mit Toten rein, bevor du sie an den Sicherheitsdienst übergibst.«
    »Nie hat man seinen Spaß«, brummte Shaun im Scherz und hielt Emily seinen Arm hin. »Wenn du mich begleiten würdest, ich denke, ich kann dir eine absolut öde, langweilige und ereignislose Reise von Punkt A nach Punkt B versprechen.«
    »Das klingt wundervoll, Shaun«, sagte Emily. Ihr Sicherheitsteam – drei kräftige Herren, die wie alle anderen Sicherheitsleute auf dem Parteitag aussahen – folgten Shaun und ihr durch den Korridor.
    In der E-Mail mit der Bitte um ein Treffen hatte sie geschrieben, dass sie an einem der Lieferanteneingänge eintreffen würde und nicht durch die VIP-Tür. »Ich möchte der Presse aus dem Weg gehen«, war ihre leider nur allzu verständliche Begründung, auch wenn es sich dabei um ein hoffnungsloses Unterfangen handelte. Trotz der abfälligen Bemerkungen einiger meiner Kollegen sind ich und mein Team nicht die Schoßhündchen dessen, was hoffentlich einmal die Regierung Ryman sein wird. Wenn unser

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